Highlights: Cordoba, Mina Clavero, Miramar, Mendoza
Nachdem sich unsere Wege in Mina Clavero für eine Woche trennten, führte uns der Weg weiter in Richtung Süden nach San Luis. Nach wochenlanger Pampa-Idylle freuten wir uns auf die ersten grünen Hügel, welche kleine Anzeichen der immer näher kommenden Andenkette verkündeten. Nicht mehr weit, und wir befinden uns im grössten Weingebiet Argentiniens, der Region Mendoza.
Polizeilich verordneter Vitamin-Schub
Bei diesem Regionenwechsel passierten wir nebst diversen Polizeikontrollen auch das Sanitaria, eine Kontrolle bei der das Auto auf Früchte durchsucht wird, da man diese nicht in die andere Region einführen darf. Zu dumm, in San Luis gingen wir ausgiebig einkaufen und hatten deshalb unsere Lagerbestände aufgefüllt. Die Beamten waren sehr freundlich und wiesen uns darauf hin, dass die Früchte abgegeben werden müssen. Oh je dachten wir und fragten die Beamten höflich, ob wir diese auch hier essen dürften? Es war kein Problem, und wir parkten unseren Landy am Strassenrand und machten uns hinter die Orangen her. 2,5 Kg gingen durch die erst kürzlich gekaufte Orangenpresse. Als wir dem Beamten die Schalen überreichten, schmunzelte er nur und meinte, unser Vitamin-C Gehalt dürfte für die nächsten paar Tage ausreichen.
Wir sind die Attraktion eines Städtchens
Schon wenige Kilometer in der Region Mendoza, fuhren wir an unzähligen wunderschönen Reblandschaften vorbei. Gegen Abend, als wir die hoffnungslose Suche nach einem Übernachtungsplatz schon fast aufgegeben haben, fuhren wir in dem kleinen Städtchen Palmira bei einem Tennisclub vorbei. Wir fragten den Besitzer, ob wir auf seinem Parkplatz übernachten durften. Voller Freude willigte er ein, hatte er doch noch nie auf seinem Areal Gäste aus der Schweiz. Noch am selben Abend lud er uns in sein Haus ein und führte uns in der Gegend herum. Wieder einmal waren wir perplex von der Gastfreundschaft der Argentinier, als er uns auch noch mit Wein, 2kg Oliven, frischem Olivenöl und schlussendlich noch einem halben Kilo Knoblauch beschenkte.
Pablo und seine 14 Geschwister besitzen ein Weingut von rund 4000ha. Seine Bodega „Rural" ist etwas ausserhalb der Stadt, und wie wir später in einem Touristenbüro erfuhren, eine der schönsten und bekanntesten der Gegend. Spät abends machten wir es uns dann auf seinem bewachten Parkplatz gemütlich. Doch schon ein paar Minuten später kamen ein paar seiner Geschwister zu uns auf Besuch und wollten den Landy mit Dachzelt besichtigen. Pablo lud uns ein, noch ein paar Tage länger zu bleiben, und da es uns dort sehr gut gefiel, nahmen wir das Angebot sehr gerne an. Irgendwie hatte sich unser Aufenthalt in der Stadt herumgesprochen, und „unglaublich aber wahr» organisierten die Schulen spontan einen Ausflug auf den Parkplatz. Los ging es mit den ganz Kleinen, dann kamen die Teenies und schlussendlich noch die Oberstufe. Wir kamen uns wie die Tiere im Zoo vor. Und ständig dieselben Fragen, woher kommt ihr, wie heisst ihr, seid ihr verheiratet, habt ihr Kinder usw. Sogar beim Nachtessen schauten uns ca 20 Augenpaare zu, und sie liessen uns keine Sekunde aus den Augen. Zwar hatten wir uns mittlerweile daran gewöhnt, dass wir mit unseren Autos auffallen, aber dies war doch wirklich der Hammer. Mit der örtlichen Fussballmannschaft gingen schlussendlich die Letzten morgens um 2 Uhr nach Hause. Obwohl es uns in diesem Städtchen und bei Pablo und seiner Familie sehr gut gefiel, flüchteten wir dann am nächsten Morgen aus Palmira.
Ein wenig Heimat in der Ferne
Um ein wenig Ruhe und Erholung von neugierigen Blicken zu finden, machten wir uns auf zur Colonia Suiza, einem winzig kleinen Weiler in der Nähe von Mendoza. Unsere Erwartungen wurden vollends übertroffen. Bei Christian, einem ausgewanderten Bündner fühlten wir uns sofort heimisch. Die Gegend und sein Zuhause glichen dem Weisstannental, ein Gebiet in der Nähe unseres früheren Wohnortes. Christian ist vor 15 Jahren mit Frau und Kind nach Argentinien ausgewandert und hat hier sein Haus von Grund auf selber gebaut. Nebst seiner interessanten Lebensgeschichte verköstigte er uns mit feinen Gerichten der Schweizer Kueche.
Schicksal oder Zufall?
In der Nähe der Colonia Suiza fanden wir dann auch noch einen genialen Campingplatz. Die Herzlichkeit des Inhaberpaares war überwältigend. Als Beto und Alicia, so heissen die Beiden, erfuhren, dass wir von der Schweiz sind, erzählten sie uns, dass sie eine sehr gute Freundin im Liechtenstein hätten. Ich witzelte und fragte nach, ob diese Person vielleicht Betty heissen würde? Betty war zu Hause unsere Spanischlehrerin und kommt ursprünglich aus Buenos Aires. Ziemlich verwirrt schauten sie mich an und bejahten. Als wir merkten, dass es sich wirklich um dieselbe Betty handelte, waren wir alle sprachlos. So ein Zufall ist doch gar nicht möglich! In dieser Umgebung gibt es zig Campingplätze; aber unser Weg führte uns genau auf diesen. Alicia kamen vor Freude nur noch die Tränen, da Betty eine sehr gute Freundin von ihnen ist und sie auch im Juli besuchte. Von diesem Moment an wurden wir gleich in die Familie aufgenommen. Der Aufenthalt auf diesem Camping wurde dann auch zum Längsten unserer bisherigen Reise. Von diesem Oertchen machten wir dann auch einen Ausflug zum höchsten Berg (6959m) des amerikanischen Kontinenten, des Aconcaguas. Auf halbem Wege kam uns dann ein vertrauter weisser Landy entgegen. Es war Pajarito. Die Wiedersehensfreude war gross und wir verabredeten uns dann auf „unserem Camping". Wir fuhren jedoch erstmals weiter zum Nationalpark. Vorbei an wunderschönen Schluchten, schneebedeckten Gebirgsketten fuhren wir auch am „Valle Uspallata" vorbei. In dieser Gegend wurde der Film „Sieben Jahre in Tibet" mit Brad Pitt gedreht. Nun befanden wir uns in den Anden, im Grenzgebiet zu Chile. Auf einer Höhe von 3000m hat man normalerweise bei gutem Wetter eine Panoramasicht auf diesen gewaltigen Berg. Bei uns schlug jedoch das Wetter um, und wir konnten nur noch erahnen, was sich hinter den dichten Wolken befindet. Die Fahrt hatte sich jedoch auf jeden Fall gelohnt.
Das NWW - Team im Sattel
Am nächsten Morgen gönnten wir dann unseren Landys eine Pause und wir sattelten von je 137 PS auf 4 PS um. Beto organisierte für uns vier Pferde und einen Gaucho, und so konnten wir die schöne Umgebung abseits der Strassen erkunden. Dieser Ausflug war für uns alle vier unbeschreiblich. Wir ritten weit hinauf in die Berge, überquerten kleine Flüsse, bei unpassierbaren Wegen gingen wir zu Fuss weiter. Hier fühlte man sich unbeschreiblich frei. Dies wäre doch eine ganz andere Art des Reisens. Wie wäre es, wenn wir unsere Landys verkaufen (Interessenten hätten wir eh schon) und mit dem Pferd weitergehen würden, diese Frage überlegten wir uns am Abend. Tja, als uns am anderen Tag der A… weh tat, freuten wir uns jedoch wieder auf die bequemen Sitze im Auto.
Heut ist nicht alle Tage - wir kommen wieder, keine Frage!
Wir waren gerade bei einem Zwipf als Andrea und ich sahen, wie ein Campinggast Soledad (Tochter des Campingchefs) die Haare schnitt. Wir schauten uns an, und es war klar, dies ist die perfekte Gelegenheit für einen neuen Look. Nicht lange ging es, und wir kamen unter „Messers Schneide". Die anderen Campinggäste fanden es auch toll, packten spontan ihre Stühle und ein Bier und setzten sich vor uns hin. So ergeben sich doch immer wieder nette Gespräche J. Die Friseurin und ihr Freund waren etwa im selben Alter wie wir, und so verbrachten wir dann zusammen einen glatten Abend. Mit viel Bier und Wein lernten die anderen ziemlich schnell Deutsch und wir Spanisch.
Nun war es eigentlich für uns an der Zeit weiterzugehen. Aber als uns Beto und seine Familie für den kommenden Abend noch zu einem Asado einluden, blieben wir einen weiteren Tag. Dafür fiel uns der Abschied am anderen Tag noch etwas schwerer. Die Grossmutter backte für uns extra kleine Törtchen für die Weiterfahrt. Mit einem lauten Gehupe unseres Feuerwehrhorns verabschiedeten wir uns von diesen wunderbaren Menschen. Wir werden sie im nächsten Jahr nochmals besuchen.