nichtswieweg... vier Abenteurer unterwegs

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Mexiko - Festland
Reisebericht vom 23.01.2024 bis 24.02.2024, Mexiko
Highlights: San Blas, Playa las Tortugas, Tequila, Ajijic (Lago de Chapala), Charapan, Vulkan Paricutín mit Iglesia de San Juan Parangaricutiro, Pátzcuaro, Grutas de Tolantongo, Bernal, Sierra Gorda, Xilitla (Jardin de Edward James), Huasteca Potosina (Tanchachín und Tamasopo), Real de Catorce

Von kokosnussgesäumten Traumstränden wechseln wir ins karge Hochland, wo wir eine magische Tour durch einige der schönsten Ortschaften Mexikos (Pueblos Mágicos) unternehmen. Wir lernen viel über die Herstellung des berühmten Tequila-Schnaps im gleichnamigen Ort, Besteigen den Vulkan «Paricutín», finden mit «Pátzcuaro» unseren neuen Lieblingsort und geniessen in den «Grutas de Tolantongo» die wohl schönsten Thermalquellen Mexikos. Und weshalb es Wasserfälle ohne Wasser gibt und uns Mexiko teilweise auch richtig fordert, erfährst du in diesem Reisebericht.

Auftakt ins richtige Mexiko mit einer dubiosen Kontrolle (Sinaloa)

Nach einer ziemlich ruhigen Überfahrt von der Baja California auf’s Festland erreichen wir am Vormittag unseren Zielhafen «Mazatlán». Schon bereits vom Schiff aus können wir die üppige grüne Vegetation erkennen und wir freuen uns richtig darauf, endlich mal wieder einen Szenerie-Wechsel von der doch ziemlich kargen Landschaft zu bekommen, welche uns die letzten Monate begleitete. So entscheiden wir uns auch, statt direkt ins Hochland, noch ein bisschen weiter der Küste südwärts entlang zu fahren.

Unsere Stimmung liegt gerade auf dem Höhepunkt, als wir ziemlich abrupt von einer schwer bewaffneten und vermummten Gruppe gestoppt werden. Zwar handelt es sich um eine vorangekündigte Kontrolle. Aber normalerweise sind die Kontrolleure erkenntlich gekleidet sodass man weiss, ob es sich um eine Polizei- oder Militärkontrolle handelt. Hier ist dies jedoch nicht der Fall. Auch die Kleidung so im Stil «Operation Wüstensturm» passt irgendwie nicht dazu. Mit einem ziemlich unguten Gefühl werden wir aufgefordert, unser Fahrzeug zu verlassen, was ebenfalls unüblich ist. Unser Duro wird von oben bis unten überprüft, zwei Kontrolleure nehmen sich die Führerhauskabine vor, ein dritter prüft den Innenraum. Irgendwann erlaube ich mir dann mal die Frage, was sie denn genau suchen würden. «Drogen und Geld», ist die Antwort. Darauf wäre ich dann auch selber gekommen als man von uns verlangt, die Fahrzeugverkleidung im Vorderraum zu entfernen. Dies wären besonders beliebte Drogenverstecke. «Jetzt ist aber mal Schluss und wir werden weder die Fahrzeugverkleidung noch anderswo etwas entfernen!», intervenieren wir. Auch gebe ich zu bedenken, ob es denn überhaupt Sinn macht, Drogen vom Norden (also den USA) nach Mexiko zu bringen? Das ist ja irgendwie wie Wasser in den Rhein zu tragen 😉. Jedenfalls finden sie trotz intensiver Suche nichts und nach einer guten halben Stunde dürfen wir endlich weiterfahren. Ein Grund dieser ausführlichen Kontrolle liegt sicherlich auch darin, dass wir uns im Bundesstaat «Sinaloa» befinden, wo eines der mächtigsten Drogenkartelle Mexikos heimisch ist.

Ein Traumstrand wie im Bilderbuch – «Playa las Tortugas» (Nayarit)

Oh, wie geniessen wir die Fahrt Richtung Süden, es ist einfach herrlich. Entlang der Strasse säumt sich dschungelartige Vegetation und die Nasenschleimhäute werden endlich mal wieder mit Luftfeuchtigkeit verwöhnt. Wir unternehmen einen Abstecher in das am Pazifik gelegene Dschungelstädtchen «San Blas», um noch den Namensgeber einer unserer Lieblings-Maná Songs (Muelle de San Blas) anzuschauen. Hauptziel ist jedoch die weiter südliche «Playa las Tortugas», welche wir als Tipp von anderen Reisenden bekommen haben. Ein Paradies unter Kokosnusspalmen soll da auf uns warten, wer wünscht sich das nicht? Schon die Fahrt dahin ist landschaftlich richtig schön und als wir auf die von Kokosnusspalmen gesäumte Piste einbiegen, bekommen wir schon einen kleinen Vorgeschmack. Aber wie so manches Paradies, muss man sich auch dieses richtig verdienen. Die Piste ist in einem miserablen Zustand und nur so von Löchern durchsäht; aber es lohnt sich allemal. Denn plötzlich eröffnet sich vor unseren Augen der Traumstrand, umsäumt von hunderten von Kokosnusspalmen und das noch fast für uns alleine. Was für ein Stress, für unsere Hängematte die richtige Palme zu finden. Und noch viel schlimmer, wo sollen wir parken, damit wir nicht von einer Kokosnuss erschlagen werden 😉? Als wir uns endlich eingerichtet haben, steht nur noch Geniessen auf dem Tagesprogramm. Und zwar genau bis zur Abenddämmerung, denn dann werden wir von den blutrünstigen Sandfliegen wortwörtlich gefressen. Zum Glück hat das Paradies auch seine Schattenseiten, denn sonst wären wir wahrscheinlich immer noch da 😉.

«Tequila» – Viva la Vida! (Jalisco)

Nun heisst es endgültig Abschied von der Küste zu nehmen, denn ab jetzt sind wir im mexikanischen Hochland unterwegs. Die Palmen weichen den immer mehr vorkommenden Agaven-Gewächsen und wir knacken einige Male die 2000er Höhengrenze. Unser nächstes Ziel, das kleine Touristenstädtchen «Tequila», ist in greifbarer Nähe. Wir haben uns einen zentrumsnahen, bewachten Parkplatz ausgesucht, wo wir gemütlich ein paar Tage verbringen können. Aber um dahinzukommen, ist es wie so oft in Mexiko, ein abenteuerliches Unterfangen. Die Strassen sind teils so eng, heillos überfüllt und mit tiefhängenden Stromkabeln versehen, dass man immer froh ist, es unbeschadet ans Ziel geschafft zu haben. Dafür sind wir nur wenige Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt und können uns so zu Fuss ins Getümmel stürzen.

Und das nützen wir diesmal so richtig aus, denn «Tequila» hat so einiges zu bieten. Nebst einer wunderschönen Altstadt mit kopfsteingepflasterten Gassen, überall ertönenden «Mariachi-Klängen» (mexikanische Volksmusik aus dem Bundesstaat Jalisco) und den unglaublich guten Restaurants, dreht sich im Ort alles um den mexikanischen Nationalschnaps «Tequila». Es gibt drei grosse Destillerien «José Cuervo, Herradura und Casa Sauza» die hier produzieren und natürlich unzählige kleinere Brennereien. Die Marke «Tequila» ist geschützt und das Label darf nur verwendet werden, wenn die Agave in der Sierra von Jalisco und einigen weiteren Bezirken geerntet und in «Tequila» verarbeitet wurde. Das trendigste Getränk im Ort und in Jalisco ist der «Cantarito». Traditionell in einem Tongefäss serviert, besteht es aus Tequila, verschiedenen Zitrusfrüchten und der Tonrand wird liebevoll mit Tamarindo-Pulver verziert. Wow – ist das lecker! Natürlich schauen wir uns auch Destillerien an, wo wir den ganzen Prozess von der Ernte bis zur Abfüllung mitverfolgen können. Die Details hierzu gibt es dann in der Fotogalerie. In Tequila gefällt es uns so gut, dass wir tatsächlich 8 Tage bleiben, ein neuer Rekord auf dieser Reise 😉.

«Ajijic», ein weiteres «Pueblo Mágico» und eine Übernachtung mit Polizeischutz (Jalisco)

Da wir auf unserer letzten Mexiko-Reise ziemlich viele kulturelle Schätze angeschaut haben, möchten wir uns diesmal besonders den «Pueblo Mágicos» (magische Dörfer) widmen. Bei diesen Dörfern handelt es sich um besonders gut erhaltene und gepflegte Ortschaften, wo zwar nicht immer nur der Ort selbst im Vordergrund stehen muss, sondern es kann auch mal die besonders schöne Lage sein, weshalb der Ort dieses Prädikat erhalten hat. «Ajijic», idyllisch am «Lago de Chapala» gelegen, wurde mit diesem ausgezeichnet. Und der Ort hat wirklich Flair, stundenlang spazieren wir durch die Gassen und schlemmen uns wieder einmal mehr durch die mexikanische Küche. Gerne hätten wir direkt an der Uferpromenade übernachtet. Aber da die einzige Zufahrt, wo unser Duro hindurchgekommen wären, gerade umgebaut wird, müssen wir uns ein anderes Nachtlager suchen.

Und diesmal wird es richtig schwierig. Die Nordseite des Sees ist so stark zugebaut, dass wir einfach nichts finden. Kurz vor dem Eindunkeln entschliessen wir uns, nach «Jamay» zu fahren. Hier sehe ich auf Google Maps, dass es einen grossen Parkplatz im Ort geben soll. Denn unser Motto lautet immer: Entweder campen wir so, dass wir ausser Sichtweite sind oder wir stellen uns halt mitten in den Ort, damit uns jeder sieht. Nur blöd, haben wir heute gerade Samstagabend und da geht in Mexiko die Post ab. Es hilft nichts und so stellen wir uns an prominente Lage. Wie zu erwarten, werden wir von allen Seiten mit Musik beschallt, zum Glück mögen wir die einheimische Musik, dann ist es nur halb so schlimm 😉. Als Roger kurz vor dem zu Bett gehen noch eine Runde ums Auto dreht, um zu schauen, ob alles ok ist, traut er seinen Augen kaum. Um unseren Duro haben sich drei mit Maschinengewehr bewaffnete Militaristen aufgestellt, um uns zu bewachen. Wir haben das gar nicht bemerkt, da wir die Fenster-Rollos hochgezogen haben. Roger fragt nach ob alles in Ordnung wäre oder ob wir hier weg müssten. «Nein, nein, ihr könnt hier ruhig bleiben. Wir sorgen für eure Sicherheit», meinen sie. Gesagt, getan – wir legen uns schlafen. Morgens um vier Uhr hören wir dann, wie sie abfahren. Die Gefahr, weshalb auch immer, scheint vorbei zu sein.

Mexiko kann anstrengend sein – Fahrt mit Blockaden durchs Hochland (Michoacán)

Mit dem «Lago de Chapala» verlassen wir die touristische Region und begeben uns ab jetzt auf einsamere Pfade, hoch in die Bergwelt von «Michoacán». Dieser Bundesstaat geniesst in Mexiko aufgrund seiner instabilen Sicherheitslage nicht unbedingt den besten Ruf, weshalb hier auch nicht viele ausländische Touristen unterwegs sind. Unsere Route haben wir sorgfältig und seriös geplant. Auch fragen wir jeweils bei Einheimischen nach, ob es Gegenden gibt, die wir meiden müssen. So sind wir bislang ziemlich gut gefahren. Die Strecke ist fantastisch zu fahren, auf engen Bergstrassen kurven wir hoch durch dichte Kiefernwälder und oben angekommen, zeigt sich uns das karge Hochland, so wie wir es kennen und lieben. Die Frauen tragen noch ihre traditionelle Kleidung und alles scheint einen Ticken gemütlicher abzulaufen.

Gemütlich – ja das ist es wirklich, denn kaum sind wir im Hochland, hängen wir schon in einer Strassenblockade fest. Nichts geht mehr weiter. Und da es die einzige Verbindungsstrasse in die nächste Ortschaft ist, können wir nicht einfach wieder umdrehen, wie es einige Einheimische machen. Auch ist es für uns schwierig herauszubekommen, wie lange und warum überhaupt gesperrt wurde. In vielen Ortschaften in «Michoacán» wird kein Spanisch gesprochen, sondern noch traditionell eine indigene Sprache. Dies ist natürlich wunderbar, nur für uns extrem schwierig, da wir nichts verstehen. Ein Herr, der ein bisschen Spanisch spricht, nimmt sich uns an. Aber da er, sowie die meisten anderen in diesem Ort, dermassen betrunken ist, macht es unsere Situation auch nicht gerade einfacher. Mit viel Zeichensprache und der Hilfe von Google Maps finden wir tatsächlich doch noch einen Weg hinaus. «Uff – sind wir froh!»

Aber der heutige Tag ist noch nicht vorbei und kurz vor unserem eigentlichen Ziel, dem Bergdorf «Angahuan», folgt schon die nächste Sperre. Wie ich schon am Anfang geschrieben habe, sind die Strassen in Mexikos Ortschaften oft sehr eng. Manchmal gibt es nur eine Verbindung, welche für grössere Fahrzeuge geeignet ist. So auch in «Angahuan». Und genau diese Durchfahrt wurde kurz vor Ende ohne Ankündigung gesperrt. Riesige Lautsprecher sind mitten auf der Strasse aufgestellt, Musik dröhnt aus den Boxen und alle haben wieder einen ziemlich guten Alkohol-Pegel intus. Roger kommt die Ehre zuteil, die Stadt nochmals im Rückwärtsgang zu durchqueren. Also in solchen Momenten kommt man schon mal ins Fluchen. Eine Marktfrau erbarmt sich unser, aber da sie kein Spanisch spricht, kann sie uns auch nicht wirklich weiterhelfen. Wieder kommt Google Maps zum Zuge. Habe ich eigentlich schon mal geschrieben, wie toll diese Karten sind? Tatsächlich finden wir eine Alternative, wo wir gerade mal knapp mit unserer Duro durchpassen und erreichen todmüde unseren heutigen Übernachtungsplatz. Eigentlich würden wir am liebsten ins Auto rein, die Türe zu machen und einfach unsere Ruhe haben. Aber wir haben die Rechnung ohne die Mexikaner gemacht. Obwohl sie, im Vergleich zu den Kanadiern und Amerikanern sehr zurückhaltend auf unser Fahrzeug reagieren, werden wir heute von allen Seiten belagert. Jeder möchte einen Fahrzeugrundgang haben. Irgendwann legt sich die allgemeine Neugier und wir schaffen es sogar noch, unsere geplante Tour für den nächsten Morgen zu buchen.

Schmerzhafte Tour zu Pferd und zu Fuss auf den Vulkan «Paricutín» (Michoacán)

Seit langem klingelt frühmorgens mal wieder der Wecker und bei eisigen Temperaturen stehen wir auf, schliesslich haben wir auf 2’380m.ü.M. übernachtet. Heute steht eine mehrstündige Reittour zusammen mit der Besteigung des Vulkans «Paricutín» auf dem Programm, worauf wir uns schon sehr freuen. Da die Strecke zum Fuss des Vulkans (hin und zurück) 22km beträgt und man dann auch noch auf den Vulkan hoch muss, wird ein Teil der Strecke mit Pferden zurückgelegt. Und da ich gerne reite, passt es perfekt. Beim Vulkan «Paricutín» handelt es sich um den jüngsten Vulkan Mexikos, der erst 1943 entstanden ist. Um seine Entstehung ranken sich mehrere Geschichten. Die am meisten verbreitete ist jedoch, dass ein Bauer während der Arbeit auf seinem Maisfeld ein Ploppen hörte und sich darauf eine Spalte öffnete, wo Lava herausschoss. Innert weniger Tage wurde der Vulkan immer höher und die Lavaströme erreichten das nahegelegene Dorf «Parangaricutiro». Glücklicherweise konnte dieses rechtzeitig evakuiert werden und es kam niemand zu schaden. Während das Dorf komplett unter der Lava verschwand, blieb nur der Kirchturm verschont und dieser kann heute inmitten des Lavafelds angeschaut werden. Bevor wir jedoch zur Kirche reiten, welche ebenfalls zur Tagestour gehört, geht es zuerst zum Vulkan.

In einem leichten Trab geht es vorbei an den riesigen Avocado Plantagen, welche einen wunderbaren Kontrast zu der tiefschwarzen Erde bilden. Nach 2,5 Stunden erreichen wir den Fuss des Vulkans und wir sind so was von froh vom Pferd zu steigen, da unser beider Knie dermassen schmerzen, dass wir fast nicht mehr laufen können. Leider sind die Steigbügel vom Sattel nicht auf unsere Grösse angepasst bzw. verstellbar, weshalb wir in einer ziemlich ungünstigen Lage auf dem Pferd sitzen mussten. Schon völlig erledigt vom Ritt, heisst es jetzt noch mit einer 60% Steigung auf den Vulkan hochzuklettern, teils über Sand und losem Gestein. «Nur keine Müdigkeit vorschöpfen!», lautet unsere Devise. Oben angekommen, werden die Strapazen mit einem traumhaften Blick belohnt. Das Wetter ist so gut, dass wir sogar den 140km entfernten Vulkan «Colima» erblicken können. Vulkanabwärts geht es dann über eine steile Sandpassage, wo man wie auf einer Sanddüne richtig runterrennen kann. Der Rückweg auf dem Pferd wird dann aber zur reinsten Tortur, da wir noch einen Umweg zu der wirklich sehenswerten, in Lava versunkenen Kirche machen. Nach 8 Stunden, wovon wir 5,5 Stunden im Sattel verbracht haben, erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt. Die Schmerzen in den Knien sind mittlerweile unerträglich geworden und es dauert noch Tage, bis es wieder besser wird. Die Tour an und für sich ist genial und absolut lohnenswert, wobei wir uns im Nachhinein aber doch besser für den Fussmarsch entschieden hätten 😉.

Wir haben ein neues Lieblingsstädtchen gefunden – «Pátzcuaro» (Michoacán)

Lange war für uns die Stadt «Guanajuato» unangefochtener Lieblingsort in Mexiko, jetzt muss es den Rang abgeben, denn wir haben uns in «Pátzcuaro» verliebt. Idyllisch am Pátzcuaro-See gelegen, gehört dieser Ort ebenfalls zu den «Pueblo Mágicos» und hat uns gleich von Beginn an in seinen Bann gezogen. Alle Fassaden im Dorfkern sind in weinrot und weiss gestrichen und mit roten Ziegeln bedacht. Auch die Schriftzüge der verschiedenen Geschäfte sind alle gleich gehalten. Die mit Blumen geschmückten Innenhöfe und die vielen Kolonialgebäude strahlen einen ungemeinen Charme aus. Das Hobby-Fotografenherz kommt hier voll auf seine Kosten, entdeckt man doch bei jedem Stadtgang immer wieder etwas neues. Wir sitzen am Zócalo (Dorfplatz), trinken einen Kaffee und schauen einfach dem Treiben zu. Ausländische Touristen gibt es so gut wie keine und wir tauchen einmal mehr so richtig ins authentische Mexiko ein. Nach 5 Tagen brechen wir schweren Herzens auf, gerne wären wir noch länger geblieben. Aber leider haben wir diesmal nicht soviel Zeit und es gibt noch viel anzuschauen.

Zu Besuch bei den wohl schönsten Thermalquellen Mexikos – «Grutas de Tolantongo» (Hidalgo)

Tiefeingeschnittene Täler, azurfarbene Flüsse und weiss gekalkte Becken an traumhafter Hanglage, wir sind in Mexikos wohl schönsten Thermalquellen angekommen, den «Grutas de Tolantongo». Für uns als Wellness-Liebhaber ist dieser Abstecher ein absolutes Muss, obwohl es für uns bedeutet einiges an Mehrkilometern in Kauf zu nehmen, da die Thermen nicht unbedingt auf unserer Reiseroute liegen. Aber jeder einzelne Zusatzkilometer hat sich gelohnt, denn diese Thermal-Quellen sind mit Abstand die Schönsten, welche wir je gesehen haben. Da diese Touristenattraktion auch bei Einheimischen sehr beliebt ist und der Andrang enorm sein soll, haben wir zeitlich geschaut, dass wir an einem Montag hineinfahren, was wirklich eine gute Idee war. Zudem haben wir uns hier mit unseren kanadischen Reisefreunden Dominique und Kevin verabredet, welche wir auf der Baja kennengelernt haben. Zu viert macht Baden noch viel mehr Spass und so geniessen wir die gemeinsame Zeit im warmen Wasser ungemein. Auch gibt es natürlich einiges zu erzählen, da wir uns schon ein paar Wochen nicht mehr gesehen haben. Die Tage verfliegen nur so und bald heisst es endgültig Abschied zu nehmen, da die Beiden südwärts und wir Richtung Norden fahren. Aber so schön, hat es mit dem Wiedersehen noch geklappt und dann noch an so einem wunderbaren Ort.

Durch die «Sierra Gorda» nordwärts nach «Xilitla» und den «Pozas von Edward James» (San Louis de Potosí)

Gut erholt von den Thermen zieht es uns noch weiter in die Berge und wir wählen die Route durch die «Sierra Gorda» in Richtung Norden. Werden wir zu Beginn von der typischen kargen Landschaft Mexikos begleitet, so wird es immer grüner, sobald wir in höhere Lagen gelangen. Eigentlich völlig untypisch, aber was ist schon normal. Und es wird noch untypischer, als uns in «Xilitla» auf einmal tiefster Dschungel empfängt, so völlig aus dem Nichts. «Xilitla» zählt auch als «Pueblo Mágico», ist aber als Ort nicht wirklich sehenswert. Das Magische ist hier der verwunschene Garten des englischen Künstlers «Edward James». Sein surrealistischer Kunstgarten (las Pozas) ist Pflichtprogramm, wenn man hier im Ort ist und war für uns auch Grund, hierher zu kommen. Wir buchen eine 2-stündige Tour, da man nur mit einem Guide den Dschungelgarten besichtigen kann. Nebst uns ist noch ein Tourist aus Rumänien dabei, welcher nur nach Mexiko gereist ist, um sich diesen Garten anzuschauen. Mit unserem Guide haben wir diesmal den Jackpot gezogen, sein Enthusiasmus ist ansteckend und macht den Rundgang einzigartig. Er weiss soviel zu erzählen, dass uns ab und zu fast der Kopf platzt von den vielen Informationen. Aber kurz zusammengefasst: Edward James war ein vielseitiger Künstler, Philanthrop und Sammler, der für seine Rolle in der Förderung des Surrealismus und seine exzentrische Persönlichkeit bekannt ist. Aber lassen wir doch die Bilder sprechen.

Ein Wasserfall ohne Wasser und doch gibt es ein Highlight in der «Huasteca Potosina» (San Louis de Potosí)

Schon zu Hause habe ich mir die «Cascadas de Tamul» für einen Besuch herausgeschrieben. Die rauschenden Wasserfälle, die über 105m tief in einen türkisfarbenen Fluss hinabdonnern und das Highlight der «Huasteca Potosina» bilden, möchte ich mir unbedingt anschauen. Dabei nehmen wir auch gerne einmal mehr eine rumpelige Piste in Kauf, um an unser Ziel zu kommen. Natürlich wissen wir, dass jetzt in der Trockenzeit sicherlich nicht soviel Wasser herunterkommt, wie während der Regenzeit. Aber als wir zum Fluss gelangen, von wo die Touren starten, sind wir schon etwas irritiert über den tiefen Wasserstand. Dominique und Kevin waren vor zwei Wochen hier und da gab es noch genügend Wasser. So quartieren wir uns erstmal bei einer liebenswerten Familie auf dem Campingplatz ein und fragen nach, wo wir eine Tour zu den Wasserfällen buchen können (auch hier muss man sich wieder einen Guide nehmen). «Hmm, es gibt momentan keine Wasserfälle mehr», ist die Antwort. «Wie – es gibt keine Wasserfälle, die können doch nicht einfach weg sein?» «Nun ja, das ganze Wasser wurde umgeleitet um die Zuckerrohrfelder zu bewässern, daher sind die Fälle ausgetrocknet.» Ehrlich gesagt, sind wir ganz schön baff. Die Wasserfälle gehören zur Hauptattraktion der Region und locken jährlich viele Touristen an. Und jetzt wurde den Tourenanbieter die Einnahmequelle versiegt? Eine sehr schwierige Situation für die Leute vor Ort, wie man uns mitteilt. Die einen Leben vom Zuckerrohr und die anderen vom Tourismus. Was ist jetzt wichtiger?

Wir halten uns da raus und geniessen derweilen die Gastfreundschaft vom Campingbesitzer-Paar. Wir werden so herzlich in die Familie aufgenommen, verköstigt und wie die Könige verwöhnt. Treffpunkt ist immer in der riesigen, aussen am Haus angebrachten Küche, wo wir die ganze Familie und ihre Freunde kennenlernen. Es ist einfach herrlich und wir sind richtig froh, können wir unser Spanisch wieder so richtig anwenden. Auch lernen wir von der altehrwürdigen «Mamacita» einige neue Fluchwörter, da sie meint, dass wir diese sicherlich auf unserer Weiterreise gut gebrauchen können 😉. Wo sie recht hat, da hat sie recht! So verlassen wir nun diesen Ort zwar ohne Wasserfälle, dafür haben wir unglaublich nette Menschen kennengelernt und unser Wortschatz hat sich auch vergrössert 😉.

«Real de Catorce», unser letztes «Pueblo Mágico” fordert unsere ganzen Nerven (San Louis de Potosí)

Unser letzter Stopp in Mexiko gilt dem Minendorf mit dem unsagbar langen Namen «Real de Minas de Nuestra Señora de la Limpia Concepción de Guadalupe de los Álamos de Catorce», abgekürzt «Real de Catorce». Wir haben von einigen Reisebekannten schon gehört, dass wir unbedingt da hinfahren müssen, der Ort solle einfach fantastisch sein. Solche Tipps nehmen wir immer gerne entgegen und planen dies dann, wenn möglich, auf unserer Route mit ein. Das einzige Problem ist, dass man mit Fahrzeugen über 2.80m Höhe nicht ins Dorf fahren kann. Dies wegen eines Tunnels mit Höhenbeschränkung. So parkt man alternativ vor dem Tunnel und nimmt sich dann ein Taxi, um in den Ort zu gelangen.

Dies wäre die offizielle Variante, aber Halt, da gibt es noch einen Plan B. Und diesen super Tipp haben wir von unseren langjährigen Reisefreunden Marita und Jan erhalten, welche die Strecke kurz vor uns gefahren sind. Es gibt noch eine Zufahrt von Westen her, über eine alte, enge und steile Kopfsteinplasterstrasse, welche über keine Höhenbeschränkung verfügt. Hier ist ein Allrad-Fahrzeug sicher von Vorteil, da es steile Passagen gibt und je nach Witterungslage rutschig werden kann. Und die Szenerie ist einfach nur atemberaubend, für mich landschaftlich eine der bislang schönsten Strecke auf dieser Mexiko-Tour. Erreicht man dann den Ort mit dem unendlich langen Namen, fühlt man sich wie in ein anderes Jahrhundert zurückversetzt. Hoch erhaben thront sie da, die alte Minenstadt auf 2’728m.ü.M. Die Strassen und Gassen sind schön mit Kopfsteinpflaster versetzt und die alten Steinhäuser strahlen eine ungemeine Ruhe aus. Aber eng ist es hier, unglaublich eng. Man kann sich kaum vorstellen, dass man hier mit dem Camper durchfahren soll bzw. kann. Aber sparen wir uns die Sorgen mal für den nächsten Tag auf. Zum Glück finden wir nicht weit vom Dorfplatz entfernt einen Parkplatz, wo wir die Nacht verbringen werden. So können wir uns gemütlich das Städtchen mit den schön dekorierten Gassen anschauen, im Restaurant zu Abend essen und über die Strassen staunen, die teils so steil sind, dass man selbst zu Fuss ins Rutschen kommt.

Obwohl der Ort so verschlafen aussieht, wird hier nichts mit einem geruhsamen Schlaf. Bellende Hunde, blökende Schafe, Esel die irgendwie unzufrieden erscheinen und Jugendliche, die nichts besseres zu tun haben, als die ganze Nacht die Strasse für ihre Moped-Rennzwecke zu benutzen: eine erholsame Nacht sieht irgendwie anders aus. So verlängern wir unseren Aufenthalt nicht, zumal das Wochenende vor der Türe steht und sich der Ort dann in einen Rummelplatz verwandeln soll. Getreu unserem Homepage Motto versuchen wir also am nächsten Tag, diesen ansonsten wirklich schönen Ort zu verlassen. Aber wir werden arg daran gehindert, denn als wir versuchen den gleichen Weg zurückzufahren, wie wir tags zuvor hergekommen sind, scheint die Polizei ein Wörtchen mit uns reden zu wollen. Um wieder zu unserem «Plan B Eingang» zu kommen, müssten wir 50m durch eine angebliche Einbahnstrasse (obwohl es nirgends ein Einbahnstrassenschild gibt) fahren. Dies ist aber die einzige Strasse, welche breit genug für grössere Fahrzeuge ist und wo man auch gut kreuzen kann. Aber nein, sie lassen uns nicht durch. Alles diskutieren hilft nichts und wir dürfen nicht mal wenden, obwohl genug Platz hierfür da gewesen wäre.

So muss Roger alles im Rückwärtsgang wieder den Berg hochfahren. In diesem Moment benutze ich innerlich alle meine neu gelernten Fluchwörter von der «Mamacita». Jetzt weiss ich, wozu die gut sind 😉. Um eine lange Geschichte kurz zu machen, wir werden von Pontius zu Pilatus geschickt. Die Gassen sind dabei so eng, dass wir nicht mal mehr aussteigen könnten, selbst wenn wir müssten. Einheimische versuchen zu helfen und weisen uns den Weg in Gassen, die kurzerhand zuvor von der Polizei abgesperrt wurden. Irgendwann wird Roger so hässig, dass er aussteigt (als es wieder möglich ist) und die Polizeiabsperrung wegräumt, da wir ansonsten festsitzen. Uh, da hat die Polizei aber gar keine Freude. Endlos lange und sinnlose Diskussionen später dürfen wir immerhin beim Kirchenplatz wenden. Ein mexikanischer PKW-Fahrer, der uns gefolgt ist, hat seine ganze Fahrzeugseite eingedrückt, da er mit seinem Einschlag nicht um die Ecke gekommen ist. Nach über einer Stunde und ein paar grauen Haaren mehr auf dem Kopf gelangen wir wieder zu unserem Ausgangspunkt, einfach 50m weiter unten. Ab jetzt fahren wir wieder auf unserem Weg von Plan B aus dem Dorf.

¡Adiós Mexico – schön war’s!

Nach drei Monaten in Mexiko rollen wir spätabends bei «Colombia/Nuevo Laredo» über die Grenze in die USA und blicken noch einmal zurück über den «Rio Grande», welcher die beiden Länder von einander trennt. Schön war’s Mexiko – einfach nur schön! Ab und zu hast du uns zwar richtig gefordert, oft mit ohrenbetäubendem Lärm um den Schlaf und mit den Topes (Bodenschwellen, welche die Mexikaner am Rasen hindern sollen) auf die Palme gebracht. Aber dann sind da wieder die herzlichen Menschen, die Musik, die Lebensfreude und das fantastische Essen, was uns jeden Tag erfreuen liess, in diesem Land reisen zu dürfen. «¡Adiós y buena suerte para el futuro!»

Vor uns liegt nun die letzte Reiseetappe auf dem Weg nach «Baltimore», unserem Verschiffungshafen für unseren Duro. Aber wir haben noch so viele coole Stopps eingelegt, dass wir selbstverständlich noch einen letzten Reisebericht darüber schreiben werden. In diesem Sinne «hasta luego and see you».