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Gefahrene Route
Uruguay & die Rückreise
Reisebericht vom vom 08.09.2017 bis 20.10.2017, Uruguay & die Rückreise
Highlights Uruguay: Termas de Guaviyu, Jaureguiberry - Paraiso Suizo, Montevideo
Highlights Rückreise mit dem Frachtschiff Grande America: Paranagua (Brasilien), Santos (Brasilien), Rio de Janeiro (Brasilien), Atlantik-Überquerung, Dakar (Senegal), Banjul (Gambia), Tanger Med (Marokko), Antwerpen (Belgien)

Unsere letzten Tage auf dem grossartigen, südamerikanischen Kontinenten sind angebrochen und es wird Zeit, uns in Uruguay für die Rückreise vorzubereiten. Nach 3 Jahren "on the road" starten wir nun zu unserem "Grande Finale" und schippern während rund 5 Wochen mit dem Frachtschiff "Grande America" zurück nach Europa. Was hat unsere Reise gekostet und wo hat es uns am Besten gefallen? Diese und weitere Fragen beantworten wir als Bonus in unserem 36. und letzten Reisebericht.

Land unter in Uruguay

Unser letztes Reiseland in Südamerika empfängt uns mit Dauerregen und einer Weltuntergangsstimmung. Da kann man eigentlich gar nichts anderes machen, als sich ein Bad in einer der unzähligen heissen Thermalquellen zu gönnen, wofür Uruguay ja bekannt ist. Zwar liegen diese mehrheitlich im nordwestlichen Teil des Landes und somit ganz und gar nicht auf unserem Weg Richtung Montevideo. Aber wir haben noch eine Woche Zeit bis unser Frachtschiff ausläuft und so nehmen wir mal eben einen kurzen Abstecher von 300km in Kauf, um zu den nächstgelegenen Thermen zu fahren.

Wir haben uns die "Termas de Guaviyu" ausgesucht, welche nebst mehreren Aussenbecken auch noch über einen Innenbereich verfügen, was sich als sehr nützlich erweisen wird. Denn aufgrund der anhaltenden, starken Gewitter ist es zu gefährlich, sich draussen in den Badepools aufzuhalten. Es blitzt, donnert und regnet dermassen heftig, dass sogar der kleine Fluss, welcher in der Nähe unseres Campingplatzes vorbeifliesst, in der Nacht über die Ufer tritt und wir am nächsten Morgen in einer Seen-Landschaft aufwachen. Die Hälfte des riesigen Camping-Areals wurde überschwemmt und wir müssen von unserem Platz evakuiert werden. Wir trotzen noch einen weiteren Tag den starken Regenfällen, aber als schlussendlich auch noch der Rest des Campingplatz im Schlamm zu versinken droht, machen wir einen Abflug. Ich glaube wir haben in den drei Tagen in Uruguay mehr Regen abbekommen, als auf unserer kompletten Reise.

Unsere letzten Tage in Uruguay

Wir haben diesmal für Uruguay nur wenige Tage eingeplant, da wir dieses kleine Land am "Rio de la Plata" bereits auf unserer ersten Südamerika-Reise ausgiebig angeschaut haben. So fahren wir dann auch von den Thermen auf direktem Weg in die Hauptstadt des Landes, nach Montevideo. Hier treffen wir uns kurz mit unserem Verschiffungs-Agenten um die letzten Details zu besprechen, bevor wir uns auf nach Jaureguiberry begeben, wo sich das berühmte "Paraiso Suizo" befindet, einen sogenannten Overlander-Umschlagplatz. Dieser von Schweizern geführte Campingplatz befindet sich in der Nähe von Montevideo und ist somit ein perfekter Ort für Südamerika-Neuankömmlinge, um sich für die Weiterreise startklar zu machen oder, wie in unserem Falle, sich für die Rückreise vorzubereiten. Auf dem Platz herrscht ein stetiges Kommen und Gehen, immer wieder treffen neue Leute ein.

Hier lernen wir auch die beiden sympathischen Schweizer Veronica und Martin kennen, welche gerade ihr "VW-Büssli" vom Zoll ausgelöst haben und ihr Südamerika-Abenteuer hier beginnen. Und wie es der Zufall so will, kommen die Zwei auch noch aus Wangs (SG), einem Nachbar-Dorf, keine 5km von unserem ehemaligen zu Hause entfernt. Wir könnten von morgens bis abends quatschen und als wir dann von unserem Agenten die Nachricht bekommen, dass sich unsere Abfahrt um einen weiteren Tag verschieben wird, sind wir natürlich überhaupt nicht unglücklich darüber. So können wir auch gleich noch am grossen Fondue-Plausch teilnehmen, welches von Sylvia und Heinz, dem Besitzerpaar des Paraiso-Suizo, organisiert wird. Es wird ein äusserst geselliger Abend und während die einen diesen Anlass nutzen, um auf einen runden Geburtstag oder ihren Reisebeginn anzustossen, erheben wir unser Glas und blicken auf unsere unglaublichen drei Jahre "on the road" zurück.

Jetzt gibt es kein zurück mehr!

Mit gemischten Gefühlen legen wir am nächsten Tag unsere letzten 70km auf dem südamerikanischen Kontinenten zurück und selten wurde im Mogli so wenig gesprochen wie heute; jeder geht seinen eigenen Gedanken nach. Als wir den Hafen von Montevideo erreichen, sehen wir bereits die unverkennbare Silhouette des gelb/weissen Grimaldi-Schiffes, welches unser zu Hause für die kommenden 5 Wochen sein wird. Zusammen mit unserer Agentin erledigen wir die Zollpapiere am Hafen und kurze Zeit später fahren wir bereits die Rampe hinauf und parkieren unseren Duro im dicken Bauch des Co/Ro Frachters "Grande America".

Dann geht alles recht zügig von statten. Die Laderampe wird hochgezogen und es heisst "Leinen los!". Schwarzer Rauch spuckt aus dem Schiffskamin und der unverkennbare Schweröl-Duft liegt in der Luft. Gespannt schauen wir dem Ablegemanöver zu und starten nun zum letzten Teil von unserem Panamericana-Abenteuer.

Unser Frachtschiff - die "Grande America"

Als wir vor 3 Monaten unsere Rückreise organisiert haben, waren wir eigentlich auf der "Grande Nigeria" gebucht, welche jedoch kurzfristig auf die Westafrika-Route umgeteilt und deshalb durch die "Grande America" ersetzt wurde. Als uns dies die Reederei mitteilte, haben wir uns natürlich auch über dieses Schiff im Internet erkundigt und herausgefunden, dass die "Grande America" das älteste Schiff der gesamten Flotte ist. Auch haben unsere Recherchen ergeben, dass dieser Frachter immer mal wieder mit ernsthaften Problemen wie z.B. Motor- und Stromausfall zu kämpfen hatte. So haben wir kurz mal überlegt auf ein anderes Schiff umzubuchen, aber da der Termin eigentlich perfekt passt und dies die Tour mit den meisten angelaufenen Häfen ist, lassen wir es doch bleiben. So sind wir natürlich umso mehr gespannt, was auf uns zukommen würde.

Grande America - Pimp up your cabin!

Wir werden auf dem Schiff sehr herzlich von Giuseppe, unserem Messman, begrüsst und da unsere Kabine noch nicht bezugsbereit ist, bekommen wir zuerst mal als "Welcome-Drink" einen leckeren italienischen Cappuccino aufgetischt. Aiii, das startet ja sensationell, denken wir. Als Roger dann mal nachfragt, ob er irgendwo eine Toilette aufsuchen könne, kommt dann prompt die Antwort: "Nein, das ist momentan leider nicht möglich, denn die Vakuumpumpe der Klo-Absaugung ist gerade defekt und man kann keine Toilette auf dem Schiff benützen." Hoppla, da hilft nur noch Pobacken zusammenklemmen und auf‘s Beste hoffen. Nach 3 Stunden funktioniert dann zum Glück das WC wieder und unsere Kabine ist auch bezugsbereit.

Aber irgendetwas ist an dieser Kabine eigenartig, es ist so heiss, dass uns beim Auspacken buchstäblich der Schweiss hinunterläuft. Das ist doch nicht normal, zumal es draussen nur knappe 15° Grad warm ist. Schnell finden wir heraus, dass die Lüftung nicht richtig funktioniert. Als es am Abend immer noch so heiss ist, schauen wir mal in den anderen Kabinen nach und entdecken, dass es in der Kabine neben uns um einiges kühler ist. Wir fragen nach, ob wir wechseln können, was kein Problem ist, da wir die einzigen Passagiere auf dem Schiff sind. Auf der "Grande America" gibt es 5 typengleiche Innenkabinen und eine Eigner-Kabine mit Fenster. So packen wir unsere 7 Sachen wieder zusammen und ziehen in die Kabine 1232.

Bereits tags darauf funktioniert dann in unserer neuen Kabine das Badezimmer-Licht nicht mehr, was natürlich für eine Innenkabine doch etwas blöd ist. Und da wir gerade Wochenende haben und der Schiffselektriker auch seinen arbeitsfreien Tag hat, muss unser "Problemchen" halt bis am Montag warten. Aber als gutausgerüstete Camper haben wir selbstverständlich Stirnlampen mit dabei. Unser Licht wird dann am Montag auch prompt repariert mit dem Ergebnis, man muss immer noch mit der Stirnlampe auf‘s Klo gehen und wenn man 3 Minuten später die Spülung betätigt, kann man immerhin bei Licht das stille Örtchen wieder verlassen.

Da nun unser Lichtproblem gelöst ist, können wir sogar mal unsere Dusche ausprobieren (nicht vergessen den Lichtschalter 3 Minuten vorher zu betätigen). Man wird zwar vom Duschen nass, aber nicht durch die Duschbrause. Zudem gibt es keinen Duschvorhang und das kleine Bad steht anschliessend komplett unter Wasser. Was zwar praktisch für die Badreinigung ist, frustriert den Möchtegern-Duscher doch etwas. Doch wir wären nicht das NWW-Team-Gaucho, um auch dieses kleine Malheur in den Griff zu kriegen. Mit dem Leatherman in der Hand begibt sich Roger auf Diebeszug zu den unbesetzten Nachbars-Kabinen und so wechseln Duschbrause sowie Duschvorhang schlagartig den Besitzer. Auch die Matratzen tauschen wir selber aus und nach ein paar Tagen können wir stolz verkünden, dass die Kabinen-Nr. 1232 zu einer Innen-Suite umfunktioniert wurde und diese mittlerweile auch ISO-9001 zertifiziert ist.

Grande America - Abschied von Südamerika

Nun gut, uns gefällt es ausgezeichnet auf der "Grande America", wir haben allerschönstes Wetter und perfekte Liegezeiten in den jeweiligen Häfen. In Brasilien laufen wir Paranagua, Santos und Rio de Janeiro an, wo wir jeweils die Möglichkeit für einen Landgang bekommen. Fast schon traditionsgemäss für Rio de Janeiro, immerhin sind wir bereits das dritte Mal mit Grimaldi hier, unternehmen wir wieder eine mehrstündige Sightseeing-Tour und gönnen uns zum krönenden Abschluss eine leckere Caipirinha am wohl berühmtesten Strand von Rio, an der Copacabana. Hier heisst es nun auch endgültig von "unserem" Südamerika Abschied nehmen. Voller Wehmut schauen wir zu, wie die Leinen vom Schiff gelöst werden und wir uns immer weiter von unserem Lieblingskontinenten entfernen. Aber es wird kein Abschied für immer sein, irgendwann kommen wir wieder, ¡Hasta luego America del Sur!

Grande America - Die Passagierliste erhält Zuwachs

Und just in dem Moment, als die Melancholie Überhand zu nehmen droht, wartet eine Überraschung an Bord auf uns. In Rio de Janeiro sind zwei weitere Passagiere dazugekommen, welche bis nach Dakar (Senegal) mit uns reisen werden. Liz und Arthur kommen aus Guyana bzw. Arthur aus Suriname und es ist für uns unglaublich spannend mal jemanden aus diesen winzig kleinen Ländern, welche sich ganz im Norden von Südamerika befinden, kennenzulernen. Wir löchern sie natürlich mit Fragen zu ihrer Heimat und so bekommen wir doch ein bisschen das Gefühl, dass sich das fehlende Puzzleteil auf unserer Südamerika-Karte einwenig schliesst. Es ist herrlich mit den Beiden, wir lachen soviel, dass unsere Bauchmuskeln schmerzen. Unserem Kapitän wird es mit uns Vieren ein bisschen zu bunt und so wird unsere Mittagszeit kurzerhand von 12.00 Uhr auf 12.30 Uhr verlegt, damit wir die Crew mit unserem Gelächter und angeregten Gesprächen nicht mehr beim Essen stören. Uns ist es recht so.

Wir haben ein knallhartes Tagesprogramm vor uns: 07.30 Uhr Frühstück, 10.00 Uhr Besuch auf der Brücke inkl. Kaffee, 12.30 Uhr Mittagessen, 17.00 Uhr Sundowner auf Deck 12, 18.00 Uhr Abendessen, danach Zeit zur freien Verfügung. Zwischen all diesen Terminen quetschen wir noch eine Besichtigungstour des Maschinenraums sowie eine Tour der verschiedenen Garagendecks ein. Und da soll mal jemand sagen, so eine Frachtschiffreise wäre Erholung :-).

8 Tage dauert die Fahrt von Rio de Janeiro über den Atlantik nach Dakar. Wir haben traumhaftes Wetter und spiegelglatte See, besser geht es gar nicht mehr. Dazwischen bekommen wir immer mal wieder Besuch von Delphinen, Walen, Haifischen, Schildkröten, fliegenden Fischen und sogar eine Riesenqualle können wir in den Weiten des Atlantiks erspähen. Als wir Dakar (Senegal) und somit den afrikanischen Kontinenten erreichen, heisst es nun auch Abschied von unseren neugewonnenen Freunden nehmen. Wir hatten eine unglaubliche Woche zusammen und werden die Beiden richtig vermissen. Und das Schöne daran, jetzt haben wir noch einen weiteren Grund um nochmals nach Südamerika zu reisen. See you in Guyana.

Grande America - Stürmische Zeiten in Dakar (Senegal)

In Dakar, der Hauptstadt von Senegal, werden wir während 48h im Hafen bleiben, was für uns natürlich sensationell ist, um die Stadt zu erkunden. Das einzige Problem dabei ist, dass wir heute, das erste Mal nach 3 Wochen, einen richtigen Sturm haben. Der Wind ist so heftig, dass er es fertig bringt, unser fest vertautes, 57‘000 Tonnen schwere Schiff meterweit von der Hafenmauer wegzutreiben, so dass es droht sich loszureissen und dabei ein anderes Schiff zu rammen. Die Crew reagiert schnell, startet den Motor und bringt das Schiff wieder sicher zurück an Land. Stress pur für die gesamte Besatzung. Unser Chief Mate erklärt mir noch am selben Tag, dass genau das Gleiche vor etwas mehr als einem Monat der "Grande Nigeria" zugestossen sei, nur mit dem Unterschied, dass es in der Nacht geschah und die Crew zu langsam reagierte. Das Schiff kollidierte daraufhin mit einem Passagierschiff und beide Schiffe zogen erheblichen Schaden zu. Verletzt wurde dabei niemand, doch die Laderampe der "Grande Nigeria" wurde stark beschädigt und musste während rund einem Monat im Hafen von Dakar repariert werden. Das Schiff konnte erst kurz vor unserem Eintreffen den Hafen wieder verlassen.

Wir warten ein paar Stunden ab bis sich der Sturm etwas beruhigt hat und gehen dann von Bord. Ich habe mir ein paar Sachen herausgeschrieben was es in der Stadt anzuschauen gibt, aber die Senegalesen sind so aufdringlich, dass es überhaupt keinen Spass macht sich in der Stadt zu bewegen. Vom Kunsthandwerksmarkt, welcher eigentlich wirklich schöne Sachen feilbieten würde, nehmen wir Reissaus. Immerhin finden wir einen fantastischen Supermarkt, wo wir nach Herzenslust einkaufen und ein bisschen zusätzlichen Proviant mit auf‘s Schiff nehmen können. Am nächsten Tag versuchen wir nochmals unser Glück mit Dakar, aber irgendwie werden wir mit dieser Stadt trotz der sengenden Afrika-Hitze einfach nicht warm. Wir schaffen es nicht mal in Ruhe ein Foto zu schiessen. Deshalb gibt es auch keine Bilder von Dakar Downtown.

Grande America - Hitze und Abzocke in Banjul (Gambia)

Unser nächster Anlegehafen ist Banjul, die Hauptstadt von Gambia. Südlich von Dakar gelegen, macht uns hier die Hitze noch mehr zu schaffen. Da wir nicht gleich in den Hafen hineinfahren können, müssen wir ein paar Tage vor Banjul ankern. Und dies wird wirklich zur Geduldsprobe. Es ist so heiss und absolut windstill, dass selbst alle auf Hochtouren laufende Klimaanlagen mit der Kühlung nicht mehr nachkommen. Im Essensraum läuft einem der Schweiss nur noch herunter und in unserer Kabine bringen wir nachts die Temperaturen nicht mehr unter 30° Grad. Und wir sind noch gut dran, in den Aussenkabinen, wo die Hitze zusätzlich durchs Fenster eindringt, ist es noch viel heisser. Alle sind völlig übermüdet von den schlaflosen Nächten und die arme Crew muss dabei ja noch arbeiten. Hier bekommen wir auch noch eine Nachricht vom Agenten in Banjul übermittelt, dass wir für Gambia ein Visum benötigen und dies für uns Beide €150.00 kosten würde. Uns verschlägt es fast die Sprache. Wir teilen unserem Kapitän mit, dass wir sowieso nicht vorhaben, in Banjul an Land zu gehen. Er aber meint, dass wir die Visa-Gebühren wohl trotzdem bezahlen müssen. Als wir intervenieren rät er uns, am nächsten Tag gleich mit den Zollbeamten selber zu diskutieren. Na ja, das werden wir machen. In der Nacht bekommt die "Grande America" endlich die Freigabe in den Hafen einzufahren und immerhin haben wir so mal das Gefühl, dass es endlich wieder weitergeht.

Am nächsten Tag kommt dann tatsächlich das gesamte Staraufgebot von Banjul auf‘s Schiff. Zu Fünft sitzen sie am Tisch und wir merken schnell, dass wir keine Chance haben, aus diesem Visums-Dilemma günstiger herauszukommen. Was uns am Meisten ärgert ist eigentlich die Tatsache, dass der Agent, welcher für die Firma Grimaldi arbeitet, €75.00 Bearbeitungsgebühr pro Person verlangt um das an und für sich kostenlose Gambia-Visum für uns einzuholen, was man früher übrigens überhaupt nicht benötigte, wenn man nicht von Bord ging. Und was der Clou an der ganzen Sache ist, dass unser hoch bezahlte Agent zwei Tage benötigt, um das Visum zu organisieren und wir so nicht mal die Möglichkeit bekommen, von Bord zu gehen. Na ja, wir verbuchen jetzt dieses Spendengeld mal unter Entwicklungshilfe für Gambia.

Grande America - Wir erreichen Europa!

Nach 7 Tagen in Dakar und Banjul verlassen wir nun die Küste Westafrikas und schippern weiter nördlich nach Marokko, wo wir noch einen kurzen Stopp einlegen, bevor wir dann nach 34 Tagen auf See und 37 Monaten auf Achse mit Antwerpen erstmals wieder europäischen Boden erreichen.

Wir verlassen das Schiff mit einem etwas zwiespältigen Gefühl. Einerseits freuen wir uns riesig unsere Familie und Freunde wieder zu sehen und andererseits werden wir unser Reiseleben doch auch sehr vermissen. Wir haben unseren Rückreisetermin bewusst so gelegt, dass wir aus freien Stücken nach Hause gehen können, nicht weil wir müssen, sondern weil wir es möchten. Man sollte immer dann aufhören, wenn es am Schönsten ist, wenn man selbst während der Reise noch Fernweh bekommt und das Reisevirus einem immer noch fest im Griff hat. Denn genau dann, wird es irgendwann eine Fortsetzung geben.

In diesem Sinne, nehmen wir jetzt unsere letzten 1‘000km unter die Räder und rollen heimwärts.

Das war unsere Alaska-Feuerland Tour

Unsere mittlerweile dritte Langzeitreise ist nicht nur die Längste von Allen, sondern für uns mitunter auch die bisher schönste Reise. 19 Länder haben wir mit unserem Duro durchquert, in 5 weiteren Ländern waren wir mit dem Rucksack/Schiff unterwegs. Die "Traumstrasse der Welt", wie die Panamericana auch genannt wird, verbindet zwei unglaublich faszinierende Kontinente miteinander und es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man die komplette Strecke einmal von Nord- nach Südamerika selbst unter die Räder genommen hat. Wir haben soviel Unglaubliches erlebt, dass wir jeweils nur einen kleinen Teil in unseren Reiseberichten wiedergeben konnten. Trotzdem hoffen wir natürlich, dass wir euch, werte Nichtswieweg Leser, auf unserer Reise von Alaska nach Feuerland ein Stück weit mitnehmen konnten.

Die NWW Top five FAQ‘s

Wir haben unterwegs so viele unterschiedliche Menschen kennengelernt und doch hatten sie eines gemeinsam, das Interesse an unserer Reise. Oft wurden wir mit Fragen gelöchert, sei es zu unserem Fahrzeug, der Reise allgemein, was denn so eine Reise kosten würde und ob so ein Unternehmen denn nicht gefährlich wäre. Die fünf uns am häufigsten gestellten Fragen (FAQ) haben wir nun zusammengetragen und beantwortet. Zudem gibt es noch ein paar zusätzliche Zahlen und Fakten zu unserer Tour.

Unsere Reise hat ganze 1‘117 Tage gedauert, davon nächtigten wir 998 Mal in unserem Duro. Von den restlichen 4 Monaten verbrachten wir fast 3 Monate auf dem Wasser (verschiedene, teils auch mehrwöchige Schiffsreisen) und der übrig gebliebene Monat geht zu Lasten von Städtetrips innerhalb unserer Reise, wo wir in Hotels übernachtet haben.
Insgesamt haben wir von Nord- nach Südamerika 103‘471km im Duro zurückgelegt, haben dabei 121 Mal eine Zapfsäule aufgesucht, verbrannten 18‘878 Liter Diesel und bezahlten im Durchschnitt CHF 0.78 pro Liter. Unseren günstigsten Sprit mit einem Preis von CHF 0.27 tankten wir in Ecuador und unseren teuersten Sprit mit CHF 1.19 in Ostkanada.

Übrigens noch eine kleine Bemerkung am Rande: Mit unseren getankten 18‘878 Liter könnten wir mit unserem Frachtschiff, wo wir jetzt nach Hause geschippert sind, gerade mal 256km fahren. So gesehen, ist unser Duro doch ein richtiges Öko-Mobil, oder?

Wo und was hat euch am Besten gefallen?

Eine nicht ganz einfach zu beantwortende Frage, denn die Länder, welche wir entlang der Panamericana bereist haben, sind so unterschiedlich, dass man sie nicht miteinander vergleichen kann. Jedes Land hat seine Besonderheiten, seine Vorzüge oder auch Seiten, die man vielleicht nicht so mag. Trotzdem haben wir unsere Favoriten gefunden, Länder oder teils auch nur einzelne Bundesstaaten/Regionen, die wir uns unbedingt nochmals anschauen möchten und Länder wo wir sagen, hierher muss ich nicht nochmals kommen. Hier möchten wir aber speziell auf die Länder eingehen, welche uns auf unserer Tour mit Abstand am Besten gefallen haben (von Nord nach Süd beginnend): Kanada, Mexiko, Guatemala, Kolumbien, Bolivien, Brasilien und Argentinien.

Zusätzlich zu unserer Hitliste gibt es aber noch Regionen aus folgenden Ländern, welche uns ebenfalls sehr gut gefallen haben und wir deshalb nicht unerwähnt lassen möchten:
USA: Alaska, Wyoming, Utah, Nevada, Texas, New Mexico
Ecuador: Die Galapagos-Inseln
Chile: Der Norden sowie Feuerland
Doch unser absoluter Top-Favorit ist unsere Expeditionsreise nach Südgeorgien und in die Antarktis.

Hattet ihr viele Probleme mit eurem "exotischen" Reisefahrzeug?

Diese Frage können wir definitiv mit "Nein" beantworten. Natürlich gab es auch bei uns mal Reparaturen wie z.B. die Einspritzdüse oder Hydraulik-Pumpe, welche ersetzt werden musste. Doch glücklicherweise konnte Roger diese sowie die restlichen Servicearbeiten alle selber durchführen und so mussten wir, ausser für einen Ölwechsel oder Reifenerneuerungen, während der ganzen 3 Jahre nie eine Werkstatt aufsuchen. Der Duro hat, wie wir immer öfter festgestellt haben, einen richtigen Fanclub bekommen, sei es von Einheimischen oder auch anderen Reisenden. Die Leute sind so begeistert von diesem Auto und wenn nicht das Thema mit der "Ersatzteilversorgung" wäre, würde es wahrscheinlich in der Schweizer Armee keine Einsatzfahrzeuge mehr geben, sondern alle als Reisemobil umfunktioniert werden. Aufgrund der vielen Anfragen und dem allgemeinen Interesse am Duro als Reisemobil, haben wir nun die "Duro-Rubrik" auf unserer Homepage entsprechend erweitert. Hier wird auch speziell auf die Problematik mit der Ersatzteilversorgung eingegangen.

Ist eine solche Reise nicht gefährlich? Ist euch schon mal etwas passiert?

Gewiss ist eine Reise, wohin sie auch führen mag, immer mit einem Risiko verbunden und eine Garantie, dass nichts passiert, hat man natürlich nicht. Aber mit einer seriösen Reisevorbereitung kann man gewisse Gefahren schon mal minimieren indem man nicht in Regionen reist, von denen abgeraten wird. Wir haben uns, speziell in Zentralamerika, immer gut auf die Länder vorbereitet und uns auch über die aktuelle, politische Lage erkundigt. So sind wir bislang recht gut gefahren. Ein wichtiger Teil in puncto Sicherheit besteht ebenfalls in der Auswahl der Übernachtungsplätze. Auch wenn wir es lieben frei zu stehen, haben wir es in Grossstädten möglichst vermieden wild zu campen, hier schien uns einfach das Risiko zu hoch.

Ansonsten haben wir auf unser Bauchgefühl gehört und wenn einem von uns Beiden bei einem Übernachtungsplatz nicht wohl dabei war, sind wir einfach weitergefahren und haben was anderes gesucht. Und wenn wir schon beim Thema Sicherheit sind, möchten wir doch noch darauf hinweisen, dass tatsächlich die meisten Einbrüche in Reisemobile auf den Parkplätzen von Supermärkten verübt werden und nicht irgendwo draussen in der Pampa. Bleibt einer im Auto während der andere einkaufen geht, voilà, ist das Problem schon gelöst. Um schlussendlich noch auf die eigentliche Frage zurückzukommen, uns ist während der ganzen Zeit nichts Dramatisches passiert, es wurde nie eingebrochen und die Einheimischen waren eigentlich immer stets um unser Wohlergehen bemüht.

Würdet ihr die Reise wieder gleich machen oder was würdet ihr ändern?

Was die Fahrtrichtung betrifft, würden wir unsere Reise auf jeden Fall wieder in Nordamerika starten und dann südwärts fahren. Nach unserer Meinung steigern sich die jeweiligen Highlights, desto weiter südlich man kommt. Was wir nicht mehr bereisen würden ist die Ostküste der USA, diese hat uns nicht wirklich gefallen. Es war uns einfach zu dicht besiedelt und wir konnten nicht so reisen, wie wir es eigentlich gerne mögen. Aufgrund dieser Routenwahl haben wir auch sehr viel Zeit in den USA verbracht, wo wir im Nachhinein lieber für Mexiko genutzt hätten.

Wieviel hat euch diese Reise gekostet?

Nun ja, wir haben über unsere Ausgaben sehr genau Buch geführt und die jeweiligen Reisekosten pro Land auf unserer Homepage veröffentlich. Damit diese Zahlen jedoch nicht verfälscht werden, haben wir höhere Ausgaben (z.B. Verschiffungen), teure Ausflüge (z.B. Galapagos / Antarktis) sowie auch Reparaturen oder Ersatzteile (z.B. neue Reifen) separat erfasst. Wenn man diese Kosten noch alle mit einberechnet, haben wir für die gesamte Reise ca. CHF 130‘000.-- ausgegeben.

Wie geht es jetzt weiter bei euch?

Als Erstes heisst es jetzt, wieder Fuss im Alltagsleben zu fassen. Das bedeutet, sich um eine Arbeitsstelle sowie eine Wohnung zu kümmern. Aber wir möchten es diesmal gemütlich angehen und zuerst einmal die Vorzüge unseres Heimatlandes geniessen, bevor wir wieder so richtig ins Arbeitsleben durchstarten. Tja und dann sind da natürlich noch unglaublich viele interessante Länder, die wir uns anschauen möchten. Das Thema Reisen wird uns immer beschäftigen, es ist einfach zu einem Teil von uns geworden. Deshalb wird es irgendwann bestimmt wieder eine Reise geben, mal schauen, wo es uns dann hinziehen wird.

Und zu guter Letzt ein herzliches Dankeschön ...

... an all die treuen Leser unserer Webseite. Obwohl wir wahrscheinlich noch zu den letzten Urgesteinen gehören, welche Reiseberichte und keine Blogs schreiben, hat es uns gezeigt, dass mit den durchschnittlichen 300 Besucherzahlen pro Tag doch eine rege Nachfrage herrscht. Das freut uns ungemein, ist der Unterhalt einer solchen Webseite doch mit sehr viel Aufwand verbunden und bis ein Reisebericht inklusive Fotogalerie online geschalten wird, stecken oft fast 40 Arbeitsstunden hinter einem solchen Projekt.

Aber am Meisten danken möchten wir all denjenigen, welche uns immer und immer wieder geschrieben haben. Denn wir waren in den letzten 12 Jahren insgesamt längere Zeit auf Reisen, als zu Hause. Umso schöner ist es, dass wir Familie und Freunde haben, die uns trotz dieser langen Abwesenheiten die Treue gehalten haben. MERCI VIELMOL!