nichtswieweg... vier Abenteurer unterwegs

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Alaska
Reisebericht vom 28.06.2023 bis 13.08.2023, USA
Highlights: Tok, Wrangell St. Elias N.P. (Nabesna Road), Anchorage, Kenai Peninsula, Fähre von Whittier nach Valdez, Valdez Solomon Gulch Hatchery, Thompson Pass, Wrangell St. Elias N.P. (McCarthy, Kennecott Mine und Root Glacier), Paxson Lake, Denali Highway, Into the Wild Magic Bus, Fairbanks, Dalton Highway nach Deadhorse/Prudhoe Bay, North Pole, Chicken, Top of the World Highway

7 Wochen Alaska, diesmal haben wir uns richtig Zeit gelassen, um den nördlichsten Bundesstaat der USA in all seinen Facetten zu erkunden. Und es hat sich mehr als gelohnt nochmals hierherzukommen, denn Alaska gehört für uns zu den absoluten Favoriten-Staaten der USA. Die Landschaft mit den tiefhängenden Gletschern und schneebedeckten Bergen, der ungezähmten Wildnis und unendlichen Weite der Tundra, gepaart mit fast 20 Stunden Tageslicht, das macht für uns den Reiz des hohen Nordens aus. Und wenn dann noch fantastische Tiererlebnisse dazukommen, dann sagen wir: Alaska 100 Points!

Einreise USA mit Hindernissen

Zugegeben, unsere Einreise in die USA ist jetzt nicht gerade so abgelaufen, wie wir es uns vorgestellt haben. Schon die Fahrt zum Zoll am südlichen Grenzübergang (Beaver Creek) verläuft anders ab als üblich, da vor der Grenze eine grössere Baustelle ist und man diese nur mit einem Pilot Car (Vorfahrwagen, dem man folgen muss) passieren darf. Das heisst: es wird eine Gruppe gesammelt und man fährt dann zusammen über die Grenze. Dort muss die Gruppe warten, bis alle ihre Grenzformalitäten erledigt haben und dann geht die Fahrt mit dem Pilot Car voraus weiter. Nun ja, da haben sie die Rechnung ohne uns gemacht. Denn wir sind die einzigen internationalen Touristen der Gruppe und müssen natürlich zum Interview ins Zollgebäude rein, auch um unsere Fingerabdrücke abzugeben.

Und diesmal haben wir den Zonk gezogen: Wow, ist dieser Zollbeamte schlecht drauf. Zuerst werden mal die Angestellten im Zollgebäude zur Schnecke gemacht und dann wird uns diese Ehre zuteil. Wir bekommen seinen ganzen Frust in voller Ladung ab. Wahrscheinlich wurde dieser Beamte vom warmen Kalifornien nach Alaska zwangsversetzt. Es artet dermassen aus, dass die Einreise wirklich auf der Kippe steht, da wir uns natürlich auch nicht alles gefallen lassen. Man stelle sich vor, ich werde sogar über meine Geografie-Kenntnisse abgefragt. Nun ja, da hat er bei einer Reiseberaterin definitiv den Kürzeren gezogen und sein Ego wird so auch nicht aufgemöbelt. Irgendwann sind wir fast so weit zu sagen, wir lassen es Bleiben und gehen wieder zurück nach Kanada. Dieser Typ hat uns die Vorfreude auf Alaska regelrecht genommen. Aber wie aus heiterem Himmel knallt er dann doch die Stempel in den Pass und lässt uns einreisen. Zurück beim Duro werden wir schon erwartet, aber das Auto interessiert diesmal niemanden, nur unser Kayak muss noch zur Inspektion, dann haben wir es endlich geschafft und sind in den USA!

Plauderspass am Baggersee in Tok!

Auch wenn die Einreise harzig war, so empfängt uns Alaska dafür mit traumhaftem Sommerwetter. Gemütlich fahren wir auf dem Alaska Highway Richtung Tok, dem nächst grösseren Versorgungsort, wo es Tankstellen, einen Supermarkt und ein wunderschönes Visitor-Center im Blockhaus-Stil gibt. Wir schauen uns gerade das Visitor-Center an, als wir auf dem Parkplatz ein bekanntes Reisefahrzeug entdecken. Der MAN von Rita und Norbert parkt direkt am Eingang. So witzig, die Beiden haben wir vor ein paar Wochen kurz im Elk Island National Park kennengelernt und erst im Nachhinein erfahren, dass wir gemeinsame Freunde zu Hause haben. Sie laden uns in ihr rollendes zu Hause zu einem Café ein und da uns der Gesprächsstoff einfach nicht ausgeht, entscheiden wir uns, den Abend zusammen zu verbringen. Etwas ausserhalb von Tok entdecken wir an einem kleinen Baggersee einen geeigneten Übernachtungsplatz, zwar kein Idyll, aber zum Plaudern allemal geeignet. Es wird grilliert und bis in die frühen Morgenstunden gequatscht. Und da die Sonne einfach nicht untergeht, vergisst man auch mal wieder völlig das Zeitgefühl 😉.

Unterwegs auf der «Nabesna Road» in den Wrangell St. Elias N.P.

Von Rita und Norbert haben wir uns verabschiedet, da sie Richtung Norden unterwegs sind und wir weiter südlich in den Wrangell St. Elias N.P. fahren. Dieser National Park ist eher unbekannt, obwohl es der grösste Park der USA ist. Nur zwei Zufahrtstrassen führen hinein, die nördliche «Nabesna Road» und weiter südlich die «McCarthy Road», welche wir dann später unter die Räder nehmen werden. Diese Strecke ist sehr einsam und mit ihren erloschenen Vulkanen landschaftlich einzigartig. Vor allem die zweite Hälfte, welche zu einer stillgelegten Mine führt, gefällt uns ausgesprochen gut. Dieses Teilstück (alles Erdstrasse) wird noch viel weniger befahren, da es doch ein paar kleinere Flussdurchfahrten mit teils Absätzen gibt und so nicht für alle Fahrzeuge geeignet ist. Drei Tage verweilen wir im Park und wenn uns nicht langsam die Lebensmittel ausgegangen wären, hätten wir es sicherlich noch ein bisschen länger ausgehalten.

Shopping-Spass in Anchorage, Alaskas grösster Stadt

Da wir aufgrund des Grenzübergangs nach Alaska unsere Vorräte in Kanada nicht aufgestockt haben, freuen wir uns sehr darauf, wieder mal einen Grosseinkauf zu machen, zumal wir in den nächsten Wochen wieder nur geringere Einkaufsmöglichkeiten haben werden. Das Angebot im Walmart ist riesig und wir schlagen kräftig zu. Auch bekommt unser Mogli einen Ölwechsel, da wir tatsächlich schon 15’000km seit unserem Start in Halifax zurückgelegt haben. Lange hält es uns jedoch nicht in der Stadt und wir fahren auf die Kenai-Peninsula, welche ganz im Süden von Alaska liegt. Denn hier wartet ein besonders freudiges Ereignis auf uns 😉.

Kenai Peninsula – Hopp oder Flop?

Zugegeben, wir sind sehr gespannt, wie es uns diesmal auf der Kenai Peninsula gefallen wird, da wir auf unserer letzten Reise nicht so begeistert davon waren. Nicht - weil es landschaftlich nicht schön wäre, denn das ist es allemal, aber uns war es beim letzten Mal einfach viel zu voll. Zuviel Verkehr, zu viele Fischer und zu viele Touristen. Nun gut, zu letzterem gehören wir ja auch. Aber es passt irgendwie einfach nicht zu Alaska. Der Verkehr ist so dicht und ein Gesetz in den USA besagt, dass der langsamere Fahrer immer ausfahren muss, sobald 5 Fahrzeuge hinter einem herfahren. Auch wenn sie die Möglichkeiten zum Überholen hätten, wird dies oft nicht genutzt, da der langsamere Fahrer ja im Zugzwang ist. So sind wir also ständig auf der Suche nach einer Ausfahrtmöglichkeit, da wir im Minutentakt immer wieder 5 Fahrzeuge hinter uns haben.

Nichts desto trotz möchten wir uns diesmal noch die Plätze anschauen, welche wir beim letzten Mal aufgrund derselben Problematik ausgelassen haben. So fahren wir ganz in den Süden der Kenai zum kleinen Ort Homer, wo man über eine Landzunge an den sogenannten «Spit» gelangt. Eigentlich wären wir hier gerne über Nacht geblieben, aber es ist so überlaufen, dass wir schnell das Weite suchen. Immerhin muss man sagen, dass die Fahrt nach Homer entlang des «Cook Inlets» wirklich schön ist, da man immer wieder die teils noch aktiven Vulkane des gegenüberliegenden Lake Clark National Parks zu Gesicht bekommt.

Tierischer Bärenspass beim «Russian River» und ein Wiedersehen mit alten Reisebekannten – Kenai Peninsula

Unbedingt einen Stopp einlegen möchten wir diesmal beim «Russian River», einem bekannten Spot auf Kenai, wo man Bären beim Lachs fischen zusehen kann. Auf dem Weg dahin legen wir noch kurz einen Einkaufsstopp ein und trauen unseren Augen nicht, als wir auf den Parkplatz zurückkehren. Da stehen doch tatsächlich vor unserem Duro zwei altbekannte Gesichter, Gabi und Erich, welche wir im 2005 auf unserer Südamerika-Reise kennengelernt haben. Unglaublich, wie klein die Welt doch ist. Wir quatschen so lange auf dem Parkplatz bis wir beschliessen, doch einfach zu viert zum «Russian River» zu fahren. Gabi und Erich waren zwar schon dort, aber sie kommen nochmals mit. So können wir uns gleich eine Campsite teilen.

Und wow, der «Russian River» ist jetzt also wirklich ein Highlight auf der Kenai Peninsula. Über schön angelegte Gehwege kann man am Fluss entlang spazieren und Ausschau nach Bären halten. Eigentlich ist der Fluss ein Eldorado für Fischer, da jetzt gerade der erste Salmon Run stattfindet. Und wo Lachse sind, da sind bekanntlich auch Bären. Also man muss schon sagen, der Adrenalin-Spiegel beim Gehen ist relativ hoch, denn es gibt keine Absperrungen und man muss jederzeit mit hautnahen Bären-Begegnungen rechnen. Der Bären-Spray ist stets griffbereit. Aber wir haben Glück, wir sehen zwar einige Schwarzbären, sogar eine Bärenmutter mit vier Jungtieren, aber glücklicherweise auf der anderen Flussseite. Tags zuvor, so erfahren wir von Einheimischen, gab es einen Scheinangriff von einem Grizzly-Bären auf Touristen. Uff, so eine Erfahrung möchten wir nicht machen. Wir verbringen Stunden am Fluss und können uns nur schwer von diesem magischen Ort losreissen. Aber es wird Zeit aufzubrechen, schliesslich haben wir ein Date beim «Exit Glacier Flussbett».

Grosse Wiedersehensfreude mit unseren Freunden und eine Tsunami-Warnung – Kenai Peninsula

Lange haben wir uns darauf gefreut und nun hat es endlich geklappt, das Wiedersehen mit unseren Freunden Sue und Peter. Wir haben uns im Flussbett beim Exit Glacier verabredet, ja ich weiss, das tönt jetzt für Nicht-Traveller vielleicht etwas komisch, aber Flussbette eignen sich tatsächlich hervorragend zum Übernachten. Schnell entdecken wir die Beiden, denn eine schwingende Schweizer-Fahne kann man einfach nicht übersehen. Die Wiedersehensfreude ist natürlich riesig, es wird geknuddelt und es gibt soviel zu erzählen. Schnell wird unser Appenzeller hervorgeholt, den wir für das Wiedersehen von zu Hause mitgeschmuggelt haben. Kurze Zeit später treffen ebenfalls Gabi und Erich ein, da sie Sue und Peter auch kennen (wir haben uns alle 2005 in Ushuaia / Argentinien kennengelernt). So wird es spontan zu einem richtigen Schweizer Abend.

Tags darauf verabschieden sich Gabi und Erich wieder und wir bleiben zu viert weiter im Flussbett. Die Tage vergehen wie im Flug, Roger und Peter gehen neuerdings unter die Holzfäller, damit wir abends jeweils gemütlich am Lagerfeuer sitzen können. Denn die Temperaturen sinken nachts fast bis auf den Gefrierpunkt. Und wenn dann noch Regen hinzukommt, wird es richtig unbehaglich. Doch zum Glück haben wir Vier gemütliche Fahrzeuge, und so treffen wir uns mal abends bei Brechs im Auto oder auch bei uns. Heute ist es wieder spät geworden und als wir zurück im Mogli sind, schaue ich kurz auf mein Handy und entdecke eine Nachricht vom US-Government. Es handelt sich um eine Tsunami-Warnung worin steht, dass wir sofort unseren Standort verlassen müssen. Uff, zum Glück haben wir dies noch gelesen. Wir sehen, dass ein Camper nach dem anderen das Flussbett verlässt und so sind auch wir kurze Zeit später fahrbereit. Wir fahren zu einem höher gelegenen Aussichtspunkt und verbringen dort die Nacht. Am nächsten Tag lese ich in der Zeitung, dass vor der Küste Alaskas ein Seebeben der Stärke 7.4 stattgefunden hat. Und da wir mit unserem Flussbett nur wenige Kilometer von der Küste entfernt waren, hätte es tatsächlich etwas nass werden können. Aber Ende gut – alles gut!

Bye bye Kenai – Fährüberfahrt von Whittier nach Valdez

Da wir mittlerweile schon zwei Wochen auf der Kenai Peninsula verbracht haben, zieht es uns nun wieder zurück aufs Festland, genauer gesagt nach Valdez. Mit Sue und Peter werden wir uns dann wieder später treffen, da sie noch ein paar Tage auf Kenai bleiben werden. Wir freuen uns jetzt schon auf’s nächste Wiedersehen.

Um nach Valdez zu gelangen gibt es zwei Möglichkeiten, entweder man fährt die ca. 600km auf dem Glenn Highway, oder man wählt die Schiffspassage von Whittier nach Valdez, welche während ca. 6 Stunden durch den malerischen «Prince William Sound» führt. Da wir die Strecke schon gefahren sind, möchten wir nun die Fährpassage nehmen. Wir versuchen unser Glück direkt in Whittier am Hafen, da wir keine Buchung haben. Wie schon fast erwartet, ist zur Hauptsaison die Passage natürlich ausgebucht. Wir werden jedoch auf Warteliste gebucht und da wir das zweite Fahrzeug auf Stand-by sind, sieht es gar nicht mal so schlecht aus. Und der Plan geht auf, wir dürfen mit. Es wird sowas von gestopft, damit der Duro auch noch mit auf die Fähre kann. Und dann schippern wir gemütlich entlang des fjordartigen «Prince William Sound». Zwischendurch meldet sich der Kapitän, der die Rolle der Reiseleitung übernommen hat, über die Bordlautsprecher. Er weiss viel Wissenswertes über die Region mit den vielen Gletschern zu berichten, z.B., dass sie nach namhaften Universitäten wie Yale, Harvard oder Columbia benannt wurden. Und wenn er fertig mit seinen Erklärungen ist, heisst es immer «that is all». Das machen auch wir jetzt 😉.

Tierspektakel in der Solomon Gulch Hatchery in Valdez

Wie man vielleicht merkt und auch in der Fotogalerie sieht, sind wir absolute Tierliebhaber und wenn es irgendwo eine Möglichkeit gibt, um Tiere beobachten zu können, dann müssen wir dahin. So gibt es auch diesen Ort in Valdez, nämlich bei der Lachszucht in der «Solomon Gulch Hatchery». Um den grossen Lachsbedarf der Fischereibetriebe zu decken, werden hier jährlich 250 Millionen Lachse (drei verschiedene Lachsarten) gezüchtet und freigelassen. Die ersten kehren zum Ablaichen nach einem Jahr wieder an ihren Geburtsort zurück, die anderen nach zwei bis drei Jahren. Und wenn sie kurz vor ihrem Ziel sind, warten schon die Jäger auf die Gunst der Stunde, wie in diesem Falle die Seelöwen. Auch wenn es für uns ein einzigartiges Spektakel ist um zuzuschauen, tut es einem irgendwie auch richtig weh. Die Seelöwen sind sowas von vollgefressen, dass sie die Lachse nur noch aus Jagdinstinkt töten und teils gar nicht mehr fressen. So sind die Möwen, welche ebenfalls in grosser Anzahl vor Ort sind, die grossen Profiteure. «That’s the nature».

Ein Highlight der Superlative, Besuch der «Kennecott Kupfermine» und «McCarthy» im Wrangell St. Elias N.P.

Und schon gelangen wir zum Titelbild unserer Alaska Galerie, einem unserer Lieblingsorte in Alaska. Aber fangen wir von vorne an. Wie weiter oben im Bericht erwähnt, gibt es in den Wrangell St. Elias N.P. nur zwei Zufahrtstrassen. Die Nördliche sind wir bereits gefahren, jetzt nehmen wir die Südliche unter die Räder. Über eine 93km lange, ruppige und reifenfressende Piste dauert die Fahrt fast 4 Stunden, bis man das Ende in McCarthy erreicht. Wir sind gerade gut unterwegs, als wir ein Fahrzeug mit Platten am Strassenrand sehen. Selbstverständlich halten wir an um zu fragen, ob wir helfen können. Schliesslich verpflichtet das Schweizer Kreuz und der Mogli Berge- und Rettungsservice. Als wir auf Englisch fragen ob sie Hilfe benötigen, kommt prompt auf Schweizer Deutsch die Antwort. Eine Berner Familie mit Mietwagen ist in Schwierigkeiten geraten, da sie kein Werkzeug dabei hat, um einen Reifen zu wechseln. Und bis auf dieser Strecke Hilfe von der Vermietstation kommt, das kann dauern. Mit dem richtigen Werkzeug ist das alles aber kein Problem und da wir über Druckluft im Auto verfügen, können wir auch gleich noch die Reifen aufpumpen. Der Grossvater ist so herzig und kann es einfach nicht fassen, dass sie gerade hier auf Schweizer treffen. Ich glaube, er freute sich darüber fast mehr, als über den reparierten Reifen.

Durch diese Aktion kommen wir etwas später als geplant im kleinen Dorf McCarthy an, welches Ausgangspunkt zu der Kupfermine ist. Die Mine ist nur per Shuttle-Bus oder alternativ über einen ca. 2-stündigen Fussmarsch erreichbar. Da wir auch noch eine Wanderung zum Root Glacier machen möchten, reicht die Zeit heute nicht mehr aus. Jä nu, so quartieren wir uns halt auf dem völlig überteuerten und lieblosen Camping ein, wo wir zuerst eigentlich nicht bleiben wollten. Aber wenn man die spektakuläre Szenerie ansieht, dann lohnt es sich wirklich eine Nacht hier zu verbringen. Da wir seit Tagen mit Traumwetter belohnt werden, möchten wir uns heute noch die Mine anschauen, man weiss ja nie, wenn es wieder kippt. Steil und rumpelig geht es mit dem Shuttle-Bus den Berg hoch zur Mine und dann thront sie da, majestätisch in ihren leuchtenden Ockerfarben. Die Landschaft ist einfach nur wunderschön. Im Hintergrund sieht man die Berge mit den tiefhängenden Gletschern und im Vordergrund die leuchtend rote Kupfermine. Es gibt Orte auf der Welt, die in einem etwas auslösen und man einfach bleiben möchte. So auch hier. Wir schauen uns alle Gebäude an und saugen den Duft nach Altem und Vergessenem ein. Wir fragen uns oft, wie die Leute auf so abgelegene Orte gekommen sind, um ihr Glück nach Reichtum zu suchen. Die «Kennecott Mine» zählte von 1911 bis 1938 zu den reichhaltigsten Kupferminen der USA und verfügte sogar über eine Eisenbahn, womit sie das Kupfer ins südliche Cordova transportiert haben.

Auch am nächsten Morgen unternehmen wir nochmals eine Fahrt hoch zur Mine, diesmal steht aber die Wanderung zum Root Glacier im Vordergrund. Schön ist, dass der Weg direkt auf den Gletscher führt und man auch ohne Guide dahinkommt. Und hey, mal auf einem Gletscher zu laufen ist nun wirklich richtig cool. Wir verbringen nochmals den ganzen Tag in «Kennecott» und machen uns dann abends wieder auf den langen Weg zurück.

Pittoreske Fahrt auf dem Denali Highway

Eine Panoramastrecke, welche uns auf der letzten Alaska-Reise besonders gut gefallen hat, ist der Denali Highway. Deshalb möchten wir diese unbedingt nochmals fahren. Das Wetter ist immer noch voll auf unserer Seite, auch wenn die Luft von den vielen Waldbränden teilweise etwas trüb ist. Das Schöne am Denali Highway ist, dass man alle paar Meter einen tollen Übernachtungsplatz findet. Und wenn dieser noch mit Seeanstoss ist, wird natürlich sofort das Kayak eingewassert. Wir geniessen die Fahrt sehr, obwohl es schon ein bisschen schade ist, dass ein grosser Teil mittlerweile asphaltiert wurde. Man ist der Landschaft einfach näher, wenn man auf einer Piste fährt. Aber das ist natürlich Geschmacksache.

«Into the Wild» Magic Bus

Wer kennt ihn nicht, den Film “Into the Wild” mit Alexander Supertramp? Na ja, das ist vielleicht nicht jedermanns Sache. Aber wenn man Abenteuerfilme liebt, dann muss man diesen Film gesehen haben. Der Magic Bus, eine hinterlassene Film-Requisite, befindet sich auf dem Areal einer Bierbrauerei und ist frei zugänglich. Diesen Stopp müssen wir selbstverständlich einlegen. Es ist einfach magisch, im Magic Bus zu sitzen, obwohl es sich eigentlich um eine sehr tragische Geschichte handelt. Der Original-Bus befindet sich übrigens in Fairbanks in der technischen Universität, wo er gerade restauriert wird. 2020 hat man den Bus in aufwendiger Aktion aus der Wildnis geholt, da dieser Film ein richtiger Hype ausgelöst hatte und viele Menschen versucht haben, zu diesem Original-Bus zu gelangen. Da er aber so abgelegen und schwierig zu erreichen war, sind viele beim Versuch verunglückt und mussten gerettet werden. Leider endete dieser Versuch auch für zwei Touristen, unter anderem eine Schweizerin, tödlich. Wir wählen den bequemeren Weg und fahren einfach in die Uni, um bei der Restauration zuzuschauen. Am Abend legen wir dann im Mogli einen Filmabend ein und dreimal darf man raten, was wir uns anschauen 😉.

Einmal in die Arktis und zurück, unterwegs auf dem Dalton Highway nach Prudhoe Bay

Fairbanks, die grösste Stadt von Nordalaska, nutzen wir aus um unsere Vorräte mal wieder aufzustocken. Vor uns liegt der Dalton Highway, eine 670km lange Strecke in die Arktis und ans Polarmeer, die auf demselben Weg wieder zurückgefahren werden muss. Der Dalton Highway wurde aufgrund der «Trans Alaska Pipeline» gebaut, welche das Erdöl aus Prudhoe Bay über die 1’287km lange Pipeline in den eisfreien Hafen von Valdez befördert. So werden täglich ca. 160 Millionen Liter Erdöl einmal vom Polarmeer ganz in den Süden von Alaska gepumpt.

Die Fahrt in den hohen Norden möchten wir zusammen mit unseren Freunden Sue und Peter unternehmen und wir freuen uns schon riesig darauf, die Beiden wiederzusehen. Unsere Fahrzeuge Brech und Mogli sind mit Sprit, Lebensmittel und Wasser komplett beladen, so starten wir also unser Abenteuer mit vollem Kampfgewicht. Schliesslich gibt es auf dieser Strecke unzählige Jubiläen zu feiern: 200’000km bei Mogli, 222’222km bei Brech, die Überquerung des Arctic Circles (66° Breitengrad), den Schweizer Nationalfeiertag am 1. August, unseren ersten Moschus-Ochsen genannt Dalty, die Überquerung des 70° Breitengrades und das Erreichen von Deadhorse/Prudhoe Bay, die nördlichste befahrbare Ortschaft von Alaska. So viele Jubiläen zu feiern braucht natürlich Zeit, ganze 11 Tage, um genau zu sein. 😎

Dazwischen geniessen wir die spektakuläre Landschaft, die zu Beginn mit der Taiga startet und nach dem Atigun Pass (1’444m), dem höchsten Pass von Alaska, in die weite Tundra übergeht. Der Herbst hält so weit im Norden bereits Einzug und wir können die ersten Verfärbungen entdecken. Ausserdem sehen wir das erste Mal Moschus-Ochsen. Diese Tiere waren um 1900 in Alaska ausgerottet, da sie wegen ihres Fleischs gejagt wurden. 1930 erhielt Alaska von Grönland Moschus-Ochsen und nun ziehen sie wieder in kleinen Gruppen durch die Arktis. Wir hatten ein Riesenglück, dass wir diese Tiere zu Gesicht bekommen haben und einmal sogar hautnah. Denn unterwegs lernen wir den Naturfotografen Steven aus Fairbanks kennen, welcher diese seltenen und haarigen Tiere ebenfalls aufspüren wollte. Da er wusste, wo sich ein Tier aufhält, schliessen wir uns zusammen und gehen so zu fünft auf die Pirsch. Als Gruppe ist man stärker, denn ungefährlich sind diese Moschus-Ochsen nicht. Und tatsächlich, liegend im Gebüsch entdecken wir unseren ersten Moschus-Ochsen, den wir anschliessend auf den Namen «Dalty» taufen. Wir sind so nah dran, dass wir sogar seinen Atem hören können. Wow, was ist das für ein unvergessliches Erlebnis. Als «Dalty» aber aufsteht und wir mal die beachtliche Grösse zu sehen bekommen, pumpt unser Herz doch gerade ziemlich schnell. Wir ziehen uns vorsichtig zurück und sparen uns den Freudenschrei auf, bis wir wohlbehalten bei den Fahrzeugen zurück sind.

Nebst den Moschus-Ochsen ist die Arktis aber auch Heimat der Karibus. Leider ist zurzeit gerade Jagd-Saison und wir sehen mehr Tiere erlegt als lebendig. Aufgrund der Pipeline ist es jedoch nur erlaubt mit Pfeil und Bogen zu jagen. Immerhin ist es in Deadhorse/Prudhoe Bay, dem Endpunkt des Dalton Highway, verboten Karibus zu jagen. So sehen wir doch noch ein paar Tiere, wenn auch nicht unbedingt in schönster Kulisse. Denn in Deadhorse befinden sich die Ölförderungsgesellschaften, welche die Pipeline mit dem schwarzen Gold füttern. Für uns bedeutet Deadhorse jedoch Endstation, denn ab hier geht es den ganzen Weg wieder zurück nach Fairbanks.

Einkaufsrausch in Fairbanks

Immer noch voller Glücksgefühle über die sensationelle Tour, erreichen wir vier wieder Fairbanks. Da unsere Vorräte aufgrund der vielen Jubiläen doch ziemlich aufgebraucht sind, stürzen wir uns ins Einkaufsgetümmel. Sue und Peter besitzen eine Mitgliedskarte bei Costco (ähnlich wie der CC in der Schweiz) und so gehen wir vier shoppen was das Zeug hält. Ach du meine Güte, wir geraten regelrecht in einen Kaufrausch. Und da die meisten Lebensmittel nur im XXL-Format erhältlich sind, muss später im Duro Tetris gespielt werden, um die ganzen Sachen verstauen zu können. Da wir aber bald wieder nach Kanada einreisen und von dort erneut eine Tour ans Polarmeer (Dempster Highway) unternehmen werden, haben wir unterwegs nicht mehr gross Einkaufsmöglichkeiten. Kopfzerbrechen bereitet uns lediglich der Grenzübergang, da Kanada doch recht strikt ist mit der Einfuhr von Lebensmittel.

Besuch beim Santa Clause in North Pole

Unsere letzten Tage in Alaska sind angebrochen, aber ein «to do» steht noch auf unserer Reise Bucket-Liste. Der Besuch bei Santa Clause in North Pole. In diesem kleinen Ort, wo an jeder Strassenlaterne eine Zuckerstange hängt und das ganze Jahr über Weihnachten herrscht, muss natürlich noch die Weihnachtsdeko für kommende Weihnachten besorgt werden. Kitschig wie in den Filmen, sitzt da tatsächlich auch der «Samichlaus» auf seinem Thron und lässt sich mit den Weihnachts-Fans fotografieren. Na ja, das lassen wir jetzt mal aus. Mit vollem Shopping-Erfolg geht die Fahrt nun weiter via den «Top of the World Highway» nach Kanada.

Und ob wir in Kanada freundlicher empfangen werden als in Alaska, ja - die Geschichte gibt es dann im nächsten Reisebericht. 😎