nichtswieweg... vier Abenteurer unterwegs

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Bolivien – Dem Himmel so nahe
Reisebericht vom 17.10.2006 bis 22.11.2006, Boliviens Altiplano
Highlights: Potosi, Uyuni, Salar de Uyuni, Laguna Cañapa, Laguna Hedionda, Arbol de Piedra, Laguna Colorado, Geysir Sol de Mañana, Laguna Colorado, Laguna Verde, Oruro, Cochabamba, La Paz, Copacabana

Dünne Luft, schneller Puls und atemberaubende Landschaften, das erlebt man alles im bolivianischen Altiplano. In Höhen zwischen 4000m und 5000m waren wir dem Himmel noch nie so nahe. Wir erkundeten Potosí, die höchstgelegene Grosstadt der Welt, fuhren zum absoluten Bolivien-Highlight, dem Salar de Uyuni sowie weiteren Lagunen, unternahmen wiederum einen Abstecher in den triefend nassen Regenwald und schlossen unsere Tour mit einer traumhaften Wanderung auf der Isla del Sol, im Titicacasee, ab.

Keuch keuch, jetzt geht’s hinauf ins Altiplano nach Potosí (4065m)

Schon seit langem kribbelts bei uns und wir möchten endlich hinauf ins Altiplano fahren. Doch da solche Höhenlagen für uns nicht gerade alltäglich sind, lassen wir die Sache langsam angehen und fahren nicht mehr als jeweils 1000 Höhenmeter hinauf und legen dann wieder eine Pause von ein paar Tagen ein. Unser nächster Stopp ist also Potosí mit der bekannten Silbermine am reichen Berg (Cerro Rico). Schnell finden wir einen Übernachtungsplatz bei der Residencial Tarija und starten dann unseren Rundgang. Aber o weh – Herzrasen, ein Pulsschlag der uns fast selber überholt und Kopfschmerzen machen sich bemerkbar. Wir verschieben die Stadtbesichtigung auf Morgen und gehen zurück ins Hotel und hoffen, dass sich unser Puls wieder beruhigt. Nach einer ziemlich unruhigen Nacht geht es uns aber tags darauf schon viel besser und wir können mit der dünnen Luft einigermassen leben. Nichts desto trotz starten wir gleich zum Marktplatz und kaufen uns eine grosse Tüte mit Coca-Blättern, mit denen man herrlichen Mate de Coca zubereiten kann.

Potosí selber gehört jedoch nicht gerade zu unseren Lieblingsstädten und wir beschliessen, die Stadt am nächsten Tag wieder zu verlassen. Ein paar Tage zuvor erhielten wir von Andrea ein E-Mail, dass wir aufpassen sollten, irgend etwas wäre in Potosí geplant. Aufgrund dessen erkundigten wir uns zuvor über die aktuelle Situation: „Kein Problem!“, teilte man uns überall mit, „Fahrt ruhig hin.“ So dachten wir uns auch nichts dabei als wir am nächsten Tag nach Uyuni aufbrechen wollten. Aber unsere Tour endete abrupt nach etwa 500m als wir sehen, dass alle Ausgänge mit Bussen versperrt sind. Ich steige aus und frage einen Passanten was denn los ist. Potosí ist für die nächsten 48 Stunden abgeriegelt, niemand kommt mehr hinein und auch nicht hinaus. Die Buschauffeure streiken, sie wollen bessere Strassen, mehr Lohn und nicht ständig Dieselknappheit. Na ja, das können wir schon verstehen, vor allem wenn man hier die Strassenverhältnisse ansieht.

Also kehren wir wieder um und bleiben nun doch etwas länger als geplant. Da wir nun ja genügend Zeit haben statten wir der Casa Real de la Moneda einen Besuch ab. In diesem Gebäude wurden die Münzen gestanzt und nebst Sucre ist hier das zweitgrösste Archiv von Bolivien vorzufinden. Wenn man Potosí etwas genauer unter die Lupe nimmt ändert sich auch der Gesamteindruck zum Positiven. So können wir uns die zwei Tage Wartezeit gut vertreiben, sind dann aber doch froh als die Strassen wieder freigegeben wurden und wir wieder weiterfahren können.

Landschaften wie aus dem Bilderbuch und ein kleiner Swimmingpool im Landy

Nach einigen Irrfahrten und ständigem Durchfragen finden wir endlich die Ausfahrtsstrasse, welche weiter nach Uyuni führt. Schon nach wenigen Kilometern erreicht uns das, worauf wir uns schon lange gefreut haben. Einsame Strassen, weites Land soweit das Auge reicht, Lamaherden springen eilig über die Strasse, ausgetrocknete Salzseen und skurrile Bergformationen. Alle paar Meter halten wir wieder an und schiessen Fotos. Kommt man vom brasilianischen Dschungel ist dieser Kontrast gleich nochmals intensiver. Wir hoppeln und schütteln mit nur 20kmh über die Wellblechpiste, aber da es soviel zu sehen gibt macht es uns gar nichts aus. Als ich nach einer Weile nur so mal einen kurzen Blick nach hinten werfe sehe ich, dass unsere beiden Wassertanks am Boden liegen. Oweia, die starke Verzurrung der Wassertanks ist gerissen und die Hahnen der Tanks haben sich gelöst. Im Autoinneren finden wir buchstäblich einen Swimmingpool vor, alles liegt unter Wasser. Schnell wird alles ausgeräumt und so gut es geht getrocknet. Den Rest machen wir dann im kleinen Dörfchen Uyuni, welches wir noch am selben Abend erreichen werden.

Boliviens Hauptattraktion, Salar de Uyuni und die Lagunen Colorado / Verde

Der wahrscheinlich einzige Grund weshalb man sich ins Dörfchen Uyuni verirrt, ist der grösste Salzsee der Welt, der Salar de Uyuni. Auch wir möchten den natürlich sehen und entscheiden uns nach langem hin und her, eine Tour zu buchen. Die Strecke zum Salar und den Lagunen sowie wieder zurück nach Uyuni beträgt knapp 1000km. Unsere Spritmöglichkeiten reichen für solche Distanzen, jedoch bei guten Strassenverhältnissen. Und da die Pisten eher einem Fahrradweg ähneln, beschliessen wir uns chauffieren zu lassen und Gaucho eine Verschnaufpause zu gönnen. Im Hostal Marith konnten wir das Auto abstellen und so unbesorgt losziehen.

In einem alten Toyota mit 7 Reiseteilnehmern voll bepackt, darunter zwei deutsche Segler, zwei Kanadier, die japanische Botschafterin von Ecuador und uns Beiden, starteten wir den Trip. Nach kurzen 10 Minuten folgt dann der erste Platten (einer von Sieben). Aber bald sehen wir schon das unendliche Weiss. Die Kameras werden hervorgeholt und dann geht’s los. Mit 90kmh brettern wir über den Salzsee, immer mit Vorsicht vor den gefährlichen Wasserlöchern, welche schon einigen Fahrzeugen zum Verhängnis wurden. Höhepunkt des Salzsee ist aber auf jeden Fall die Isla Pescado. Mittendrin steht einsam eine kleine Fläche, bewachsen mit 1000 Jahre alten Kakteen und einem herrlichen Rundumblick über den ausgetrockneten See. Wenn man wehmütig werden möchte könnte man fast sagen, dass einem auf dem Salar das Heimweh einholt. Sieht es doch fast aus wie Schnee und es packt uns, die Skier hervor zu nehmen. Aber eben, nur ganz kurz. Nachdem unzählige Fotovariationen geknipst wurden brachen wir auf zur ersten Übernachtung, im Salzhotel.

Es ist schon ein spezielles Erlebnis. Die Zimmer, Betten, Tische und Stühle, wirklich alles besteht aus Salz. Kein Wunder ist da die Luft so trocken. Am Morgen heisst es dann früh aus den Federn, weiter geht die Fahrt zu den verschiedenen Lagunen. Die Bekanntesten von allen sind sicher die Lagunen Colorado und Verde. Wenn man zur richtigen Zeit dort ist und die Wetterverhältnisse mitspielen, färbt sich die Laguna Colorado in ein kräftiges Rot und die Laguna Verde, wie der Name schon sagt, in ein Grün. Wir haben Glück und können das faszinierende Schauspiel mitverfolgen. Die zweite Nacht verbringen wir in einer einfachen Herberge, wo nachts die Temperaturen tief unter den Gefrierpunkt sinken. Da Roger und ich unsere Sibirien-Style Schlafsäcke mitgenommen haben, merken wir von dem gar nichts. Nur das Zähnegeklapper unserer Reisekumpanen lässt uns ab und zu aufwachen. Diesmal ist Tagwache um 4.30 Uhr, wir fahren hinauf auf 4960m zu dem Geysir „Sol de Mañana“. Bei Sonnenaufgang schauen wir dem Geblubber und den Dampffontänen des aktiven Geysirs zu. Bei heissen Thermalquellen und strahlend blauem Himmel geniessen wir anschliessend ein Outdoor-Frühstück. Weiter geht’s dann zur Laguna Verde, wo es ein unverhofftes Wiedersehen mit alten Bekannten gibt. Albert und Madeleine aus Zürich übernachteten in ihrem Duro bei der Lagune und waren gerade beim Frühstück, als wir eintrafen. Das war natürlich eine Überraschung und wir wurden gleich nochmals verpflegt. Leider hiess es nach einem kurzen Stopp bereits wieder aufzubrechen und wir verabschiedeten uns mit einem Augenzwinkern, bis spöter! Mit tollen Eindrücken und fantastischen Erinnerungen erreichten wir am Abend wieder unseren Ausgangspunkt in Uyuni.

Wird Bolivien Gauchos Endstation?

Da wir vom Salar de Uyuni so begeistert waren, möchten wir die eine Strecke nochmals selber fahren. Dazu gehen wir zuerst in die Waschanlage und lassen den Unterboden mit Diesel einspritzen, damit das viele Salz keinen Schaden anrichtet. Kurze Zeit später taucht ein vornehm gekleideter Herr bei uns auf und fragt uns über alle Details von unserem Auto aus. Na ja, ungewöhnlich ist das eigentlich nicht, die Leute sind interessiert. Nach einer Weile kommt er dann aber doch auf den Punkt und meint, er würde den Landy gerne abkaufen. Er hätte ihn jetzt schon ein paar Male im Dorf gesehen und fuhr schon zum Hostal um ihn von aussen zu besichtigen. Roger und ich sind wirklich platt und antworten aber gleichzeitig: Das Auto steht nicht zum Verkauf! Der Herr ist hartnäckig und lässt nicht locker. Damit er endlich Ruhe gibt nenne ich ihm einen solch utopischen Preis, dass er endlich davon ablässt. Aber jetzt geht’s erst richtig los. Er ist damit einverstanden und meint, er würde ihn gleich so kaufen. Uns beiden wird es fast schlecht, was haben wir nur angerichtet. Einen kurzen Moment kommen wir wirklich ins Schwanken. Dann schauen wir hoch zu Gaucho wie er dasteht und uns wird klar, hier findet das Auto nicht sein Ende – nicht in Bolivien auf diesen üblen Strassen. Der Mann sieht es nun ein, hinterlässt uns seine Visitenkarte, sofern wir unsere Meinung ändern würden. So ziehen wir im Dreierpack wieder ab, denn es warten noch weitere Abenteuer auf uns in Südamerika.

Allradspass pur, auf dem Weg nach Oruro

Schon kurz sind wir vor der Einfahrt des Salars, als uns ein Alemania Truck entgegen kommt. Wir halten beide, tratschen und tauschen die neusten Reiseinformationen auf. Sie teilen uns mit dass aufgrund der starken Regenfälle in der letzten Nacht die Strasse nach Oruro in einem abenteuerlichen Zustand wäre und man vor allem viele Flussdurchfahrten machen müsste. Dann schauen sie auf unser Auto und meinen: „Da kommt ihr nicht durch!“. „Zu tief, reissende Strömung.“ Wir sollen uns besser einem Laster anhängen, der uns dann im Notfall wieder rausziehen kann. Dabei belassen wir es mal und verabschieden uns dann wieder. Sie fahren nach Süden, wir nach Norden. Aber nachdenklich werden wir, als wir kurz in den Himmel schauen. Dunkle Wolken ziehen auf. Vielleicht ist das mit dem Salar doch nicht eine solch gute Idee, vor allem wenn dann Regen aufkommt. Bei nassem Salz nützt auch der Dieselschutz nichts mehr und das Auto beginnt inner Kürze zu rosten. Also bleiben wir vernünftig und machen uns auf den Weg. Flussdurchfahrten sind ja auch nicht schlecht. Über den Strassenzustand schreibe ich nichts mehr, aber ich glaube es ist die übelste Piste von allen. Nach knapp 100km folgen dann die Flussdurchfahrten, aber die waren eigentlich kein Problem. Und wir freuen uns schon, das war’s. Aber dann folgt doch noch der Fahrspass. Vor uns ein breiter reissender Fluss. Zwei europäische Motorradfahrer schieben fluchend ihre Untersätze durchs Wasser. Ich denke an die Worte der Deutschen, da kommt ihr nicht durch. Das wollen wir doch sehen! Solche Worte verleihen uns neuen Antrieb. Diffsperre und Untersetzung rein und mit wohltuendem Genuss überholen wir doch sogar noch einen Lastwagen. Liebe Truckfahrer, Grösse allein birgt nicht für Weiterkommen.

Aber Oruro erreichen wir nicht mehr. Vor Einbruch der Dunkelheit schauen wir uns nach einem geeigneten Schlafplatz um. Aus Sicherheitsgründen schlafen wir immer abseits der Strasse. Auch heute nehmen wir ein kleines Ausfahrtssträsschen und fahren 3km ins Landesinnere hinein. Auf einem Plateau finden wir dann unseren Schlafplatz. Mit einem super Panorama lassen wir den Abend ausklingen. Tags darauf starten wir unsere letzte Wellblech-Etappe, denn kurz vor Oruro beginnt die Asphaltstrasse. Was für ein Gefühl, am Liebsten würden wir hin und zurück und das Gleiche wieder von vorne fahren. Teerstrassen sind wirklich Lebensqualität. In Oruro bleiben wir nur eine Nacht und fahren dann weiter nach Cochabamba, welches Ausgangspunkt für unseren Dschungel-Trip wird.

Von knapp 4000m geht’s wieder runter auf 300m nach Villa Tunari

In Cochabamba haben wir die Adresse eines 5-Sterne Hotels erhalten, wo man angeblich campen darf. Als wir beim Hotel Campestre eintreffen wird es uns doch einwenig mulmig. In diesem Luxus-Palast dürfte man zelten? Ich denke mal kurz nach wie es wohl zu Hause aussieht, wenn man beim Quellenhof Bad Ragaz nachfragen würde, ob sie echt ein Plätzchen hätten. Wir nehmen unseren Mut zusammen und gehen hinein. Und siehe da, kein Problem, wir dürfen uns hinten auf den schattigen Parkplatz stellen. So edel campen tun wir wirklich selten. In einer grossen tropischen Anlage, riesigen Swimmingpool und ein Frühstücks-Buffet, wo einem die Abreise wirklich erschwert. Am gleichen Abend treffen dann noch Dina und Jürgen aus Deutschland ein. Wir verstehen uns auf Anhieb und verbringen zwei glatte Tage, mit viel Coca-Tee. Dann brechen wir auf zu unserem Dschungel-Trip.

Von Cochabamba (2800m) aus geht es über einen fast 4000m hohen Pass bevor dann die Abfahrt in das Tiefland beginnt. Schon von weitem erblickt man den dampfenden Regenwald. Die Aussicht ist grandios und schon kurze Zeit später tauschen wir unsere dicken Sachen gegen T-Shirt und kurze Hosen aus. Aber was uns in Villa Tunari erwartet schlägt einem fast zurück. Es ist so drückend heiss und schwül, dass man nur nach wenigen Minuten völlig durchnässt ist. Zudem folgen so starke Regenschübe dass wir beinahe das Gefühl bekamen, tags darauf mit unserem Dachzelt beim Nachbarn zu liegen. Grund unseres Abstechers ist der Besuch des „Parque Machia“. In diesem Park werden misshandelte und gestörte Tiere (vorwiegend Affen und Vögel, aber auch Puma und Jaguare) aus Privathaushalten oder auch Zirkussen hingebracht und wieder soweit aufgepäppelt, damit sie in freier Natur leben können. Uns gefällt diese Idee des Projekts und wir sind eigentlich auch mit der Absicht dort hingegangen, um dort einen Voluntärdienst zu leisten. Wir schauen uns diesen Park an und als wir in die Affenabteilung gelangen ist es um uns geschehen. Den ganzen Tag spielen wir mit den kleinen Affen, lassen sie auf uns herumturnen und bringen ihnen ein paar Sachen bei. So nah kommt man den Tieren wahrscheinlich nie mehr. Aber uns wird schnell bewusst dass es für uns einfach zu heiss ist, und bei den zig Mückenstichen wo wir nur nach wenigen Tagen bekommen haben, möchten wir nur noch wieder hinauf in die kühlen Berge.

Wir sind in Chaos City alias La Paz angekommen

Über La Paz hört man ja einige Geschichten, aber wie man sich dort am Besten fortbewegen kann, dafür fehlt doch noch ein Guide. Am frühen Nachmittag erreichen wir diesen Moloch, eine falsche Abfahrt und dann beginnt der Nervenkitzel. Leider haben wir die Ausfahrt für normale Autos verpasst und sind gleich in die Fahrbahn der Busse und Micros gelangt. Schweissperlen bilden sich langsam auf unseren Stirnen, die Strasse wird immer enger und beim Kreuzen müssen wir die Seitenspiegel einklappen. Unser Ziel wäre eigentlich das Hotel Oberland im Stadtteil Mallasa, aber dieses befindet sich 10km ausserhalb der Stadt. Das heisst, zuerst mal durch das Ganze Chaos durchfahren. Zum Glück haben wir die GPS-Koordinaten und finden nach einer Weile die Oase der Ruhe. Nach dieser Fahrt beschliessen wir die restlichen Ausflüge nur noch mit Bus zu unternehmen. Im Hotel Oberland treffen wir auf die beiden Motorradfahrer Tom und Marion. Er ein Fleischesser, sie ein Vegie. Die Kombination passt doch hervorragend und Roger ist überglücklich, mal wieder einen Gleichgesinnten zu finden. Wir bleiben vier Tage zusammen und als sie dann weiterfahren statten wir der berühmtesten Garage von Bolivien oder vielleicht von ganz Südamerika einen Besuch ab. Bei Ernesto Hug lassen wir die schon längst überfälligen Bremsbeläge erneuern. Bis das alles gemacht ist dürfen wir während drei Tage in seiner Garage campen. Unglaublich, die war so sauber dass man sogar auf dem Boden hätte essen können. Ein echter Tipp! Da wir erst am Nachmittag fertig wurden beschlossen wir noch einen Tag in La Paz zu bleiben und dann am nächsten Tag weiterzufahren.

Glück im Unglück, Mitbringsel aus den Tropen

Wie immer kommt es anders als man denkt. Heute hatten wir Traumwetter und wollten eigentlich Richtung Copacabana aufbrechen. Aber schon am frühen Morgen bekomme ich so starke Kopfschmerzen, dass wir beschliessen doch noch einen weiteren Tag zu bleiben. Die Kopfschmerzen werden immer schlimmer und ich verkrieche mich für den Rest des Tages ins Dachzelt. Am frühen Abend kommen dann noch Gliederschmerzen und Schüttelfrostschübe im Stundentakt hinzu, sodass Bettflasche, zwei Schlafsäcke und Decken nicht mehr weiterhelfen. Roger holt das Fieberthermometer hervor, knapp unter 41 Grad. Zusätzlich wird unser Tropenhandbuch zur Hilfe gezogen, Malaria-Anzeichen wie sie im Buche stehen. Wir beide haben eine schlaflose Nacht. Früh am nächsten Morgen wechseln wir hinauf ins Hotel Oberland und nehmen uns ein Zimmer. Den Weg zur Toilette schaffe ich nicht mehr. Dann beginnen die Schüttelfrost-Schübe wieder und das Fieber steigt erneut. Das Hotel lässt einen Notarzt kommen, den Vertrauensarzt der französischen Botschaft. Nachdem wir ihm mitgeteilt haben wo wir uns die letzten Monate aufgehalten haben muss ich sofort ins Krankenhaus zum Bluttest. Das Ergebnis zeigt zudem Salmonellen-Vergiftung an. Aber der Arzt ist sich 100% sicher, dass es sich hier um Malaria handelt. Da man das andere aber nicht ausschliessen kann muss ich gegen beide Krankheiten behandeln, 10 Tabletten pro Tag. Wir gehen wieder zurück ins Hotel und die nächsten Tage liege ich wirklich flach. Roger findet etwas Ablenkung beim grossartigen Fernsehprogramm. In der Zwischenzeit sind viele Reisende (darunter auch Madeleine und Albert) eingetroffen. Jeden Tag bekam ich Besuch, viel Schokolade und Bücher zur Aufmunterung. Und da mir der Arzt striktes Essverbot verordnete und ich nach drei Tagen vor lauter Hunger schon von Spaghetti träumte, verköstigte Madeleine uns beide mit ihrer super Küche. Bei solcher Betreuung kann es nur bergaufwärts gehen.

Geburtstagsfeier mit vielen lieben Menschen

Ich glaube das grösste Geburtstagsgeschenk war, dass ich meine Krankenstation wieder verlassen durfte. Und die schönste Überraschung war sicherlich als mich morgens um 10 Uhr ein Telefonanruf aus China erreicht. Mein Bruder Martin und Andrea haben angerufen. Fast 2 Stunden quasselten wir, schliesslich gab es einiges zu erzählen. Als dann die Ohren schon fast zu glühen drohten vertrösteten wir uns auf den nächsten Anruf. Am Abend zuvor sind noch Lia und Friedrich alias Pajaritos Nuevos eingetroffen, die Käufer von Martin und Andrea’s ehemaligen Landy. Zusammen schauten wir die Stadt an, besorgten Kuchen für die Feier am Abend. Dick eingepackt sassen wir zu Zehnt draussen, feierten mit Kerzen, Schwarzwälder- und Erdbeertorte. Unsere Doble-W Whiskey-Flasche fand ebenfalls grossen Anklang und verschaffte einwenig Wärme. Ja, so turbulent kann es ab und zu auf Reisen hergehen. Aber ich möchte es nicht auslassen euch (Dina und Jürgen, Edelgard und Gerd, Albert und Madeleine, Lia und Friedrich und natürlich Roger, dem besten Krankenpfleger der Welt) zu danken.

Fit für weitere Abenteuer

Nur zwei Tage später waren wir schon wieder unterwegs. La Paz wollten wir so schnell wie möglich hinter uns lassen. Unser nächstes Ziel war das kleine Andendörfchen Sorata. Über einen Pass mit den typischen Terrassenfeldern erreichen wir am Abend diesen tropischen Ort auf nur 2000m. Dina und Jürgen sind bereits dort, wir gesellen uns zu ihnen. Da das Wetter aber am anderen Tag umschlägt und es in Strömen regnet beschliessen wir, wieder hinaufzufahren, da die Pisten zu späterer Zeit unpassierbar werden können. Bei stockdickem Nebel und langsamen Fahrtempo geht es bergaufwärts, kleine Personenwagen schlittern uns im Schlamm entgegen. Wir sind froh als wir endlich die Nebelgrenze erreicht haben. Und dann bei sonnigem Wetter fahren wir zum wohl bekanntesten See in Südamerika, dem Titicaca-See (3800m).

Was haben wir uns zu Hause bei unserem Fernweh-Kummer Bilder davon angeschaut und jetzt stehen wir auf einmal davor. Obwohl es eigentlich ein See wie jeder andere ist, besitzt er doch etwas Mystisches. Auf einer wackligen Bretterfähre verladen wir den Landy und schippern auf die andere Seite des Sees. Wir möchten weiter zum Wallfahrtsort Copacabana fahren. Ein kleines herziges Dorf mit schöner Promenade empfängt uns. Zu Viert machen wir uns auf zum Hostal La Cupula, wo wir im Garten campen dürfen. Mit einem Traumblick auf den Titicaca-See gehört dieser Platz definitiv zu unseren Top Stehplätzen. Damit uns ja nicht langweilig wird buchen wir für den nächsten Tag gleich eine Tour zur Isla del Sol im Titicaca-See. Wir möchten wandern und steigen beim Nordpunkt aus und laufen weiter zum Südpunkt der Insel, wo uns dann das Schiff wieder zurück bringt. Bei kitschigem Panorama testen wir unsere Kondition beim Laufen über 4000m und sind dann doch ziemlich müde, als wir am Abend wieder in Copacabana ankommen.

Copacabana ist für uns die letzte Station in Bolivien und mit einem tiefen Seufzer verlassen wir dieses tolle Land. Aber auch von Peru sind wir bislang begeistert, aber davon mehr wie immer, beim nächsten Mal.