nichtswieweg... vier Abenteurer unterwegs

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Ecuador – Das grüne Paradies
Reisebericht vom 23.12.2006 bis 18.01.2007, Ecuador
Highlights: Macara, Vilcabamba, Cuenca, Baños de Agua Santa, Tena, Otavalo, Puerto Lopez, Salinas

Bei gewissen Ländern hatte Gott nicht gegeizt und so beschenkte er Ecuador mit allen Naturschönheiten, welche sich ein Land nur wünschen kann. So findet man sattgrüne Wiesen wie in der Schweiz, tropischer Regenwald und Strände fast schon à la Brasiliera, hohe Berggipfel durchsetzt mit Vulkanen und nicht zu letzt die schöne Indianerkultur mit ihrer Farbenvielfalt.

Eintritt in ein neues Zeitalter

Nach wochenlanger Wüstenregion und schon bald depressiver Einöde Perus, freuen wir uns richtig auf Ecuador, welches schon von unserem Reiseführer in den höchsten Tönen gelobt wird. Nur noch eine kleine Brücke trennt uns von dem angeblichen Paradies, dann sind wir in Macara. Mit einem freundschaftlichen Händedruck verabschiedet uns der peruanische Zollbeamte und dann rollen wir hinüber. Die Einreise in Ecuador verläuft völlig problemlos, bekommen wir doch das erste Mal anstatt eines üblichen Stempels einen Computerausdruck direkt in unseren Reisepass. Huch, da staunen sogar die modernen Schweizer.

Als Erstes peilen wir gleich eine Tankstelle an, da wir mit den letzten Tropfen Benzin über die Grenze gefahren sind. Als uns schon die dritte Tankstelle mitteilt, sie hätten kein Benzin mehr, werden wir doch etwas nervös. Wir geben nicht auf und werden dann bei der Fünften fündig. Etwas komisch dünkt uns lediglich, dass sie von der Militärpolizei kontrolliert wird. Wir sind einfach zufrieden dass sie Sprit haben und sagen ihnen: „llenar por favor, einmal voll tanken bitte“. Und noch glücklicher werden wir als wir die Abrechnung sehen. Ganze USD 16.— kostet uns eine Tankfüllung. Der Reiseführer soll Recht behalten, das muss einfach ein Paradies sein. In Peru bezahlten wir fast CHF 1.45 pro Liter, Schade, weshalb ist Ecuador nur so ein kleines Land, wir werden alles abfahren.

Da heute alles so gut geklappt hat leisten wir uns wieder einmal ein Hotel, so mit Fernseher und Klimaanlage, damit wir am nächsten Morgen voller Energie Richtung Vilcabamba fahren können. Schon früh sind wir startklar und staunen nicht schlecht, als wir bei einer der gestrig geschlossenen Tankstelle vorbeifahren, wo heute über 100 Fahrzeuge anstehen um Benzin zu tanken. Also, es waren bei Weitem mehr, aber wir haben dann nach einigen Kilometern Stau aufgehört zu zählen. Nun wird uns natürlich auch klar, weshalb das Militär die Zapfsäulen regelt. Viele Peruaner fahren über die Grenze um dort günstig zu tanken und natürlich auch um Benzin oder Diesel in ihrem Land zu verkaufen. Na ja, uns kümmert das nun nicht mehr, wir haben genug Treibstoff und sind froh, dass wir nicht anstehen müssen.

Wir geniessen die Fahrt nach Loja in vollen Zügen. Giftiggrüne Wiesen, Wälder, Berge, all das haben wir doch schon einwenig vermisst. Auf Anhieb gefällt uns Ecuador, obwohl wir noch nicht lange hier sind. Als uns dann auch zwei Polizisten in schicker Uniform auf ihren Harley überholen und uns zuwinken, kommen wir uns wie in einem falschen Film vor. Gegen Nachmittag erreichen wir den grösseren Ort Loja. Wir halten kurz auf der Strasse um uns zu orientieren, als sich schon jemand über unsere Stadtkarte beugt. „Hola Amigos de Landrover! Was sucht ihr?“ Schnell kommen wir mit einem Einheimischen ins Gespräch und er zeigt uns seinen 50jährigen Landrover, welchen er von seinem Urgroßvater geerbt hat. Ein wirkliches Schmuckstück. Wir teilen ihm mit, dass wir auf der Suche nach einem Einkaufsladen sind. Aber er zeigt es uns nicht auf der Karte, nein, er fährt voraus und führt uns durch die ganze Stadt und zeigt uns den „Supermaxi“. Wir möchten uns bei ihm bedanken aber er winkt ab, Landrover-Fahrer gehören zu einer Familie, das ist selbstverständlich. Ja ein solches Mobil bringt doch seine Vorteile! Nachdem wir uns von dem Landy-Freund verabschiedet haben, stürze ich mich ins Einkaufsgetümmel. Roger bleibt derweilen im Auto und wartet und wartet…. Minuten werden zu Stunden.

Als ich schon den Laden betrete würde ich am Liebsten gleich zwei Einkaufswagen mitnehmen. Zu Gross ist das Angebot. Aber irgendwie überfordert es einem auch und ich kann mich zwischen den 30 verschiedenen Shampoos nicht entscheiden, also lasse ich es bleiben. Auf dem Markt ist die Auswahl so klein, da nimmt man einfach das was es gibt. Vielleicht kann man sich das nicht richtig vorstellen, wenn man jedoch monatelang immer auf dem Dorfmarkt einkaufen muss, heisst das die Teigwaren dort aus der Tüte besorgen, Käse muss man woanders kaufen und Zahnpasta befindet sich am Ende des Dorfes. Schon ein erheblicher Luxus war wenn man mal Kaffee und Brot am selben Ort vorfindet. Also über einen solchen Einkaufstempel kann man sich wirklich glücklich schätzen. So kommt es schliesslich, dass ich ausser den Weihnachtsgeschenken praktisch nichts einkaufe. Roger ahnt schon Schlimmes, ist dann aber positiv überrascht als er den fast leeren Einkaufswagen sieht.

Weihnachten in Vilcabama

In Vilcabamba haben wir von einem Reisebekannten eine tolle Übernachtungsadresse erhalten, weshalb wir uns entschlossen haben, in diesem kleinen Dorf die Festtage zu verbringen. Wir fahren zum Hostal „Izhcayluma“ und staunen nicht schlecht, als dort schon ein bekanntes Fahrzeug geparkt steht. Sarah und Beat mit Josie und Lord of the Darkness (erstes ein Hund, zweites ein V8-Landy) haben sich den gleichen Ort ausgesucht. Das ist natürlich eine freudige Überraschung, haben wir sie im März doch in Mendoza kennen gelernt. Der deutsche Besitzer Dieter ahnt schon Böses, als noch weitere Camper auftauchen, denn sein Parkplatz ist ziemlich klein. So kommt es auch, dass nun beide Landys Kotflügel an Kotflügel nebeneinander stehen und wir auf die Diskretion von unseren Nachbarn hoffen. Am späteren Abend tauchen dann auch noch Dina und Jürgen auf, wir haben uns hier mit ihnen hier verabredet um die Tage gemeinsam zu feiern. Na ja, bei dieser glatten Gruppe kann eigentlich nichts mehr schief gehen und tolle Weihnachten sind vorprogrammiert.

Heute haben wir den 24. Dezember. Wir nehmen unseren kleinen Weihnachtsbaum hervor und die Vorbereitungen für den Nachmittags-Apéro laufen auf Hochtouren. Da wird schon mal in einer Ovomaltine-Büchse Caipirinha gemixt und auch das Missgeschick einer explodierenden Bier-Dose im Auto gefolgt von einer riesigen Sauerei bringt uns nicht aus der Fassung. Zur späten Stunde begeben wir uns dann auf in die Hotelbar, wo Glühwein aus riesigen Kübeln geschöpft wird und Schauermärchen am Lagerfeuer erzählt werden. Der 25. Dezember soll noch intensiver gefeiert werden als tags zuvor. Wir haben uns beim Hotel fürs Weihnachtsessen angemeldet, all inklusive den ganzen Tag. Und da Roger mit Lötkolben und sonstigen Ideen den hoffnungslos kaputten Computer des Hotelbesitzers wieder repariert hat, verdienten wir uns sogleich dieses Menü. Am Abend wurden dann die Spielerherzen geweckt. Ein Triathlon mit Dart, Pingpong und Billard stand auf dem Programm. Und siehe da, die Camperfrauen haben richtig abgeräumt. Während unsere Männer lieber an ihren Drinks nippten, nahmen wir das Ganze doch ziemlich ernst und retteten unsere Ehre. Dina wurde Zweite, ich Dritte und Sarah kam auf Platz Vier. Ja so vergingen die Festtage wie im Fluge und nach den Feierlichkeiten verabschiedeten wir uns vorerst von Sarah und Beat und machen uns auf weiter Richtung Norden, da wir für den Jahreswechsel in Baños de Agua Santa sein möchten.

Kurzer Stopp in Cuenca, Unesco Weltkulturerbe

Auf dem Weg nach Baños legen wir zuvor eine kleine Pause in Cuenca ein. Diese Stadt zählt als eine der schönsten von Ecuador. Wir übernachten etwas ausserhalb bei den Cabañas Yunumcay. Nach einem etwa 30minütigen Fussmarsch erreichen wir das Stadtzentrum. Cuenca besitzt eigentlich wie jede andere Stadt auch viele Kirchen aber die Aufmachung der „Catedral Nueva“ sieht drinnen sowie auch draussen ziemlich imposant aus. Mit einem Besuch im Panamahut-Museeum beenden wir unseren Rundgang und erreichen gegen Abend wieder unseren Schlafplatz. Dort wartet schon Humberto (Besitzer) auf uns und meint, wie unsere Tour in Ecuador aussehen würde. Na ja, so im Detail wissen wir das gar nicht. Er holt seine überdimensionierte Karte hervor und zeigt uns, was wir auf keinen Fall verpassen dürfen. Ihr müsst unbedingt runter ins Amazonas-Gebiet, nach Tena und Umgebung. Aber ehrlich gesagt hatten wir nicht schon wieder vor, in den Dschungel zu fahren. Lieber möchten wir ein paar Vulkane sehen.

Wir überdenken nochmals Humbertos Worte und schauen uns die Strecke an. Es ist zwar schon ein Umweg, aber wenn es sich vielleicht doch lohnt. Vulkane haben wir ja schon Dutzende gesehen, zwar nicht hier in Ecuador, denn jeder Vulkan oder dort wo einer sein sollte, stand bis jetzt unter einer dicken Wolkendecke. Die Idee gefällt uns immer besser und wir verlassen uns darauf, dass die Einheimischen wissen, wo es am Schönsten ist.

Also steht unser Plan fest, wir fahren wieder runter in den Urwald, aber zuerst nach Baños de Agua Santa, wo Sylvester bevorsteht.

Verspätetes Halloween, gib mir Süsses, sonst geb ich dir Saures

Eigentlich haben wir uns auf der Strecke von Cuenca nach Baños nicht viel Aufregendes vorgestellt. Wir sind ganz langsam unterwegs da die Strasse mal wieder mehr aus Löcher als aus Asphalt besteht, als wir vor uns eine Strassensperre mit Baumstämmen und Steinen entdecken. Kurz darauf kreuzt eine Horde wild gekleideter oder besser verkleideter aus dem Nichts auf und als sie darauf mit ihren Holzstöcken drohende Bewegungen vor dem Auto machen, werden wir doch etwas unruhig. Roger öffnet ganz langsam die Scheibe und fragt, was sie denn möchten. Geld, ist natürlich ihre Antwort. „Wir haben kein Geld“, antwortet er. Sie haken nach und betteln um Süssigkeiten. Na ja zum Glück haben wir solches immer auf Vorrat dabei. Wir geben jedem einen Lollipop und bitten sie dann, die Blockade zu öffnen. Im Nu ist die Strasse frei und wird gleich wieder für den nächsten Fahrer blockiert. Als wir dann weiterfahren trauen wir unseren Augen nicht. Alle 100m folgt eine Strassenblockade. Ein jeder möchte natürlich Geld oder sonst etwas. Jedes Mal halten wir an, verteilen Süssigkeiten, Schokolade, Kartoffeln, Teigwaren oder was unsere kleine Küche so hergibt. Nach etwa der 30igsten Sperre gehen aber auch unsere Vorräte aus und wir haben nichts mehr zum Verteilen. Mittlerweile sind wir es Leid jedem zu erklären dass wir wirklich nichts mehr geben können, als schon die nächste Blockade auftaucht. Wir beschliessen, diesmal nicht anzuhalten (was die Einheimischen im Übrigen auch nicht taten). Roger fährt jedoch langsamer und ruft schon von Weitem, wir haben nichts mehr, aber sie wollen uns nicht durchlassen. Na ja, dann eben nicht. Wir fahren einfach weiter und als sie das straff gespannte Seil immer noch nicht runterlassen, klebt es Sekunden später an unserer Windschutzscheibe. Dumm gelaufen. Für die unzähligen weiteren Sperren schrecken die farbigen Bänder an der Scheibe ab und man lässt uns auf einmal durchfahren, so quasi freie Fahrt voraus. Hinterher haben wir erfahren, dass der 30. Dezember allgemeiner Betteltag in Ecuador ist.

Próspero Año Nuevo, viel Glück im neuen Jahr!

Das kleine, aber sehr touristische Dorf Baños de Agua Santa liegt am Fusse des Vulkans Tungurahua. Erst vor ein paar Monaten ist der immer noch aktive Vulkan ausgebrochen und das ganze Dorf musste evakuiert werden. Zu unserem Eintreffen sieht alles wieder ganz ruhig und aufgeräumt aus. Obwohl, das Dorf scheint vom Touristenandrang überrennt zu werden. Anscheinend möchte ganz Ecuador, zumindest kommt es uns so vor, den Jahreswechsel hier feiern. Wir treffen uns wieder mit Dina und Jürgen und müssen feststellen, dass es gar nicht so einfach ist einen Übernachtungsplatz zu finden. In der Nebensaison sind Reisende mit Fahrzeug willkommene Gäste, sind sie doch kräftige Zahler und ohne grossen Aufwand zufrieden zu stellen. So aber nicht in der Hauptsaison. Alles ist voll und es gibt kein Platz für unsere Autos. Schliesslich werden wir beim Hostal „El Pedrón“ fündig und eine ältere, nette Dame lässt uns auf ihrem Rasen campen, natürlich gegen Bezahlung eines Hotelzimmers. Aber der Platz ist sehr schön und ausser dem äusserst aggressiven Dackel, welcher einem den Toilettengang immer zweimal überlegen lässt, ein idealer Ort für Sylvester. Für den Abend reservieren wir uns einen Tisch in einem internationalen Lokal. Roger hat Lust auf Hindu, ich auf Thai und Dina und Jürgen bleiben beim traditionellen Ecuadorianischen Gericht.

Nun sind wir also fit für den Jahreswechsel. Schnell holen wir im Landy noch unsere Sektflasche und den obligatorischen Stumpen, welchen wir damals eigens in der Dannemannfabrik in Brasilien gekauft haben. Wie alle begeben auch wir uns auf zu den Thermalbädern, wo eine riesige Bühne aufgestellt wurde. Alle sind ziemlich in Feierstimmung und als dann um 23.40 Uhr schon „Feliz 2007“ aufleuchtet, sind wir doch einwenig irritiert und schauen nochmals auf unsere Uhren. Nein, wir haben nicht vergessen die Zeit umzustellen. Das passt schon. Zehn Minuten später startet bereits ein fantastisches Feuerwerk. Jetzt sind wir völlig aus der Fassung. Kommt das normalerweise nicht nach 00.00 Uhr? Aber was ist hier schon normal? Dann ertönt es aus dem Lautsprecher - nur noch 3 Minuten, Roger löst schon langsam den Sektzapfen. Aber dann, zur gleichen Zeit, haben die Initianten wahrscheinlich richtig auf die Uhr geschaut und den 10 Sekunden-Countdown angekündigt. Egal, wir kommen nicht mehr draus, singen jedoch laut mit. Als es dann zur ecuadorianischen Zeit Neujahr schlägt, knallen nur bei uns die Korken. Der Rest ist ganz ruhig, so als würde eine Schweigeminute eingelegt, die Musik hört auf zu spielen.

Dann folgt ein spezieller Brauch aus diesem Land. Schon seit ein paar Tagen konnte man überall körpergrosse Puppen oder auch Masken kaufen, ähnlich wie bei uns zur Karnevals-Zeit. Zum Teil wurden sie auch bei den Fahrzeugen auf die Motorhaube gebunden und wir erschreckten jedes Mal weil es aussah, als ob derjenige einen Fussgänger überfahren hätte. Und diese Puppen werden dann am 01. Januar überall auf den Strassen verbrannt, sie sollen böse Geister austreiben und Glück im neuen Jahr bringen. Dieses Glück können wir ebenfalls brauchen und hoffen, dass es auch das 2007 wieder so gut mit uns meint wie das vergangene Jahr.

Letzter Abstecher ins Amazonas-Gebiet

Wir fahren von Baños los Richtung Puyo, wobei wir zuvor noch einen Stopp im Dörfchen Rio Verde einlegen. Von dort unternehmen wir eine kleine Wanderung zu einem Wasserfall. Die Temperaturen steigen gemächlich an, die Luft wird immer feuchter und die Landschaft tropischer. Unser nächstes Ziel ist die Amazonas-Stadt Tena, welche wir gegen Abend erreichen. Wir fahren zum Hostal Limoncocha und nehmen uns ein Zimmer. Heute wird unser letzter gemütlicher Abend zusammen mit Dina und Jürgen, denn wir fahren morgen weiter und sie gehen auf einen mehrtägigen Dschungeltrip. Obwohl es Sonntag ist und viele Restaurants geschlossen haben, finden wir doch noch ein herziges Plätzchen um Abschied zu feiern.

Roger und ich möchten auch noch einen Dschungelausflug machen, jedoch nicht solange. Im Führer lese ich von der Dschungellodge „Hakuna Matata“, die ganz in der Nähe von Tena liegen soll. Das wäre doch etwas für uns. In Tena lernen wir den Deutschen Michael kennen, welcher hier schon seit ein paar Jahren lebt. Wir erzählen ihm von unserem Plan. Ja also die Lodge würde er schon kennen und es wäre super schön, nur die Anreise ist etwas harzig. Wie er das denn genau meine, fragen wir. Na ja, ihr müsst über eine Hängebrücke fahren und…er würde es uns nicht empfehlen. Hmm, wir grübeln darüber nach, entschliessen uns aber trotzdem hinzufahren. Umkehren können wir immer noch. Also starten wir am nächsten Tag unser bevorstehendes Abenteuer. Kurz vor Archidona finden wir die Abfahrt. Die Strasse ist nicht gerade wirklich ein Traum aber für Allrad-Fahrzeuge kein Problem. Wir fahren vorbei an einigen kleinen Urwald-Kommunen und als wir schon denken, jetzt sind wir sicher falsch, kommt die Hängebrücke. Stirnrunzelnd schauen wir uns dieses Teil an. Für welches Gewicht die Brücke zugelassen ist steht natürlich nicht da. Hingegen beim Brückenpfeiler müssten wir knapp durchkommen. Sollen wir, sollen wir nicht? Etwas ratlos stehen wir schon da. Wie tief ist der Fall wenn es nicht hält? Auf einmal kommen Zweifel auf. Wir entschliessen uns jedoch dem Motto getreu, bis jetzt hatten wir soviel Glück auf unserer Reise, es lässt uns auch diesmal nicht im Stich.

Ich laufe auf die andere Seite der Brücke und winke Roger zu. Langsam fährt er los, hinten neigt sich die Hängebrücke schon etwas tiefer. Aber ein Foto muss diesmal drin liegen, dann gibt er Gas. Kurz bevor er das andere Ende der Brücke erreicht schreie ich so laut es geht „STOOOPPPP“. Der zweite Brückenpfeiler ist um einiges tiefer als der andere. Ein Durchkommen erscheint ziemlich knapp. Im Sekundentakt schicken wir Stossgebete in den Himmel (nur noch einmal, bitte) – uff, haarscharf gelangen wir unten durch und erreichen wieder festen Boden. Solchen Adrenalinkick brauchen wir also nicht täglich. Nach etwa 2 Kilometern erreichen wir dann endlich „Hakuna Matata“, wo uns gleich die Besitzer begrüssen kommen. Sie sind etwas erstaunt über unser Eintreffen und fragen, wie wir denn hier hergekommen sind. „Gegenfrage, gibt es denn eine andere Strasse?“ Dann erfahren wir, dass es eine andere Piste gibt, wo man ein Stück zu Fuss laufen muss oder falls der Fluss wenig Wasser führt, auch mit dem Auto durchfahren kann. Jetzt wird uns auch klar weshalb wir hier das einzige Fahrzeug sind, ausser dem Ihrigen natürlich.

Auf Anhieb fühlen wir uns in diesem Paradies wohl. Wir beziehen uns ein Bungalow mit Rundumsicht in den Regenwald, einfach fantastisch. Noch am gleichen Tag steht der Urwald-Trip auf dem Programm und wir sehen urkomische Pflanzen, wo wir nicht einmal deren Namen in Erfahrung bringen konnten, oder wahrscheinlich eher nicht verstanden haben. Die schwülen Temperaturen werfen uns richtig aus der Bahn und nach wenigen Stunden erreichen wir vollkommen erschöpft die Anlage wieder. Wir sitzen nur noch auf unserer Terrasse und versuchen, jede mögliche Bewegung zu verhindern, bis die Nacht etwas Abkühlung verschafft. Diesmal verlassen wir den Dschungel wirklich, für wie lange, das wird sich zeigen…

Indianermarkt in Otavalo

Noch ein Stück kämpfen wir uns durchs ecuadorianische Tiefland, bis wir dann unseren nördlichsten Punkt in Ecuador erreichen, das kleine Städtchen Otavalo. Dieser Ort ist berühmt für seinen Samstagsmarkt und auch der schönen Trachten seiner Einheimischen, der Otavalo-Indianer. Da wir uns noch mit ein paar Souvenirs eindecken möchten eignet sich dieser Ort bestens dafür. Wir sind bereits am Freitag da, wo auch ein Markt, jedoch in kleinerem Rahmen stattfindet. Wir finden unseren Stand der Begierde und dann können wir uns wieder mit Feilschen üben. Roger hat es mittlerweile so gut drauf, dass er fast überall einen kleinen „Descuento“ erhält. So wird auch hier bald der Kauf zur Nebensache, Hauptattraktion wird das Handeln. Wir sind mittlerweile schon über 1,5 Stunden dran, andere Leute schauen schon neugierig zu uns rüber. Als wir uns dann schlussendlich auf einen Preis einigten, der auch für uns stimmte, schüttelte die Frau uns die Hände und bedankte sich für den netten Handel-Spass.

Ab an die Küste

Von Otavalo geht es wieder südwärts Richtung Küste. Quito, die Landeshauptstadt, umfahren wir im grossen Bogen, da wir nicht schon wieder Lust haben eine Stadt und ihre Kirchen zu besichtigen. Schlussendlich ist es für uns doch immer nur das Gleiche, lediglich die Farben der Hausmauern ändern sich. Wir fahren vorbei beim „Mitad del Mundo“ (Mitte der Welt), wo ein riesiges Denkmal die Äquatorlinie markiert, obwohl sich die damaligen Forscher einwenig verschätzt haben und die richtige Linie beim etwa 200m entfernten Indianer-Denkmal vorbeigeht. Aber was soll’s, wir möchten es uns auch anschauen und das obligatorische Foto schiessen.

Anschliessend fahren wir weiter zum kleinen Fischerdorf Puerto Lopez, welches angeblich über einen schönen Strand verfügen soll. Um ehrlich zu sein, hat es uns überhaupt nicht gefallen und nur nach einem Tag machen wir uns wieder auf und davon oder besser gesagt „nichtswieweg“. Der Küste entlang fahren wir weiter und landen schlussendlich auf der Halbinsel Salinas, dem Rimini von Ecuador. Hier empfängt uns ein toller Badestrand, glasklares Wasser und eine nette Atmosphäre. Für einen Tag mieten wir uns zwei Liegestühle, nehmen unsere Bücher mit und relaxen vor karibischer Kulisse. Hier sieht es für uns schon eher nach Urlaub aus. Nach zwei Tagen Strandpause wird es uns aber doch zu langweilig und wir sitzen schon wieder hinter dem Steuer. Als nächstes gilt es den Stadtmoloch Guayaquil, Ecuadors grösste Stadt, zu Umfahren. Irgendwie scheint es uns als ob wir die Transit-Strasse verpasst haben und ganze 100km später erreichen wir die andere Seite der Stadt, welche durch einen Fluss getrennt ist. Zum Glück sind die Benzinpreise so tief, da macht ein so kleiner Umweg ja nichts aus.

Das könnte teuer werden

Unseren kleinen Ausflug wird mit einer anschliessenden Traumstrasse Richtung Machala belohnt. Ist Ecuadors Strassennetz doch sehr schlecht unterhalten, freuen wir uns umso mehr auf eine super gepflegte Asphalt-Strasse. Bei Gaucho wird mal wieder richtig aufs Gaspedal gedrückt und es ist schon ein besonderes Glücksgefühl, endlich wieder mit 90km/h anstatt mit „30“ zu fahren. So kommt es leider auch, dass wir die Strassenschilder nicht wirklich respektieren und einfach denken, diesmal gelten sie nicht für uns. Auf der kommenden Brücke scheint ein Sonntags-Fahrer unterwegs zu sein, was soll’s, überholen wir mal schnell, wir fahren im gleichen Tempo weiter. Von weitem sehen wir zwei Polizisten auf die Strasse kommen, ihre Trillerpfeifen hervornehmen und uns herauswinken. Oh je, das wird teuer. Der in einer sehr eleganten Uniform und dunkler Sonnenbrille aufkreuzende Polizist will als erstes unsere Papiere sehen. Dann fragt er uns in seinem schönsten Spanisch:“ Was ist ihre Motivation, bei einer Brücke mit Sicherheitslinie zu überholen und mit 40kmh zu schnell unterwegs zu sein?" Wir können uns ein Lachen nur schwer verkneifen aber insgesamt rechnen wir Beide schon aus, wie teuer das wohl werden würde. Also, wir haben nur eine Chance - fast gleichzeitig lächeln wir den Beamten an und sagen: "Wir sprechen kein Spanisch", und schauen ihn einfach ganz fragend an. Seine genervte Miene lässt uns sehen, dass er nicht wirklich glücklich über die Situation ist. Er fragt uns weiter, aber wir zucken einfach nur mit unseren Schultern. Langsam wird es ihm zu blöd mit uns und darauf hin unternimmt er eine lässige Bewegung und winkt uns weiter. Heute ist wirklich unser Glückstag, denn Ecuadors Bussenkalender soll ganz und gar nicht billig sein.

Nach dieser kleinen Pause fahren wir weiter die Bananen-Strasse entlang. Natürlich heisst sie nicht so, aber über 100km sieht man nichts anderes als Bananen-Plantagen und einige bekannte Schilder wie „Del-Monte“ werden uns auch zu Hause noch erinnern lassen, woher die Bananen stammen, nämlich aus Ecuador.

Von Machala fahren wir erneut durch die Berge zu unserem Ausgangspunkt, Macara, wo wir wieder die Grenze nach Peru passieren. Leider hatten wir für das schöne Ecuador nicht soviel Zeit, da wir nun doch unsere Rückreise gebucht haben und am 19. März wieder Richtung Heimat schippern werden.

Aber auch für die Rückfahrt haben wir uns einige Highlights aufgespart und das „grosse Finale“ folgt dann im nächsten Reisebericht, dem leider letzten aus Südamerika.