nichtswieweg... vier Abenteurer unterwegs

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Über Stock und Stein durch Chile
Reisebericht vom 21.01.2006 - 20.02.2006, Chile/Argentinien
Highlights: Perito Moreno Gletscher, Coyaique, Carretera Austral, Chaitén, Puerto Montt, Villarica, Aconcagua, Paso Christo Redentor

Nach einem letzten kurzen Abstecher in Argentinien nahmen wir Chile genauer unter die Lupe. Auf der Carretera Austral verlangten wir viel vom Landy, unserem treuen Gefährten, ab. Dafür genossen wir die Fahrt nordwärts auf der geteerten Panamericana umso mehr.

Nach einem letzten kurzen Abstecher in Argentinien nahmen wir Chile genauer unter die Lupe. Auf der Carretera Austral verlangten wir viel vom Landy, unserem treuen Gefährten, ab. Dafür genossen wir die Fahrt nordwärts auf der geteerten Panamericana umso mehr.

Ein weiterer Höhepunkt, der Perito Moreno Gletscher

Nach dem Nationalpark Torres del Paine verliessen wir Chile wieder für kurze Zeit. Unser Weg führte uns diesmal zum Perito Moreno Gletscher (Argentinien). Darauf freuten wir uns schon seit zu Hause und konnten es daher auch kaum mehr erwarten, als wir endlich in El Calafate ankamen. Dieses kleine Städtchen ist Ausgangspunkt für Touren in den Nationalpark „Los Glaciares“. Wir begaben uns extra gegen Abend in den Park hinein, damit wir die Nacht dort verbringen konnten. Als wir nach 50km endlich vor dem Gletscher standen, konnten wir unser Glück kaum mehr fassen. Wow, was für ein Anblick, der ist ja noch viel schöner als wir uns vorgestellt hatten. Roger packte sofort unser ganzes Kamera-Equipment zusammen und wir eilten zum Gletscher hinunter. Immer wieder hörten wir das bedrohliche Knacken. Kurz darauf später löste sich mit lauten Getöse eine etwa 30 Meter hohe Eisscholle vom Gletscher und fiel mit immenser Wucht in den See, gefolgt von einer Flutwelle.

Stundenlang schauten wir diesem Spektakel zu, Roger hatte mittlerweile schon über 100 Fotos geschossen. Als es dann langsam eindunkelte sassen wir auf unserem Dachträger und genossen die Aussicht. Wie geplant wollten wir ja eigentlich die Nacht dort verbringen aber wir parkten gerade vor einer Tafel wo darauf steht „Prohibido acampar“ (Campieren verboten). Gegen 22 Uhr waren wir zusammen mit einem anderen Fahrzeug die einzigen Touristen dort. Uns wurde ein wenig bange und wir wollten einen Ranger aufsuchen um etwas auf die Tränendrüse zu drücken damit wir hier übernachten durften. Als wir losfuhren folgte uns das andere Fahrzeug. Ich sagte zu Roger: Das ist bestimmt der Parkwächter der uns sagt, dass wir gehen müssen. Als wir bei der Rangerstation angekommen waren stieg ein Pärchen aus dem Fahrzeug und rief: „Hallo Schweizer, sucht ihr euch auch einen Schlafplatz?“ Es waren Thorsten und Juliana aus Deutschland. Ihnen war auch nicht wohl beim Verbotsschild zu übernachten und hatten den gleichen Plan. Da sie nicht so gut spanisch sprachen überliessen sie uns den Auftritt bei der Parkwache. Wir entschuldigten uns abermals für die späte Störung und brachten unser Anliegen vor. Als er uns dann erklärte: „schlaft ruhig nur beim Gletscher oben, geht einfach morgen nicht allzu spät wieder nach unten“, waren wir alle überglücklich. Voller Freude sassen wir bis spät in die Nacht zusammen, tranken ein Bierchen, hörten dem Bersten im Eis zu und genossen die wundervolle Stimmung in der klaren Nacht. Am frühen Morgen frühstückten wir zusammen beim Gletscher und waren einfach nur happy, dass wir ein solches Glück haben und diese schöne Reise machen dürfen.

1300km endlose Schotterpiste / Ruta 40 (Argentinien) / Carretera Austral (Chile)

Als nächstes stand die berühmte Carretera Austral (Chile) auf unserem Programm. Doch bis dahin mussten wir rund 600km Schotter/Wellblech und Lochpiste (Argentinische Ruta 40) überstehen. Als wir nach 100km uns abermals über die schlechte Strasse aufregten, kam uns ein weisser VW-Bus entgegen der wie wild „Lichthupte“. Was für eine Überraschung! Es waren Gerard und Irène. Mit ihnen verbrachten wir fünf Wochen auf dem Frachtschiff und hatten eine tolle Zeit zusammen. Nach einem halben Jahr haben wir sie nun endlich wieder getroffen. Es gab natürlich viel zu erzählen und zu lachen, aber unser Weg ging weiter Richtung Norden und der ihrige in den Süden.

Nach ein paar Stunden verabschiedeten wir uns und brausten weiter. Vorbei an Pampe und nochmaliger Pampe, es gab wirklich nichts zu erblicken ausser den Staub zu husten, der überall im Auto vorzufinden war. Wir näherten uns nun langsam der chilenischen Grenze. Gerard und Irène haben uns noch vorher erzählt, dass es einen kleineren Grenzübergang geben würde, wo man 300km Umfahrung durch Chile Chicco spart. Das tönte doch interessant, aber irgendwo wird’s bestimmt wieder einen Haken geben. Langsam haben wir ein Flair für die wenig besuchten Übergänge bekommen. Aber es soll nicht so einfach werden, die Strasse war ein Horror. Roger konnte nicht allen Löchern ausweichen und wir krachten immer wieder mit dem Landy in eines hinein. Langsam aber sicher tat mir unser Gaucho wirklich leid, was musste das Auto in seinem Alter noch alles über sich ergehen lassen! Nichts desto trotz erreichten wir unbeschadet die argentinische Grenze. Wir waren todmüde, fuhren wir doch schon fast seit 10 Stunden. Der junge Zöllner hatte von den Formalitäten überhaupt keine Ahnung und wusste mit uns nicht viel anzufangen. Aha, jetzt wurde es kompliziert. Aber er vermochte sich souverän zu helfen und weckte seinen Vorgesetzten, der dann im Schlafanzug zu uns kam und die Formalitäten erledigte. Das lieben wir an Argentinien, die sind einfach locker drauf.

Nach ein paar Minuten war alles geregelt und wir brausten durch enge und kurvige Strassen die Berge hinauf und herunter, aber nirgendwo fanden wir den chilenischen Zoll. „Nicht schon wieder! Jedes Mal müssen wir das chilenische Zollhäuschen suchen“, klagte ich, „Wahrscheinlich haben wir es übersehen und müssen die ganze Strecke wieder zurückfahren.“ Denn die Strasse hier war auch nicht gerade ein Traum. Aber nach etwa 30km, nachdem wir uns schon „illegal in Chile“ gesehen haben, fanden wir das Zollhaus. Die Abfertigung ging ruckzuck und der Zöllner kontrollierte nicht einmal unser Auto auf Früchte oder sonstige illegalen Dinge. Gut gegangen, wir sind in Chile!

Vom Militär werden wir verfolgt / Nichtswieweg werden als Spione vermutet

Viele Reisende erzählten uns: Chile wäre eines der sichersten Länder und mit der Polizei habt ihr hier keine Probleme. Das freut uns, denn mit der argentinischen Polizei sind wir nicht so über Kontakt erfreut. Eine Stunde nachdem wir den Grenzübergang passiert hatten wollten wir uns einen Schlafplatz suchen, da wir wie oben erwähnt schon ewig lange unterwegs waren. Uns kam ein chilenisches Militärfahrzeug entgegen, sie fahren an uns vorbei, nichts passierte. Doch nach wenigen Minuten folgten sie uns mit Blaulicht und forderten uns auf zu stoppen. Ich sagte noch zu Roger: „Das halte ich nicht aus, wieso immer wir? Das kann doch nicht sein!“ Wir fahren ein Stückchen weiter, aber das Militär hockte uns dicht an den Fersen. Mit wilden Gesten zwangen sie uns rechts ran zufahren. Ich ahnte Schlechtes, haben wir vergessen das Licht einzuschalten oder sonst etwas? Langsam aber sicher wurde ich nervös.

Kaum angehalten, kamen uns vier finster dreinblickende Männer mit voller Bewaffnung entgegen. Sie blickten uns böse an und als wir uns nach dem Grund für den Halt erkundigten, entgegneten sie: „Was wollt ihr hier in Chile?“ Wir antworteten: „Ja natürlich das wunderschöne Land anschauen, wir sind doch normale Touristen“. „Touristen?“, fragte der eine, „weshalb habt ihr denn ein solches Fahrzeug?“ „Das haben wir von der Schweiz mitgebracht und ist unser Zuhause.“ Sie wollten alle Papiere sehen. Nach Überprüfung der Dokumente atmete der Beamte auf und seine Anspannung liess augenblicklich nach. „Ihr seid ja wirklich Schweizer“ – „Ja sicher“, bekräftigten wir. „Wo lag denn das Problem?“ Sie erklären es uns: „Wir haben euch für die argentinische Armee gehalten.“ Das wäre natürlich ein Verbrechen, wenn diese in ihr Nachbarland gehen würden. Jetzt wurde uns alles klar. Die argentinische Armee besitzt ebenfalls grüne Landrover, fast typengleich wie der Unserige. Vielfach wurde sogar an Polizeikontrollen vor uns salutiert, bis sie merkten, dass wir „nur“ Touristen waren. Zudem haben wir Armeekisten auf dem Dach und Roger trägt sein Lieblingshirt, das Militär T-Shirt von Zu Hause. Wir plaudern noch einwenig, fragen sie über ihr Land aus und zogen von dannen.

Carretera Austral – die berühmte und sagenumwobene chilenische Schotterpiste

In Coyhaique, der letzten Stadt bis Chaiten, machten wir einen Stopp und fanden einen schönen Camping. Hier erholten wir uns einwenig von den letzten Ereignissen bevor wir uns auf die Carretera Austral machten. Was wir von dieser Strasse halten sollen, wussten wir nicht. Viele meinten, dass die schöne Landschaft sich für die schlechten Strasseverhältnisse entschädige, andere nannten es schlicht einen Albtraum. Wir wollten uns ein eigenes Bild machen. Nachdem wir Vorräte für die nächsten Tage eingekauft hatten ging es los. Anfangs sagten wir uns: Es ist ja gar nicht so schlimm und die Landschaft ist traumhaft. Die Strasse führte vorbei an endlosen Seen und Flüssen, dann wieder stockdichter Urwald, kurz darauf wieder saftiggrüne Weiden.

Aber nach etwa 150km wurde die Strasse zusehends schlechter. Mit Wellblech und Schotter haben wir uns mittlerweile angefreundet. Schlimm für uns waren die vielen Löcher in der Strasse (bzw. besserer Weg). Über kurz oder lang trieb es uns in den Wahnsinn. Als wir uns dann noch verfuhren, weil die Chilenen (oder wer auch immer) ein Strassenschild in die falsche Richtung stellten und wir auf einmal in eine Sackgasse fuhren liess unsere gute Laune nach. Wir suchten uns einen Platz am Fluss zum Übernachten, damit wir am anderen Tag wieder voll losfahren konnten. Aber auch die weitere Strecke wurde nicht besser, im Gegenteil, nur noch schlechter. Uns konnten nicht einmal mehr die schöne Landschaft aufheitern. Roger hatte mittlerweile auch seinen Bonus von 50 Schimpfwörtern aufgebraucht, wir waren buchstäblich beide nur noch am Fluchen. Wir fragten uns nur: „Weshalb tun wir uns das eigentlich an?“ Wir schafften teilweise nur gerade zehn Kilometer in einer Stunde. Wie sollen wir bei diesem Tempo das 480km entfernte Chaiten erreichen? Als wir dann irgendwie unserem Ziel näher kommen geschah, was ja kommen musste – einen Platten! Eigentlich nichts besonderes, aber wir hatten nur ein Ersatzrad und mussten noch ein Stückchen fahren, bis wir nach Chaitén gelangten.

In einem verschlafenen Nest fanden wir eine Gomeria (Geschäft wo man Reifen reparieren kann). Hier erfuhren wir erstmals die weltbekannte Unfreundlichkeit der Chilen am eigenen Leibe. In Argentinien waren wir es gewöhnt, dass wenn wir ein Problem hatten die Leute uns immer hilfsbereit zur Seite standen. In Chile hingegen wurden wir fortgeschickt, vom eigenen Besitzer. Er hätte keine Zeit, war seine Ausrede. Komisch, ausser uns waren gar keine Kunden da. Nun ja, wir machten uns auf nach Chaitén und beteten, dass wir uns nicht noch einen Platten einfingen. Wir wurden erhört und kamen in diesem Dorf an. Als wir abends einen Campingplatz aufsuchen wollten fanden wir zwar einen vor, der aber leer war. Der Platz war jedoch geöffnet und es brannte Licht an der Reception. Aber wir wurden wieder nicht bedient. Erst als wir wütend den Platz verliessen, kam der Receptionist hervor. Zu Spät, uns reichte es – wir übernachteten auf einem Parkplatz. Am anderen Morgen gingen wir schnurstracks zu einer Schifffahrtsgesellschaft. Wir wollten weg von hier aber auch nicht mehr weiter auf der Carretera Austral fahren. Also blieb uns nichts anderes übrig als zu verschiffen.

Für die Fähre am nächsten Morgen gab es noch Platz. 11 Stunden würde die Überfahrt nach Puerto Montt dauern. Sind wir froh, endlich geht’s wieder ab in die Zivilisation. Pünktlich wie das Schweizer Uhrwerk standen wir anderntags um 7.30 Uhr am Parkplatz für die Verschiffung bereit. Jede Stunde vertröstete man uns, „Sie wird schon noch kommen.“ Wir hatten Glück, um 12.00 Uhr tauchte sie dann wirklich auf. Die Fahrt vertrieben wir uns mit jassen und lesen, bis sich Heiri zu uns gesellte. Man könnte schon fast sagen, dass er in der Schweiz ein Nachbar von uns wäre. Er wohnt in Trogen (Appenzell), ist etwa 70 Jährig und reist mit dem Rucksack durch ganz Südamerika. „Für eure Rückkehr müsst ihr euch keine Sorgen machen, bei mir ist immer ein Zimmer frei.“ Das trifft sich doch gut, Roger und ich liebäugeln schon lange mit dieser Gegend.

Wie schön sind doch Teerstrassen / weiter geht’s auf der Panamericana nach Norden

Puerto Montt gefällt uns ausgesprochen gut. Eine interessante Stadt, ein riesen Chaos, überhaupt kein System aber wirklich herzig. Seit langem fühlen wir uns wieder in zivilisierten Gebieten und überhaupt, hier gibt’s Teerstrassen, was für ein Luxus. Trotzdem wollten wir weiter nordwärts und gondelten gemächlich Richtung Villarrica / Pucón. Diese Gegend war für uns ein Traum. Schöne Wälder, so grüne Wiesen dass wir fast die Sonnenbrille anziehen mussten. Überall ragen Vulkane mit ihren schneebedeckten, weissen Kegeln hervor. Hier fühlten wir uns fast wie zu Hause. An einem Camping erkundigten wir uns ob sie noch Platz hätten. Als sie uns jedoch den Preis nannten, kippten Roger und ich fast um. Für zwei Personen heischten sie umgerechnet CHF 50.- pro Nacht. Mir wurde fast schlecht, die haben doch bestimmt einen Dachschaden. Chile ist das teuerste Land Südamerikas, die Preise übertreffen zum Teil sogar das Schweizer Niveau. Ein Liter Benzin kostet CHF 1.50. Das alles nahmen wir in Kauf, wenn auch bei weitem die Qualität zu den überrissenen Preisen nicht stimmt. Aber der Campingpreis ging nun entschieden zu weit!

Wir suchten weiter und fanden einen neuen Platz. Nach dem Preis getrauten wir uns fast nicht zu fragen, aber wir würden hier wirklich gerne bleiben. CHF 10.— für zwei Personen, ist das in Ordnung? Klar, damit konnten wir sogar sehr gut leben.

Team Gaucho wird für einen Nachmittag zum Campingchef

Auf dem Platz von Maria, der Besitzerin, fühlten wir uns sehr wohl. Irgendwie kam sie uns wie eine Grossmutter vor. Jeden Morgen und Abend kam sie für ein Stündchen zu uns vorbei und plauderte mit uns. Sie erzählte uns von ihrem Leben und interessierte sich auch sehr für unsere Reise. Die Chemie stimmte einfach zwischen uns. So kam es dann auch, dass wir jeden Tag wieder verlängerten. Inzwischen gehörten wir schon fast zum Inventar. Eines Nachmittags kam sie bei uns vorbei und meinte, ob wir heute etwas vorhätten. Ich antwortete mit Nein, wir bleiben hier. Sie fragte uns etwas zögernd, ob wir vielleicht auf ihren Camping aufpassen könnten. Sie müsste dringend weg. Hmm, naja ich weiss ja nicht, wie sieht dass denn aus wenn andere Touristen kommen und uns dann antreffen. Auf dem Platz wimmelte es doch von Chilenen, die dies bestimmt besser könnten, allein schon wegen der Sprache. Aber sie vertraute es uns an. „Ihr macht das schon.“ Sie zeigte uns welche Plätze noch frei sind und meinte: „Die Preise kennt ihr schliesslich ja auch schon.“ Ok, dann ist es für uns in Ordnung. Es verlief dann auch alles ohne Probleme und als Maria zurückkam, war sie uns sichtlich dankbar dafür. Gerne wären wir noch länger geblieben aber leider mussten wir weiter, da wir ja pünktlich in Mendoza sein wollten. Einmal mehr hiess es Abschied nehmen, Maria hinterliess uns ihre Adresse mit den Worten: „Wenn ihr mal Probleme haben sollt, ruft mich an, ich helfe euch.“ Als wir dann endlich losgingen umarmte sie uns und hatte Tränen in den Augen. Diese Frau hat uns wieder gezeigt, dass nicht alle Chilenen gleich sind.

„Heimweh“ - Schweiz oder Argentinien?(Antwort folgt unten)

Christian, welchen wir im letzten Jahr in Mendoza kennen gelernt haben meinte, dass wir unbedingt das Suizandina (Hostería, Camping) besuchen müssten, wenn wir in Chile sind. Das wollten wir auch machen, dafür nahmen wir sogar einen Umweg von 160km in Kauf. Als wir dort ankamen fanden wir uns in einem Megakomplex wieder. Die Campinggäste waren hauptsächlich Schweizer und Deutsche. Aber irgendetwas stimmte hier nicht. Ich kann mich eigentlich nicht daran erinnern dass wir während unserer Reise je einen Moment hatten, an dem wir uns so unwohl gefühlt haben. Irgendwie, als ob wir an einem falschen Ort wären, aber es war kein heimisches Gefühl. Wir haben uns mit anderen unterhalten aber es war nicht das Gleiche. Wahrscheinlich kam uns hier an diesem Ort zu schnell wieder den Alltag in den Sinn, den wir zu Hause hatten und vor dem wir „geflohen“ sind. Roger und ich schauten uns an und sagten: Am liebsten würden wir wieder zurück zu Maria gehen.

Wir brechen auf nach Argentinien

In der Suizandina blieben wir nur eine Nacht und gingen am nächsten Tag weiter. Wir fuhren ans Meer. Trotz der grandiosen Landschaft, Wellen bis zu 8 Meter mochte es unsere Stimmung nicht wirklich aufheitern. Irgendetwas fehlte uns. Wir fanden an diesem Abend auch keinen tollen Schlafplatz. Roger und ich sassen am Tisch als ich mit der Idee herausplatzte: „Warum gehen wir nicht jetzt schon wieder nach Argentinien?“ Er schaute mich an, war fasziniert von dem Plan. „Wir können doch morgen erst gegen Abend aufbrechen und durchfahren.“ Der nächste Grenzübergang zu Argentinien beträgt 600km, 200km weiter und wir sind in Mendoza. Normalerweise fahren wir wegen den Tieren nie sobald es dunkel wird. Aber hier war es kein Problem, Chile hat ein super Autobahnsystem. Nicht umsonst heisst unsere Homepage „Nichtswieweg“. Den Entschluss „feierten“ wir mit einem improvisierten „Raclette à la Gaucho“. Da wir keine richtigen Pfännli hatten, benutzten wir einen Pfannendeckel aus unserem Inventar. Die heissen „Herdöpfel“ wurden kurzerhand mittels einem Teppichresten warm gehalten. Als Öfeli musste der Benzinkocher herhalten. Das Ergebnis war ziemlich akzeptabel und wir genossen diese willkommene Abwechslung bis in die späten Abendstunden.

Um 18 Uhr am anderen Tag ging’s dann los. Wir fuhren, machten ab und zu kurze Pausen. Um 03.30 Uhr erreichten wir Santiago de Chile, welche wir innerhalb von einer Stunde im Transit umfuhren. Weiter ging’s zum Passübergang (Aconcagua) nach Argentinien. Da wir schon ziemlich müde waren wollten wir den Pass nicht mehr fahren. Es schien uns zu riskant. Um 06.00 Uhr fanden wir dann ein Plätzchen bei einer Tankstelle, wo es dann nach 4 Stunden Schlaf weiter zur argentinischen Grenze ging. Bevor man zum Grenzposten kommt (Chile / Argentinien zusammen) fährt man am Aconcagua (der höchste Berg Amerikas, 6659m) vorbei. Als wir im Oktober das letzte Mal dort waren schneite es. Diesmal zeigte sich uns der Berg im schönsten Licht, bei wolkenfrei blauem Himmel. Trotz Übermüdung machten wir noch eine kleine Wanderung im Nationalpark, dann ging es ab zur Grenze.

Argentinien, wir sind wieder hier. Es war einfach ein komisches Gefühl, aber hier fühlten wir uns sofort wieder heimisch. Als wir in Mendoza ankamen, fanden wir den Weg wieder ohne Strassekarte, konnten in den Laden und hatten unsere Produkte wieder. Vielleicht sind wir schon zulange hier, wer weiss? Uns ist zwar klar, dass wir nicht ewig in Argentinien bleiben können. Deshalb geniessen wir den letzten Monat umso mehr, bevor es dann nach Bolivien geht. Nächste Woche kommen die Eltern von Martin und mir nach Mendoza. Wir freuen uns riesig sie wieder zu sehen und zusammen mit ihnen ein paar Wochen hier in unserem „Traum“land zu verbringen.