nichtswieweg... vier Abenteurer unterwegs

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Gefahrene Route
Kolumbien Teil 1
Reisebericht vom 13.06.2016 bis 07.07.2016, Kolumbien
Highlights: Cartagena, Minca, Parque Nacional del Chicamocha, San Gil, Barichara, Villa de Leyva, Guatavita und Embalse de Tominé, Zipaquirá (Salzkathedrale), Bogotá

Zu unserem Südamerika-Auftakt lassen wir uns gleich in den Bann der pulsierenden Kolonialstädte Kolumbiens ziehen. Dazu gibt es geballte Ladungen von tropischen Naturregionen und fast schon heimisch wirkenden Alpenweiden. Dem nicht genug, besuchen wir die einzigartige unterirdische Salzkathedrale von Zipaquirá und bestaunen den fantastischen Goldschatz in Bogotá. Kolumbien ist einfach unglaublich und lässt jedes Reiseherz höher schlagen.

Ankunft in Südamerika

Es ist bereits spätabends, als wir mit der „SY Eucalyptus“ die Hafenstadt Cartagena erreichen und somit nach 9 Jahren erstmals wieder südamerikanischen Boden betreten. Irgendwie können wir es gar nicht so recht fassen, dass wir jetzt wirklich hier sind und hätten wir einen Champagner mit dabei gehabt, wäre es jetzt an der Zeit gewesen, die Korken knallen zu lassen. Denn jetzt beginnt für uns eigentlich der Reiseabschnitt, auf den wir uns wohl am Meisten gefreut haben. Bereits im 2005 waren wir für fast 2 Jahre mit Gaucho, unserem damaligen Fahrzeug - einem Land Rover 109, auf diesem Kontinenten unterwegs und seit dem hat uns die Faszination Südamerika einfach nicht mehr los gelassen. Umso schöner, haben wir nochmals die Möglichkeit hierher zu kommen um Neues sowie auch Altbekanntes zu entdecken. Und so fangen wir als Erstes mit Kolumbien an, einem Land, welches wir damals aus Sicherheitsgründen nicht bereist haben.

Cartagena de Indias (Bolívar)

Unsere erste Station in Kolumbien ist die wunderschöne Kolonialstadt Cartagena de Indias, welche uns zugleich auch als Ankunftshafen für die Verschiffung unseres Duros von Panama nach Kolumbien dient. Da die Überfahrt mit der Reederei Wallenius Wilhelmsen lediglich einen Tag dauert, steht unser Mogli bereits am Hafen, als wir Cartagena erreichen. Das bedeutet keine Verschnaufpause für David und Roger, welche gleich am nächsten Tag mit der Fahrzeugauslösung beginnen. Während die Beiden einiges zu tun haben, erkunden Claudia und ich die historische Altstadt oder wie es so schön im Reiseführer heisst, das Filetstück der Stadt. Prunkvolle Bauten, bunt angemalte Häuserfassenden, mit Blumen geschmückte Balkone, prächtige Arkaden und dazu die besten „Stängeli-Glaces“, welche wir je gegessen haben, in Cartagena kann man es gut und gerne ein paar Tage aushalten.

Aber wie schon zuvor in Mittelamerika, raubt uns auch hier die Hitze wieder fast die Luft zum Atmen. Heisse Temperaturen und eine hohe Luftfeuchtigkeit, zum Glück haben wir ein Zimmer mit Klimaanlage, wo wir uns immer wieder ein bisschen abkühlen können. Wir sind im Viertel Getsemaní einquartiert, dem pulsierenden Stadtteil Cartagenas oder vielleicht sogar dem Herzstück der Stadt. Hier gibt es zwar nicht die schönen Bauten wie im historischen Zentrum, dafür herrscht rege Betriebsamkeit. Kaum senkt sich die glühende Sonne, werden die Garküchen aufgestellt und aus allen Ecken dampft und brutzelt es. Die Leute sitzen draussen, trinken ein Bierchen und versuchen den Touristen Marihuana anzudrehen. Wir belassen es beim Bierchen und schauen einfach dem regen Treiben zu, das ist schon spannend genug.

Nach zwei Tagen kommt dann die gute Nachricht von unserer Männerfront. Unsere beiden Reisegefährten, Hägar und Mogli, sind unversehrt in Kolumbien angekommen und konnten problemlos ausgelöst werden. Uff, da sind schon alle mal froh, dass alles gut gegangen ist. Die genauen Details zur Fahrzeugverschiffung inkl. Kostenaufstellung sind für Interessierte separat unter Tipps und Tricks - Fahrzeugverschiffung, aufgelistet.

Uns gefällt es in Cartagena so gut, dass wir noch ein paar Tage anhängen. Ausnahmsweise verzichten wir aber auf die Annehmlichkeiten unseres Reisemobils und geniessen weiterhin die Vorzüge eines klimatisierten Zimmers, während wir Mogli auf dem bewachten Parkplatz beim etwas ausserhalb liegenden Hotels Bella Vista abstellen. Es gibt viel zu sehen in der Stadt, unter anderem auch das „Castillo de San Felipe de Barajas“, die grösste Festung, welche je von den Spaniern auf dem amerikanischen Kontinenten errichtet wurde. Aber nach gut einer Woche fängt es dann doch an zu Kribbeln und wir möchten nun das Land erkunden, wo alle Reisenden nur so in den höchsten Tönen schwärmen. In Cartagena heisst es auch vorübergehend „Tschüss“ zu unseren Reisefreunden Claudia und David zu sagen. Während sie an die Küste fahren, zieht es uns in die Berge und die kühleren Regionen. Hasta luego amigos!

Abkühlung in Minca (Magdalena)

Wir fahren hinauf in die Berge der Sierra Nevada und finden im kleinen Dorf Minca einen gemütlichen Platz zum Verweilen vor. Hier passt alles, angenehme Temperaturen, nette Gesellschaft, ein erfrischender Swimmingpool und die Hängematte baumelt genau am richtigen Ort. Wir fühlen uns jetzt schon pudelwohl in Kolumbien, was sicherlich auch mit den Einheimischen zusammenhängt, welche sehr aufgeschlossen und interessiert an uns Touristen sind. So kommt es auch, dass wir gleich 5 Tage bleiben. In der Zwischenzeit sind auch die Hägars (Claudia und David) eingetroffen und da Rogers Geburtstag in unmittelbare Nähe rückt, beschliessen wir, zusammen weiterzufahren und gemeinsam zu feiern. Wir machen uns gerade auf den Weg als uns William, unser Gastgeber, entgegenkommt und uns zum Abschied noch 1kg feinsten kolumbianischen Kaffee in die Hand drückt und meint, er hätte hier noch ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk. Wieder einmal mehr sind wir sprachlos über die Gastfreundschaft die uns so oft auf Reisen zu Teil wird, herzlichen Dank.

Parque Nacional del Chicamocha & San Gil (Santander)

Heute wird Geburtstag gefeiert und wo macht man das besser als in einem Vergnügungspark? Kolumbien hat eine spezielle Eigenheit und zwar sind hier die Nationalparks nicht so wie man sie sonst kennt, dass man sich in der Natur aufhält, wandert und Naturschönheiten bewundert. Nein, in Kolumbien versteht man unter einem Nationalpark einen Vergnügungspark, welcher die Besucher unterhalten soll. Möchte man in einen Naturpark gehen, so muss man sich nach einem „Parque Nacional Natural“ umschauen. Heute steht aber Vergnügen auf dem Programm und da wir die Nacht zuvor gleich auf dem parkeigenen Parkplatz verbracht haben, sind wir rechtzeitig zur Türöffnung da. Hauptattraktion des Parkes ist eine 6,4km lange Gondelbahn, welche über den Cañon Chicamocha führt und einem so auf die andere Bergflanke bringt, Aussicht inklusive.

Aber zu einem richtigen Fest gehört natürlich auch noch das passende Essen dazu und so fahren wir weiter nach San Gil auf den Campingplatz „Fogata“. Der Platz ist einfach fantastisch, liegt direkt an einem Wildbach und sieht aus wie in einem Märchenwald mit dem tief herunterhängenden Spanisch Moos von den Bäumen. Seit Monaten campen wir mal wieder auf einem richtigen Campingplatz mit tollem Rasen. Auch die Feuerstelle ist bereits parat, 1,7kg Argentinisches Rindsfilet warten auf den Verzehr und es wird bis tief in die Nacht gefeiert. So wird man doch gerne ein Jährchen älter, oder?

Abstecher nach Barichara (Santander)

In Kolumbien gibt es viele Kolonialdörfer und Barichara zählt mit zu den Schönsten des Landes. Also Grund genug, einen Abstecher dahin zu unternehmen. Da sich dieses kleine 4000 Seelendorf nur mal gerade 22km von San Gil entfernt befindet, lassen wir Mogli auf dem Camping stehen und nehmen den Bus. Und auch diesmal hat unser Reiseführer nicht zuviel versprochen. Wir finden das Kolumbien vor, so wie wir es uns vorgestellt haben. Ein Dorf mit steilen, kopfsteingepflasterten Gassen und einem Meer aus Ziegeldächern. Der Dorfplatz strahlt eine innere Ruhe aus und in den umliegenden Cafés gibt es leckeren Tinto (schwarzen Kaffee), Churros (Krapfen mit Dulce de Leche Füllung), einen frischgepressten Fruchtsaft und das alles gerade mal für CHF 2.00. Kolumbien ist einfach in jeder Hinsicht ein absolutes Highlight.

Mit 4 PS durch Villa de Leyva (Boyacá)

Nach San Gil fahren wir weiter ins Kolumbianische Hochland und besichtigen erneut ein Top Reiseziel des Landes, die Kolonialstadt Villa de Leyva. Auf über 2000m gelegen, müssen wir doch tatsächlich unsere dicken Pullover hervorholen und ziehen seit Monaten sogar mal wieder lange Hosen an. Was für ein komisches Gefühl, auf einmal soviel Stoff am Körper zu tragen. Wir haben das perfekte Wochenende für die Stadtbesichtigung erwischt, es ist ein verlängertes Wochenende und wie es scheint, haben alle Kolumbianer die gleiche Idee wie wir. Das Städtchen platzt fast aus allen Nähten und es wird schwierig, überhaupt ein paar Fotos ohne gleich einen Kopf davor zu schiessen. Na ja, man kann es nicht immer goldig treffen. Dafür macht unser Herz einen Freudenhüpfer, als wir die vielen Landys in der Stadt sehen. Der Land Rover Club Kolumbien verbringt ebenfalls das Wochenende in Villa de Leyva und lädt uns gleich zu sich auf ihr Camp-Areal ein. Tja - einmal ein Landy-Fahrer, immer ein Landy-Fahrer :-). Obwohl wir jetzt mit einem Duro unterwegs sind, werden wir ganz herzlich vom Club aufgenommen. Ob da wohl unser grosses Land Rover Logo an der Hecktüre eine Rolle gespielt hat?

Trotz der vielen Leute geniessen wir die Stadt so richtig. Villa de Leyva ist ein absolutes Shopping-Paradies und so stürzen sich Claudia und ich rein ins Getümmel. Unsere Männer haben wir in einem Restaurant geparkt, sie sind überglücklich können sie sich dem Kartenspiel widmen und müssen uns nicht begleiten. Da wir uns bei 20 Grad schon fast alle Körperteile abfrieren, decken wir uns beim Markt mit Schal, dicken Socken und Mützen ein, sicher ist sicher.

Nebst dem Einkaufsspass gibt es aber noch allerlei Sehenswürdigkeiten in der Umgebung zu erkunden und da diese teilweise weit auseinander liegen, geht es diesmal hoch zu Pferd auf Entdeckungstour. Wir besichtigen das fast vollständig aus Ton erbaute „Casa Terracotta“, ein versteinertes, 8m langes Skelett eines 120 Millionen alten Kronosaurus sowie eine kleine Lagune, die Pozo Azul. Während 3,5 Stunden sind wir mit 4 PS unterwegs und dürfen nebst dem Traben sogar Galoppieren, ein Riesenspass, inklusive einem „läck tuet miar dr Ars... weh“ am Schluss der Tour. Da ist Duro fahren doch einiges bequemer :-).

Besuch der Salzkathedrale in Zipaquirá (Cundinamarca)

Wir unternehmen einen Abstecher ins Hinterland und fahren diesmal nach Guatavita und der nahegelegenen „Embalse de Tominé“, einem Stausee in idyllischer Umgebung. Wir campen ganz einsam auf einer mit Wildblumen gesäumten Wiese, Kühe sind neben uns am Grasen und wir haben einen tollen Blick auf die Berge. Wenn wir es nicht ganz genau wüssten würden wir sagen, wir sind zu Hause in der Schweiz.

Von hier aus brechen wir auf zu unserem nächsten Ziel, nein, diesmal ist es keine Kolonialstadt, sondern eine unterirdische Salzkathedrale. Auf einer Fläche von 8‘500 Quadratmetern gehört diese Kathedrale zu den grössten religiösen Bauwerken der Welt. Sie befindet sich in einem Salzbergwerk, ist dreischiffig und 120m lang. Um hierher zu gelangen, folgt man einem ebenfalls unterirdischen Kreuzweg mit 14 Stationen und vielen kleinen Kapellen. Als Erstes muss man an einer organisierten Führung teilnehmen und kann dann aber am Schluss der Tour, den Rundgang nochmals auf eigene Faust ablaufen. Was hier geschaffen wurde, ist einfach gewaltig. Wir verbringen 3,5 Stunden in der Kathedrale und haben bestimmt noch nicht alles gesehen.

Bogotá und der Besuch des Gold- und Militärmuseums (Distrito Capital)

Mit 8,5 Millionen Einwohnern ist Bogotá nicht nur die grösste Stadt Kolumbiens, sondern auch die Hauptstadt des Landes. Diesmal steht für uns aber nicht eine Stadtbesichtigung im Vordergrund, sondern der Besuch des Goldmuseums, welches mit seiner riesigen Sammlung (ca. 35‘000 Objekte aus Gold, Platin und Silber) zu den schönsten Museen Lateinamerikas zählt. Auf mehreren Etagen schauen wir uns die verschiedenen, präkolumbischen Artefakte an und werden am Schluss noch mit einer kleinen Show als Zugabe belohnt, wo passend zu traditioneller Musik 8‘000 Goldobjekte aufblitzen und dann wieder in Dunkelheit versinken, sozusagen um den Untergang einer alten Kultur zu symbolisieren.

Heute legen wir einen Museums-Tag ein und so steht anschliessend das Militär-Museum auf dem Programm. Hier wird einem schon wieder bewusst vor Augen geführt, über was für eine traurige Vergangenheit Kolumbien verfügt, nicht nur der Drogen wegen, sondern auch in Bezug auf die Guerillas. Bis 2015 war die Guerillabewegung FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia) noch immer recht aktiv und es gab einige Anschläge, vorwiegend aber auf Polizei- und Militäreinrichtungen. Aufgrund der aktuellen Friedensvereinbarung zwischen der FARC und der Regierung, welche am 22. Juni 2016 bekanntgegeben wurde, besteht nun aber eine realistische Möglichkeit, dass der nun schon seit 50 Jahren währende Bürgerkrieg zwischen diesen Parteien endlich ein Ende findet. Wir hoffen es wirklich sehr für Kolumbien!

Nach soviel Geschichte sind wir froh, den Grossstadtmoloch wieder zu verlassen. Da Bogotá über ein gutes öffentliches Verkehrsnetz verfügt, sind wir mittels ÖV‘s in die Stadt gefahren und haben unser Auto auf einem bewachten Parkplatz bei der Shopping Mall Puenta 80 abgestellt, wo wir auch gleich zwei Nächte bleiben.

Von Bogotá aus fahren wir weiter durchs Hinterland und tollen Pisten zum Peñol, einem gigantischen Monolithen, auf welchem man gemäss Werbeprospekt die „schönste Aussicht der Welt“ geniessen darf. Tja - ob es wirklich so toll ist, das gibt es dann im Kolumbien Teil 2 :-).