Reise-Highlights: Rabat, Salé, Marrakesch
Die Strasse von Gibraltar
Alles ist gecheckt. Nur noch volltanken, zu Gibraltar-Tarif (60 EUR Cent pro Liter), und dann geht es los zum Atlantik. Aber am Boxing-Day (26.12.) die Tankstelle aufzusuchen, da haben wir mal wieder einen perfekten Tag erwischt.
Da wir um durch die Strasse von Gibraltar zu kommen, auf die Tidenströmung und damit auf den richtigen Zeitpunkt der Durchfahrt achten müssen, kommt langsam etwas Unruhe auf, als einfach kein Tankwart auftauchen will. Zu Feiertagen variieren die Öffnungszeiten bekanntlich überall. Wir finden uns schon damit ab, am nahegelegenen Hafen in Spanien für teure Euros die gähnend leeren Tanks füllen zu müssen und lösen unsere Leinen. In letzter Minute, wir sind schon fast aus dem Hafenbecken, erwacht die Tanke zum Leben und wir drehen noch mal ab. Puh, um ein paar (weniger) Euro ärmer geht es nun Richtung Atlantik.
Die Strömungen sind beträchtlich und schwierig zu befahren. Zusammen mit Wind und Tide ist das ein spannendes Gewässer. Mal drückt es uns 4 Knoten auf die Nase, dann surfen wir wieder richtig dahin. Die grossen Tanker und Frachter bilden eine lange Kette und wir Winzlinge suchen uns ein Plätzchen dazwischen. Spätnachmittags erreichen wir das offene Meer und die Strömung nimmt allmählich ab. Wir können nun endlich unseren Kurs ansteuern. Im Moment wissen wir noch nicht, wo wir in Marokko anlegen werden. Das hängt alles von unserem Reisetempo ab. Wir haben uns vorgenommen, nur einen Hafen anzusteuern, wenn das noch bei Tageslicht möglich sein sollte. Andernfalls wird halt noch eine Nacht angehängt.
So gleiten wir bei ruhiger See dahin und in die kühle Nacht hinein. Wir versuchen, guten Abstand zur marokkanischen Küste zu halten. Mit 15 Meilen sollten wir von den berüchtigten Thunfischnetzen, die unbeleuchtet und überall verstreut liegen, sicher sein. Die Nachtwachen verbringen wir wegen Kälte in der Kabine, alle 10 Minuten wird aber wieder aufgestanden und ausgiebig Ausguck gehalten.
Die Fischernetze haben wir also erfolgreich umschifft und der Tag bringt ein wenig Wind und eine ruhige Fahrt. Gegen 4 Uhr entscheiden wir, nach Rabat abzudrehen und dort in den Hafen einzufahren. Wir sollten es gerade noch vor Sonnenuntergang schaffen. Die Hafeneinfahrt in das Flussbecken Rabats ist zu Recht ein berüchtigtes Unterfangen. Nicht nur, dass vor der Einfahrt unzählige Fischer ihr Glück mit den grossen Netzen versuchen. Das Flussbecken ist auch versandet und bekannt für seine rollenden Hawaii-Wellen, je nach Wind und Tide. Surfer mögen sich an solch einem Naturschauspiel erfreuen, wir wünschen uns aber lieber ruhiges, klares Wasser.
Rabat
Vor dem Eintreffen soll man den Hafenmeister anfunken, um durch die undurchsichtige Brühe gelotst zu werden. Das tun wir dann auch und werden von einem Pilotboot abgeholt. Da die Tide gerade günstig steht und unsere Wünsche nach ruhigem Wasser wohl erhört wurde, folgen wir dem Piloten entspannt und werden von allen Seiten willkommen geheissen. Viele Spaziergänger winken uns zu, Fischer ziehen ihre Angelleinen ein und grüssen uns freundlich. Nach einer Meile flussaufwärts verschwindet die Sonne hinter der Stadt und wir haben die Marina und das Zollbüro erreicht.
In Marokko sind die Einreiseformalitäten eine ernst zu nehmende Sache, vor der man oft gewarnt wird. Mit ein wenig Geduld geht die Sache aber völlig korrekt und freundlich von Statten und wir liegen bald sicher und fest angeleint im Hafen.
Hier in Rabat gibt es einiges zu sehen und man taucht sofort in eine andere Welt ein. Die Stadt ist einerseits modern, mit seinem Tramsystem und der modernen Marina. In der Medina allerdings, sind wir gleich ein paar Jahrhunderte in der Zeit zurück gereist.
Happy New Year in Marrakesch
Wir möchten auch etwas vom Landesinneren Marokkos sehen und ich wollte schon seit Langem mal Marrakech besuchen. So fahren wir mit dem Zug quer durchs Land nach Marrakech, wo wir zwei Nächte in einem Riad mitten in der Medina bleiben wollen. Der Jahreswechsel steht vor der Tür und Sylvester möchten wir an einem speziellen Ort verbringen.
Die Leute sind hier für unseren Geschmack sehr aufdringlich. Im Vergleich zu Rabat, wo man einfach durch die Gassen spazieren kann, wird einem hier ständig etwas „angeboten“. Wir ackern uns durch die Souks und machen natürlich auch den ein oder anderen Einkauf. Da wir in einem muslimischen Land wohl schwierig etwas zum Anstossen finden werden, haben wir noch eine Flasche spanischen Wein eingepackt. Dieser wird auf unserer Dachterasse genossen. Nach Sonnenuntergang ruft der Muezzin zum Gebet und erfüllt den Himmel mit seinem „Allah u Akbar“ (Gott ist gross). Ein mystischer Moment, und so wechselt dann das Jahr auch ohne ausschweifende Party aber mit vielen neuen Eindrücken.
Auf der Rückfahrt nach Rabat holt sich der Captain erneut die Grippe, die ich wohl gerade kuriert habe. Er ist seit ein paar Monaten immer wieder mit Grippen ähnlichen Symptomen und einer Art Bronchitis gestraft gewesen. Dieses Mal ist es wieder besonders ätzend und so bleibt dem Captain nichts anderes übrig, als das Bett zu hüten und noch mal zum Arzt zu gehen. Ob wir auch für den Captain so einfach die passenden Ersatzteile finden? Hmm… aber davon ein anderes Mal.