Highlights: Puno, Uros, Isla Taquile, Cusco, Machu Picchu, Nasca, Oase Huacachina, Cordillera Blanca, Ruinen von Chavín, Chan Chan
Von den Andengipfeln bis zur trockenen Wüste, in Peru durchlebt man alle Gegensätze der Natur. Aber dieses Land hat bei Weitem noch mehr zu bieten. Unzählige Ruinen und Tempel lassen einem in das Zeitalter der Inkas zurückversetzen. Bilder der berühmten Festung „Machu Picchu“ schauten wir schon zu Hause sehnsüchtig an, hier wurde es Wirklichkeit. Mit einem Rundflug über die mysteriösen Nasca-Linien und Besichtigungen weiterer Ruinen lässt dieses Land definitiv keine Langeweile aufkommen.
Grenzübertritt in eine andere Andenkultur
Problemlos passieren wir den kleinen Zollposten zwischen dem bolivianischen Copacabana und dem peruanischen Yunguyo. Als Erstes begeben wir uns auf die Suche nach Reflektoren fürs Auto, welche in Peru obligatorisch sind. Wir klappern einige Geschäfte ab, bis wir endlich die rotweissen Aufkleber finden. Nachdem wir die Gesetzesauflagen erfüllt haben, können wir die Reise im neuen, unbekannten Land getrost fortsetzen. Unser nächstes Ziel ist das kleine, am Titicacasee gelegene Städtchen, Puno. Auf der über einen Damm zugänglichen Insel Esteves finden wir einen herrlichen Platz zum Übernachten, zwischen Lamas, einem Rehbock und Pferden. Wir platzieren den Landy gleich so, dass wir einen Traumblick auf den See und die gegenüberliegende Stadt haben. An diesem idyllischen Ort werden wir ein paar Tage bleiben.
Ausflug zu den schwimmenden Inseln und der Isla Taquile, der strickenden Männer
Puno ist hauptsächlich Ausgangspunkt für Touren zu den schwimmenden Schilfinseln im Titicacasee. Obwohl es eine ziemliche touristische Attraktion ist, möchten wir es uns doch anschauen. Wir suchen verschiedenen Reisebüros in der Stadt auf und werden dann fündig. Zusätzlich zu den Schilfinseln buchen wir eine anschliessende Fahrt zur Isla Taquile, welche berühmt für ihre strickenden Männer ist. Weil unser Übernachtungsplatz doch etwas ausserhalb gelegen ist, organisieren wir für den nächsten Tag ein Taxi, da wir um 06.30 Uhr losfahren müssen. Ob das jedoch klappen wird, sind wir uns nicht wirklich sicher.
Pünktlich wie das Schweizer Uhrwerk steht dann am frühen Morgen tatsächlich das Taxi bereit, wir können es selber nicht fassen. Ist Peru vielleicht eine Ausnahme oder doch eher Zufall? Wir fahren direkt zum Hafen, wo wir zuerst mal über ein paar Boote klettern müssen, bis wir unseren kleinen, jedoch sehr luxuriösen Dampfer vorfinden. Nach einer halben Stunde Fahrzeit können wir schon die ersten Schilfinseln sehen. Es gibt viele verschiedene Inselgemeinschaften, ein Spital und eine Schule. Natürlich sind viele Inselbewohner mittlerweile aufs Festland übergesiedelt. Sie kommen jeden Morgen zu ihrer Insel zurück und verlassen ihren „Arbeitsplatz“ am Abend wieder. Aber unser Führer erklärt uns, dass immerhin noch 60 % auf den Inseln wirklich leben, obwohl sie natürlich auch nach Puno ins Kino oder zum Einkaufen fahren.
Wir peilen mit dem Boot die „Isla Kontiki“ an. Es ist schon ein komisches Gefühl, auf einer Insel herumzulaufen welche nur aus Schilf besteht. Bei gewissen Stellen kann man ganz schön tief ins Wasser einsacken. Man erklärt uns das genaue Herstellungsverfahren solcher schwimmenden Inseln, wie die Leute in einfachen Verhältnissen in ihren Hütten leben und sich vorwiegend von der Fisch- und Vogeljagd ernähren. Für die Überfahrt zur zweiten Insel tauschen wir unser luxuriöses Boot gegen eines aus blossem Schilf ein. Wie zu Urzeiten schippern wir über den Lago Titicaca. Aber nach zwei Stunden verlassen wir dieses kleine Paradies und fahren weiter zur Isla Taquile.
Man erzählt uns schon im Schiff Schauermärchen über den steilen Inselaufstieg, weshalb sich einige gleich entscheiden, im Boot zu warten. Da wir uns mittlerweile an die Höhe anklimatisiert haben, ist die Wanderung nicht wirklich schlimm. Wenn man jedoch an die dünne Luft nicht gewöhnt ist, wird man den Weg schon einwenig verfluchen. So kommt es auch, dass wir beim Treffpunkt mal 30 Minuten warten, bis die Ersten eintrudeln. Anschliessend spazieren wir dem Berg oder besser Hügelkamm entlang. Und der Ausdruck, Insel der strickenden Männer trifft wortwörtlich zu. Vielerorts können wir den in Trachten angezogenen Männern bei ihrer Arbeit zuschauen. Dem Inselbrauch zufolge muss jeder Mann stricken können, sonst bekommt er keine Frau zur Gemahlin. Das finde ich toll… Nach diesem Tagestrip erreichen wir dann todmüde am Abend unseren Ausgangspunkt, wo inzwischen auch zwei weitere Fahrzeuge eingetroffen sind. Dina und Jürgen sowie Albert und Madeleine haben sich am gleichen Ort wie wir einquartiert.
Wir gönnen uns mal wieder Luxus pur
Auf der Isla Esteves befindet sich das 5-Sterne Hotel Libertador, welches über einen eigenen Wellness-Bereich verfügt. Wir sind natürlich begeistert von der Idee, mal wieder in einer Sauna zu schwitzen oder in einem Jacuzzi zu relaxen. Gesagt getan, wir schnappen unsere Badeutensilien und dann machen sich die vier Camper auf in den Luxustempel. Wir sitzen gemütlich im Jacuzzi als der Butler kommt und uns nach der Zimmernummer fragt. „Zimmernummer? – Haben wir nicht, wir sind die von Casa Rodante.“ Er lächelt, zerreist seinen Zettel und gibt uns stattdessen Handtücher. „Es ist schon in Ordnung“, meint er und geht wieder.
Besuch der Grabtürme (Chullpas) von Sillustani
Nach unserem Wellnesstag verlassen wir Puno endgültig und machen uns auf den Weg Richtung Cusco. Das ist jedoch nicht so einfach, da die Schüler in Puno gerade streiken und die Hauptstrasse gesperrt haben (vielleicht haben sie auch einfach keine Lust auf Schule). Wir fragen bei einer Tankstelle nach, wie lange das denn dauern würde. Er zuckt mit den Schultern, vielleicht ein paar Stunden, einen halben oder sogar den ganzen Tag, er wisse es nicht genau. Nicht schon wieder, denken wir. Es muss doch noch eine andere Möglichkeit geben. Jürgen kommt zu uns und meint, er hätte da ein Fahrzeug gesehen, wo irgendwo einen Schleichweg gefunden hat. Also versuchen wir es, verlieren können wir ja nichts. Tatsächlich führt eine kleine Nebenstrasse an der Blockade vorbei, welche jedoch mit vielen herumliegenden Steinen ebenfalls als gesperrt gilt. Hier kommt uns die Bodenfreiheit des Landys zu Gute und wir überwinden die Steinsperren ohne Probleme. Nach unzähligen Umfahrungen und dem Kampf durchs Menschengewirr erreichen wir dann endlich die Abzweigung nach Cusco. So können wir nun getrost unsere Fahrt fortsetzen und biegen dann von der Panamericana ab zu den Grabtürmen von Sillustani. Beim Angesicht dieser Chullpas lässt es einem einwenig erschaudern. Wurden früher doch beim Tod eines wichtigen Mannes zusätzlich Frau, Kinder und Tiere getötet sowie weitere Leute lebendig eingemauert, damit man dem Oberhaupt weiterhin dienen kann. Wir schauen uns einige dieser Türme an bevor es dann endgültig weiter nach Cusco geht.
Unerwartete Hilfeleistung
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir Cusco. Es regnet in Strömen und wir begeben uns auf die Suche nach dem Camping Quintalala. Leider haben wir von diesem Platz nur die GPS-Koordinaten und keine Adresse. Zielstrebig durchkreuzen wir die Stadt, fahren etwas ausserhalb den Berg hoch und befinden uns dann tatsächlich nur noch 50m vom Camping entfernt. Da es mittlerweile stockdunkel geworden ist und es immer noch wie aus Kübeln giesst, finden wir diesen Platz einfach nicht. Wir kurven hin und her, entfernen uns immer mehr und landen schlussendlich in einer Sackgasse. Auch das ständige Herumfragen wo sich der Platz befindet bringt kein Ergebnis. Es ist wirklich zum verrückt werden. Zum Glück sind wir zu Viert unterwegs und wir können gegenseitig jammern. Aber dann entdecken wir einen Mann auf einem Motorrad. Ich gehe zu ihm hin und frage, ob er denn etwas von diesem Camping wisse. Erst jetzt erkenne ich an der Uniform, dass es sich um die Touristenpolizei handelt. Er bejahte und zeigt uns, wohin wir fahren müssen.
Wir bedanken uns bei dem zuvorkommenden Polizisten und fahren weiter, froh, dass wir es bald geschafft haben. Doch auch dieser Tipp ist leider eine Fehlanzeige. Langsam reicht es uns und wir beschliessen, wieder in die Stadt zu fahren und uns ein Hotel zu nehmen. Auf halbem Wege überholt uns der Polizist und deutet an, dass wir anhalten sollen. Es würde ihm sehr Leid tun, er hätte überall nachgefragt aber diesen Platz kennt niemand. Wir sollen doch mit zu seinem Polizeiposten kommen und dort übernachten, hier wäre es für uns viel zu gefährlich. Wir sind damit einverstanden und folgen ihm. Er lässt aber immer noch nicht locker und fragt jeden, den er auf der Strasse sieht. Und endlich, kurz vor dem Aufgeben landet er einen Volltreffer. Als wir sehen wie nah wir dran waren, ärgert es uns noch mehr. Unser Polizist begleitet uns bis zum Eingangstor wo wir niedergeschlagen einsehen müssen, dass der Platz geschlossen ist. Irgendwie ist heute einfach nicht unser Tag.
Vor der Parkeinfahrt steht ein riesiges Wohnmobil, wo unser Eintreffen auch bemerkt hat. Eine holländische Familie kommt heraus und sagt, die Platzbesitzer wären im Urlaub aber wir können trotzdem hinein. Sie öffnet uns das blaue Tor und wir sind wirklich froh, dass wir endlich etwas zum Schlafen gefunden haben. Der Polizist nimmt seine Arbeit haargenau und bleibt bei uns, bis wir unsere Autos parkiert haben und ihm sagen, dass jetzt alles in Ordnung ist. Als wir noch in La Paz waren habe ich uns für Weihnachten etwas ganz Besonderes gekauft. Eine Schweizer Nuss Schokolade von LINDT. Wenn diese Schokolade jemand verdient hat dann mit Sicherheit der Touristen-Polizist von Cusco.
Cusco, für uns die schönste Stadt Südamerikas
Schon am nächsten Tag sind die Strapazen von gestern vergessen und wir begeben uns zur Stadtbesichtigung. Cusco hat nicht nur Flair und Charme, die Stadt ist einfach grandios. Viele schöne Bauten, gepflegte Gassen, die Dorfplaza lädt länger zum Verweilen ein und die Restaurants sind wirklich ein Gaumenschmaus. Wie man hier über Wochen hängen bleiben kann, dünkt uns keineswegs abwegig. In Cusco gibt es soviel anzuschauen, dass man sich die kulturellen Dinge schon einwenig aufteilen muss. Eine Besonderheit mitunter ist sicherlich der 12-eckige Inkastein. Cusco ist für uns aber auch Ausgangspunkt zum Besuch der wohl bekanntesten Festungsanlage von Südamerika, Machu Picchu. Da man für diesen Ausflug tief in die Tasche greifen muss erkundigen wir uns nach Alternativen, vor allem wegen der teuren Zugfahrt nach Aguas Calientes (es gibt keine Strasse). Aber nach einigem Hin und Her entschliessen wir uns doch für die bequemste Variante und kaufen uns für den nächsten Tag zwei Zugtickets.
Machu Picchu, ein Erlebnis der besonderen Art
Heute heisst es mal wieder den Wecker stellen. Um 06.15 Uhr startet unsere Zugfahrt und unser bestelltes Taxi hat uns anscheinend versetzt. Da wir ziemlich abgelegen sind würden wir es zu Fuss niemals rechzeitig zum Bahnhof schaffen. Es gibt nur eine Möglichkeit, Dina und ich laufen los in der Hoffnung, doch irgendwo noch ein Taxi um diese Zeit aufzutreiben. Roger und Jürgen bleiben zurück, falls noch jemand auftaucht. Das Glück ist heute auf unserer Seite und nur nach wenigen Minuten können wir ein Taxi organisieren. Im Eiltempo fahren wir den Berg runter zum Bahnhof, wo der Touristenwagen von Peru-Rail schon auf uns wartet. 4 Stunden dauert die Zugfahrt von Cusco nach Aguas Calientes. Gleich nach Ankunft begeben wir uns auf die Suche nach einem Hotel, da wir erst am nächsten Tag wieder zurückfahren werden. Wir beschliessen, die Ruine heute anzuschauen, obwohl es eigentlich frühmorgens besser wäre. Weil wir uns aber mitten in der Regenzeit befinden und es am Morgen vielfach regnet, starten wir gleich unsere Besichtigung. Mit allen notwendigen Tickets in der Tasche gönnen wir uns die Busfahrt hinauf zur Festung. Schon von weitem können wir diesen riesigen Komplex erkennen, aber das ganze Ausmass wird uns erst vom Aussichtspunkt bewusst.
Der Blick über Machu Picchu ist atemberaubend. Wir sitzen erstmals eine Weile hin und geniessen einfach diesen Anblick. Rechtzeitig zum Fotoshooting verziehen sich dann auch die Wolken und die Inkastadt erstrahlt in der Nachmittagssonne. Wie es sich aber gehört hängen doch noch ein paar mystische Wolkenschleier über dem Waynapicchu. Während 4,5 Stunden spazieren wir zwischen diesen alten Gemäuern, entdecken noch ein paar Ureinwohner der Stätte vergangener Zeiten, ein herziges Chinchilla-Pärchen. Mit unvergesslichen Eindrücken verlassen wir am Abend wieder diese Inka-Stätte und fahren zurück nach Aguas Calientes, wo wir mit einem feinen Pisco Sour diesen Tag ausklingen lassen.
Was steckt wohl hinter den mysteriösen Nasca-Linien?
Cusco war für uns ein so toller Ort, das wir uns erst nach 1,5 Wochen wieder auf und davon machten. Aber in Peru gibt es noch viel anzuschauen, wie zum Beispiel das Wunder von Nasca. Das ungelöste Rätsel um diese Linien faszinierte uns schon zu Hause, als wir das erste Mal den Mysterie Park in Interlaken besichtigten. Damit man das Ganze Ausmass dieser Geoglyphen erkennen kann, buchen wir gleich nach Ankunft in Nasca einen Rundflug für den nächsten Tag. Bei der Fluggesellschaft „Aero Condor“ darf man zudem gratis Campen, wenn man mit ihrem Unternehmen fliegt.
Nachdem wir am nächsten Morgen unsere Flugtickets abgeholt haben begleitet uns eine Dame zu unserer 5-Plätzigen Cessna. Wir haben den frühmöglichsten Flug gebucht und der Pilot hat es ziemlich eilig. Alle Passagiere müssen sich schnell anschnallen, Kopfhörer aufsetzen und dann befinden wir uns schon in der Luft. Nur ein paar Minuten später können wir schon die ersten Figuren im Wüstensand entdecken. Damit jeder Fluggast die gleiche Aussicht erhält, dreht der Pilot ab und zu gewöhnungsbedürftige Kurven. Es ist schon erstaunlich wie gut man die mehr als 500 Jahre alten Bodenzeichnungen immer noch erkennen kann. Des Rätsels Lösung haben wir jedoch nicht herausgefunden.
Erholung in Little Sahara, der Oase Huacachina
Um unseren Nasca-Rundflug einwenig zu verdauen fahren wir gleich anschliessend weiter Richtung Norden. In der Nähe von Ica befindet sich die unglaubliche Oase Huacachina. Inmitten meterhohen Sanddünen stösst man auf einen kleinen See. Ringsherum wachsen Dattelpalmen und wären wir nicht in Peru, würde man denken dies ist ein Ort im Orient und Gedanken an 1001 Nacht treten hervor. Wir fahren zum Hostal Huacachinero und dürfen dort auf ihrem Parkplatz Campen. Hinter uns erstreckt sich eine 250m hohe Sanddüne, wir schlafen im Paradies. Heute haben wir den zweiten Advent. Dina und Jürgen nehmen ihren Adventskranz vor, wir richten uns gemütlich ein. Nur der auftretende Sandsturm macht uns einen Strich durch die Rechnung. Es hilft nichts, der Adventskranz muss weg, dafür werden die Sturmkerzen hervor genommen. Improvisieren gehört schon seit längerem zu unserem Motto.
Die Oase ist für viele Einheimische das, was bei uns der Schnee im Winter ist. Mit Sandboards und Bobs brausen sie die riesigen Sanddünen hinunter. Wir versuchen einwenig da hoch zu gehen, aber es ist nicht so einfach, ein Schritt vorwärts, ein halber zurück. Nach einem Tag haben wir wieder Energie aufgetankt und sind fit für weitere Erlebnisse.
Von der Wüste hinauf zum Schnee, Fahrt nach Huaraz, Cordillera Blanca
Wir verlassen nun die Küstenregion und möchten erneut hinauf in die Berge. Die Gegend um Huaraz soll sehr schön sein und vor allem befindet sich dort ein Tempel, welchen wir besichtigen möchten. Von Null Metern geht es wieder hinauf auf über 3000m. Schon von weitem sehen wir dunkle Wolken aufkommen und es wird kühler. Wir sitzen im Auto immer noch in unseren kurzen Hosen, als es draussen zu schneien beginnt. Das ist doch nicht möglich, wann haben wir zum letzten Mal Schnee gesehen? Wir schauen auf die Strasse welche nun doch mit ein paar Zentimetern Schnee bedeckt ist. Schnell wechseln wir unsere kurzen Sachen gegen lange Hosen und Pullover. Hätten wir das heute Morgen erwartet? Von der Cordillera Blanca können wir leider nicht viel sehen, zu dick sind die Wolken und der Schnee hat sich mittlerweile in Regen umgewandelt. Am Nachmittag erreichen wir das Bergdorf Huaraz. Überall wird gebaut, viele Strassen sind aufgerissen. Das ganze Dorf gleicht einem Katastrophengebiet. So haben wir es uns eigentlich nicht vorgestellt. Wir suchen uns ausserhalb etwas zum Schlafen, im Dorf wollen wir nicht bleiben.
Klassenausflug zu den Ruinen von Chavín de Huantar
Von Huaraz aus haben wir eine Tour zu den Ruinen von Chavín für den nächsten Tag gebucht. Es hat uns schon erstaunt dass der Ausflug überhaupt stattfindet, da wir uns in der Nebensaison befinden und es hier fast keine Touristen gibt. Aber man sagte uns, no problem!. Pünktlich warten wir am nächsten Morgen am verabredeten Treffpunkt. Nach einer Stunde taucht immer noch kein Bus auf. Na ja, das ist halt Südamerika. Immerhin lässt sich einmal der Führer blicken. Ein paar Minuten später fährt dann bei uns tatsächlich ein uralter Escolar (Schulbus) vorbei. Wir denken uns nichts dabei und steigen ein. Das museumstaugliche Ungetüm fliegt nur schon beim Anfassen fast auseinander. Wir warten wieder. Als der Buschauffeur auch aussteigt fragen wir, wann es denn endlich losgehen soll. Er meint augenzwinkernd, wir fahren los sobald die Schüler fertig gefrühstückt haben. Hmmmm - was will er uns damit sagen? Wir haken denn nach und finden heraus, dass sie uns mit einer Schulklasse zusammen gebucht haben, weil zuwenig Touristen da wären. Wir könnten den Herrn im Reisebüro erwürgen. Na gut, wir warten immer noch.
Nach einer weiteren Stunde kommt dann der Schulleiter hinein und teilt uns mit, dass wir woanders sitzen müssen, hier wäre der Platz für seine Schulklasse reserviert. Gesagt getan, wir wechseln die Plätze. Nachdem die Teenies ihre Plätze bezogen haben, steigt noch eine ältere Dame ein und ruft zu uns: „Weg da, das ist mein Platz, hier sitze ich immer.“ Jetzt ist das Fass voll. Wir steigen verärgert aus und sagen kurzerhand unseren Trip ab. Der Reiseleiter versucht uns doch noch für die Tour zu überreden, aber nun haben wir endgültig keine Lust mehr. Der Besitzer des Reisebüros kommt auch und sucht nach einer Lösung, aber es gibt für heute keine Alternative. Es tut ihm wirklich sehr leid und er beschwichtigt, er würde das Ganze ins Reine bringen. Wir sollen morgen nochmals kommen und es würde alles klappen.
Also gut, wir geben ihm nochmals eine Chance. Am nächsten Morgen gehen wir direkt in sein Büro. Er begleitet uns zum Busbahnhof wo schon ein kleiner, exklusiver VIP-Bus auf uns wartet. Wow, das ist schon was anderes. Als er unsere zufriedenen Gesichter sieht wirkt er sichtlich erleichtert. Zusammen mit 8 anderen Reiseteilnehmern starten wir zur Ruinentour. Bei herrlichem Wetter erreichen wir den kleinen Ort Chavín, wo auch der gleichnamige Tempel steht. Diese Ruine gilt als ältester Steinbau in Peru und ist insofern speziell, weil sich ein Grossteil der Anlage unterirdisch befindet. Durch enge Gänge klettern wir ins Innere, einwenig erinnert uns das Ganze an die Pyramiden von Gizeh. Heute ist nur noch ein Monument ersichtlich, dass immer noch am gleichen Ort steht wie früher, die grosse Lanze. So war dieser Ausflug für uns doch noch zum Positiven ausgegangen, auch die Einheimischen sind Meister im Improvisieren.
Was bedeutet wohl der schön klingende Namen „Chan Chan“?
Huaraz lassen wir hinter uns und fahren via den Cañon del Pato (Entenschlucht) wieder hinunter ans Meer. Im kleinen Ort Huanchaco, nahe der Grossstadt Trujillo, legen wir nochmals eine kleine Pause ein. Wir haben in den letzten Tagen soviel angeschaut, dass wir einwenig Zeit brauchen um alles zu verarbeiten. Aber was heisst bei uns ausruhen? Roger liegt unter den Landy und checkt das Auto, bei mir ist mal wieder Waschtag angesagt. Es wird geschrubbt was die Hände hergeben, das Dachzelt wird herausgeputzt und natürlich gehört auch die mühselige Bettwäsche dazu. So sieht bei uns Urlaub aus…. Nach zwei „erholsamen“ Tagen müssen wir jedoch schon wieder weiter, da wir die kommenden Festtage in Ecuador verbringen möchten.
In Trujillo befindet sich „Chan Chan“, die grösste Lehmziegelstadt der Welt. Im „Palacio Tschudi“ kann man einen Teil dieser schönen Adobe-Stadt besichtigen. Vieles ist noch in einem Top-Zustand, sodass man sehr gut die verschiedenen Ornamente in den Grundmauern anschauen kann. Etwas weiter entfernt folgt noch das dazugehörende Chan Chan Museum, welches viele Stücke dieser einstigen Kultur enthält.
Wie weiter?
Von Trujillo ging es also geradewegs hinauf nach Ecuador, wo wir gemütlich die Festtage verbrachten und auch traditionsgemäss das alte Jahr verabschiedeten. Aber wie immer mehr - beim nächsten Mal!