nichtswieweg... vier Abenteurer unterwegs

Fahrzeugverschiffung Europa - Australien
Fahrzeugverschiffung Europa - Australien

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um das Fahrzeug von zu Hause nach Australien zu verschiffen. Wir wählten die Variante mittels einer Speditionsfirma, welche unsere beiden Fahrzeuge in einem Container von der Schweiz direkt nach Australien (Sydney) verschiffte. In Australien beauftragten wir einen Agenten, um unsere Autos schlussendlich durch die verschiedenen Ämter zu schleusen.

Unter Berücksichtigung der Vor- und Nachteile der beiden Optionen Ro/Ro- und Containerverschiffung haben wir uns für die Containerverschiffung aus der Schweiz entschieden. Anschliessend haben wir Offerten von verschiedenen Speditionsfirmen aus dem In- und Ausland eingeholt, welche für uns die Containerverschiffung übernehmen sollen. Wir legten sehr viel Wert darauf, dass der Container auf der langen Schiffspassage nicht umgeladen wird. So konnten wir das Risiko minimieren, dass der Container beim Umladen plötzlich irgendwo für längere Zeit verschwunden bleibt.

Wir hatten das Glück, dass wir beide Land Rover in einen einzelnen 40 Fuss Container verfrachten konnten. Dabei konnten wir gewisse Kosten untereinander teilen. Bei den erhaltenen Offerten gab es grosse Preis- und Leistungsunterschiede. Wir wählten schlussendlich das Schweizer Speditionsunternehmen Fracht AG Zürich für unsere Fahrzeugverschiffung aus.

Anbei eine Zusammenstellung der Offerte vom Juni 2010. Sie beinhaltet nur die Kosten von Zürich bis Ankunft in Sydney:

Position

Kosten

Beschreibung

40’ Container & Transport ab Zürich nach Rotterdam (inkl. Exportabfertigung, THC, B/L Erstellung)

CHF 1790.-

THC heisst "Terminal Handling Charge" und beinhaltet die Kosten am Verschiffungshafen in Rotterdam. 

B/L heisst "Bill of Lading", was soviel wie der Frachtbrief ist. Dieser wird benötigt, um den Container am Schluss wieder auszulösen.

Seefracht durch CMA CGM Reederei ab Rotterdam bis Port Botany (Sydney), Direktverlad

USD 2600.-

Dies sind die eigentlichen Frachtschiffskosten.

Mit "Direktverlad" ist gemeint, dass der Container ohne Umladen direkt von Rotterdam nach Sydney verschifft wird.

BAF – Zuschlag

USD 1154.-

BAF heisst "Bunker Adjustment Factor" und dient als Bunkerzuschlag, welche wegen des schwankenden Ölpreises periodisch neu festgelegt wird.

Aden Gulf Zuschlag

USD 82.-

Dieser Zuschlag rechtfertigt sich durch die höheren Sicherheitskosten wegen der Piraterie im Golf von Aden.

Suez Channel Fee

USD 18.-

Diese Gebühren werden für die Suez-Kanaldurchfahrt erhoben.

Total Kosten

CHF 6020.-

Diese Kosten sind für die Containerverschiffung von zwei Fahrzeugen in einem 40 Fuss Container von Zürich bis Sydney (ohne Versicherung).

Umrechnungskurs 1USD = 1.07 CHF

Kosten für die Verzurrung des Fahrzeuges im Container

CHF 200.-
(pro Fahrzeug)

Das Auto wird im Container festgebunden (verzurrt). In unserer Offerte stand drin, dass wir dies selber auszuführen hätten, was aber nicht stimmte.

Individuelle Transportversicherung

All risk: 1,2%
des Warenwertes

Complete loss: 0,4% des Warenwertes

Man kann entscheiden, ob man den Container gegenüber allen Risiken (Beschädigung durch Transport, Totalverlust des Containers, etc...), oder nur gegen den Totalverlust versichern möchte.

Nach genauem Nachfragen hat uns die Speditionsfirma die "Complete loss" Versicherung empfohlen, da Transportbeschädigungen sehr schwer nachzuweisen sind und schlussendlich selten von der Versicherung bezahlt werden.

Der Warenwert der Fracht muss selber bestimmt werden.

Die Kosten für die Fahrzeug-Auslösung in Sydney sind weiter unten aufgeführt.

Fahrzeug in den Container laden

Hat man einen Spediteur gefunden und sind alle Punkte geklärt, vereinbart man ein paar Wochen im Voraus den eigentlichen Verladetermin. Beim Verladen geht dann alles ziemlich fix. Entweder man fährt das Auto selber in den Container, oder ein Mitarbeiter der Spedition übernimmt diesen Teil (ist Verhandlungssache). Anschliessend nicht vergessen, die Autobatterie zu trennen!!

Danach wird das Auto festgezurrt. Gemäss der Offerte hätten wir dies auszuführen. Also kauften wir etliche Spannsets und Holzkeile für die Räder. Dies hat sich im Nachhinein als falsch erwiesen. Aus „versicherungstechnischen“ Gründen musste dies vom Speditionsunternehmen ausgeführt werden. Hierbei wird Einweg-Zurrmaterial verwendet. Wenn die Kosten fürs Verzurren nicht in der Offerte enthalten sind, muss hier nochmals ca. CHF 200.- pro Fahrzeug bezahlt werden. Diesen Punkt also besser im Voraus klären. Uns wurden die Kosten jedoch aufgrund der Fehlinformation der Spedition erlassen.

Sobald alles festgemacht ist, werden die Tore des Containers verschlossen und versiegelt. Am besten notiert man nun die Container-Nummer und macht ein Foto der Nummer des Türsiegels (man weiss ja nie, ob man es aus "versicherungstechnischen Gründen" später benötigt ...)

Ach ja, das Carnet de Passage wird fürs Verladen und Verschiffen noch nicht benötigt. Man benötigt dieses Zoll-Dokument erst beim australischen Zoll.

Auf der langen Reise

Ab jetzt befindet sich der Container auf der langen Reise über die sieben Weltmeere. Nachdem man alle Kosten beglichen hat, stellt die Speditionsfirma ein "Bill of Lading", also einen Frachtbrief aus. Dieses Dokument wird später bei der Auslösung des Containers als Original wieder benötigt.

Viele Frachtschiff – Reedereien bieten die Möglichkeit den Container über das Internet zu verfolgen (tracking). Hierzu wird meistens die Container-Nummer benötigt, welche unter anderem auch auf dem Bill of Lading vermerkt ist.

Vorbereitungen in Australien

Da wir ebenfalls mit einem Frachtschiff nach Australien gereist sind, waren wir bereits zwei Wochen vor Ankunft des Containers in Sydney. Zeit genug, um uns mit den australischen Behörden und dessen Vorschriften für die Auslösung des Containers vertraut zu machen. Unser Ziel war es, unser Fahrzeug ohne Hilfe eines Brokers auslösen zu können. Dabei war uns Wolfgang (von bush-sweepers.org) mit seiner sehr detaillierten Beschreibung und über Email eine sehr grosse Hilfe. Er hat genau dies 2004 in Sydney geschafft. Herzlichen Dank Dir nochmals für Deine tatkräftige Unterstützung!

Eine ebenfalls sehr detaillierte Beschreibung über die Fahrzeugverschiffung nach Australien (Melbourne) hat Oliver auf seiner Webseite beschrieben.

Im Wesentlichen geht es bei der Auslösung um 5 Punkte:

  • Die Destination THC Taxe muss beglichen werden, um den Container auslösen zu können.
  • Man muss ein Depot suchen, wo der Container abgeladen und für die spätere Inspektion durch den Zoll und Quarantäne vorbereitet wird.
  • Dann sucht man ein Speditionsunternehmen, welches den Container vom Hafen zum besagten Depot transportiert.
  • Anschliessend vereinbart man mit dem Zoll und der Quarantänebehörde (AQIS) einen Termin für die Containeröffnung und Fahrzeuginspektion im Depot.
  • Ist das Fahrzeug innen und aussen sauber, wird es durch die Behörde freigegeben (cleared) und man kann vom Depot herausfahren. Hat das AQIS aber irgendwo Schmutz festgestellt, muss das Fahrzeug nachgereinigt werden. Dann ist es am Besten, wenn das gewählte Depot eine eigene sog. "Steam cleaning facility" besitzt. Ansonsten muss das Fahrzeug zur Nachreinigung erneut transportiert werden, was sehr teuer werden kann.

Trotz all diesem Wissen ist es uns nicht gelungen, ein Depot für den Containerentlad zu finden. Das von Wolfgang genannte Unternehmen „PATRICK“ macht leider keine Geschäfte mit Privaten mehr. Und bei anderen Depots kamen wir teilweise gar nicht an die verantwortlichen Personen heran oder wurden gleich wieder abgewimmelt. Also mussten wir wohl oder übel einen Broker mit der Fahrzeugauslösung beauftragen. 

Also holten wir verschiedene Offerten von Brokers rund um Port Botany ein, wo der Container mit dem Schiff ankommt. Dabei unterbreitete der lokale Broker von australischen Tochterfirma der Fracht AG in Botany Bay das überzeugendste Angebot:

Position

Kosten

Beschreibung

Destination THC

AUD 785.-

Die "Terminal Handling Charges" beinhalten die Hafengebühren und Kosten für das Entladen des Containers vom Schiff.

Destination Service Depot Handout

AUD 2600.-

Dieser grosse Posten beinhaltet die Kosten für das Depot, den Transport des Containers ins Depot und zurück.

Quarantine inspection

AUD 850.-

Diese Kosten sind für die Quarantäne Inspektion (AQIS) und gelten für beide Landrover.

Formal entries

AUD 465.-

Hierbei handelt es sich um die Brokergebühren für den Papierkram und gelten für beide Landrover.

10% GST

AUD 470.-

Hinzu kommt die australische Mehrwertsteuer.

Gesamt Total AUD 5170.-

Dieser Betrag gilt für die Auslösung eines 40 Fuss Container mit zwei Fahrzeugen.

Fahrzeug Nachreinigung

AUD 341.- (inkl. 10% GST)

Die Fahrzeug Nachreinigung war nicht in der Offerte enthalten und ist hier nur der Vollständigkeit halber aufgelistet. Wir mussten die Gebühren direkt vor Ort beim Depot begleichen. Der Preis ist wiederum für beide Landrover.

Nachdem wir den Broker bestimmt hatten, wollten wir ihn natürlich persönlich kennenlernen. So bekamen wir die Gelegenheit unsere Anliegen mit ihm „von Aug zu Aug“ zu besprechen.

  • Das Depot muss unbedingt eine "AQIS approved Steam Cleaning Facility" vor Ort haben, um allfällige Nachreinigungen ausführen zu lassen.
  • Wir möchten bei der Container-Öffnung persönlich dabei sein.
  • Wir würden gerne unsere Fahrzeuge selber aus dem Container herausfahren.

Wohlwollend klärte er alle Punkte ab und willigte ein, dass wir bei der Containeröffnung dabei sein können. Nur selber aus dem Container herausfahren sei aus "sicherheitstechnischen" Gründen nicht möglich. Wir aber hatten erreicht was wir wollten – wir können vor Ort sein und dort lässt sich bestimmt was machen...

Nun galt es noch den letzten Punkt abzuklären. Wie erhalten unsere Landys nach erfolgreicher Auslösung vom Zoll die Strassenzulassung in Australien? Hier sind die Vorschriften je nach Bundesstaat unterschiedlich. Im Falle von Sydney (New South Wales) hat es in den letzten Jahren sogar Änderungen gegeben. Also war das Motto: "Probieren geht über Studieren".

Das Fahrzeug trifft in Australien ein

Nach vielen Abklärungen kommt nun die Praxis zum Zuge. Zirka eine Woche vor Eintreffen des Containers erhielten wir die "Arrival Notice" vom zuständigen lokalen Agent der Speditionsfirma. Da wir ja einen Broker haben, übernimmt er alle administrativen Aufgaben. So konnten wir der Ankunft unseren Landys entspannt entgegen blicken. Der Container kam pünktlich an einem Samstag in Port Botany (Containerhafen von Sydney) an.

Da der darauffolgende Montag ein Feiertag war, informierte uns der Broker erst am Dienstag über die Ankunft. Er meinte, dass wir mit etwas Glück die Fahrzeuge schon zwei Wochen später haben würden. Solange wollten wir natürlich nicht warten. Kurzerhand tauchten wir gleichentags in seinem Büro auf um unserem Anliegen deren Wichtigkeit zu unterstreichen. Er versprach alle Hebel in Bewegung zu setzen, was die Laufzeit erheblich beschleunigte. Am Mittwoch informierte er uns, dass der Container schon am Freitag um 10 Uhr geöffnet werden würde. Der Zoll und die AQIS-Leute werden dann ebenfalls vor Ort sein.

So war es dann auch. Pünktlich wurde der Container geöffnet und unsere Fahrzeuge von der Verzurrung gelöst. Plötzlich rufte einer der Mitarbeiter: "Spider, Spider - there is a Spider!" Bereits sahen wir die Auslösung unserer Landys für einige Tage verschoben, da der Container sicherlich geschlossen, eingeräuchert und dann für einige Zeit unter Quarantäne steht. Doch im Gegenteil - der gerufene AQIS-Beamte meinte bloss, dass dies mit einer Nachreinigung schon in Ordnung geht.

Die anschliessende Zoll-Inspektion beschränkte sich auf das Abstempeln des "Carnet de Passage" und einen kurzen Check der Chassisnummer. Auch die AQIS-Inspektion war schnell hinter uns gebracht. Die Autos waren zu seiner vollen Zufriedenheit gereinigt und er hatte nichts zu beanstanden, ausser natürlich der erwähnten Spinne.

Und da es ja beim Depot eine AQIS adäquate Abdampfstation gab, konnten wir unsere Landys schon am Nachmittag fixfertig abholen.

So dauerte das ganze Procedere nur dreieinhalb Stunden und wir waren überglücklich, dass alles so gut klappte.

Fahrzeugeinlösung in Australien (im Allgemeinen)

Wie erwähnt hat jeder Bundesstaat in Australien seine eigenen Gesetze, was die Fahrzeugeinlösung betrifft.  Der Zoll gibt hierzu eine Broschüre mit dem Titel "INFORMATION FOR CARNET HOLDERS" heraus. Diese besagt, dass wenn ein im Ausland registriertes Fahrzeug mittels Carnet de Passage Douane (CPD) eingeführt wird, muss lediglich bei der zuständigen lokalen Strassenbehörde des importierenden Hafens ein „Unregistered Vehicle Permit“ beantragt werden. Somit ist man bei einem Unfall gegenüber Personenschäden versichert (Bodily Insurance). Was soviel heisst, wenn man einen Unfall verursacht, sind zwar die Personen im anderen Fahrzeug versichert, doch das beschädigte Fahrzeug selber nicht.

Eine entsprechende Versicherung, welche auch das Fahrzeug abdeckt (Third Party Insurance) kann man bei verschiedenen Versicherungen beantragen (z.B. NRMA, AAA, Zuerich, etc).

Mehr Informationen über die Fahrzeug-Einlösung in Australien hat die Australian Automobile Association (AAA) im Internet unter "Bringing Your Car to Australia" verfügbar.

Fahrzeugeinlösung in New South Wales (NSW)

Im Staate "New South Wales" ist man mit der Registrierung von "temporär importierten Fahrzeugen" neue Wege gegangen. Das "Unregistered Vehicle Permit" ist nun nicht mehr nötig, da ein "overseas registrated Vehicle" automatisch gegenüber "Bodily Insurance" versichert ist. Mehr hierzu ist bei der RTA (zuständigen Strassenbehörde in New South Wales) unter dem Titel "Visiting overseas vehicle" nachzulesen.

Sollte also ein Unfall geschehen, kommt die Motor Accidents Authority (MAA) zum Zuge. Sie regelt die Personenschäden, für die Schäden am Fahrzeug ist man immer noch selber haftbar.

Uns ist aber nach wie vor nicht klar, was passieren würde, sollte der Unfall ausserhalb des Staates New South Wales passieren. Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, die notwendige Versicherung im nächsten Bundesstaat zu machen.

Fahrzeugeinlösung in Queensland (QLD)

Wie die oben erwähnte Informationsseite des Australian Automobile Association (AAA) beschreibt, kann man ein „Overseas Vehicle Permit“ wie folgt beantragen:

  • Man geht zu einer Versicherungsgesellschaft (bei uns war es die NRMA) und beantragt ein "Queensland Compulsory Third Party Insurance Certificate". Das ist nichts anderes als ein Versicherungsnachweis. Nachdem man den Versicherungsbeitrag bezahlt hat (bei uns waren es AUD 313.-) bekommt man dieses Zertifikat in zweifacher Ausführung ausgedruckt und unterschrieben.
  • Damit geht man zum Queensland Department of Transport (zuständige Strassenbehörde) und beantragt das "Overseas Vehicle Permit". Für die Registrierung sind ausserdem folgende Dinge mitzubringen: Fahrzeug, gültige Fahrzeugpapiere vom Herkunftsland, Carnet de Passage, Pass, 2 Kreditkarten (wird als weitere Bestätigung der Identität angesehen), sowie eine Adresse in Queensland (z.B. vom Hotel).
  • Nach dem Papierkram kommt der Beamte noch kurz das Fahrzeug inspizieren. Dabei geht es nur um die elementaren Dinge wie (Bremsen, Lichter, Nummernschild, Chassisnummer, etc.).

Damit erhält man das "Overseas Vehicle Permit" und man darf offiziell auf allen Strassen Australiens unterwegs sein. Dieses Permit ist übrigens kostenlos.

Unser Fazit: Auch wenn die Verschiffungskosten relativ hoch sind, haben wir es noch keinen einzigen Tag bereut, mit unserem eigenen Auto in Australien unterwegs zu sein. Im Gegenteil: "Es isch huara geil!"