Highlights: New Orleans, Houston, Magnolia Beach, Padre Island, San Antonio, Big Bend N.P.
Auf diesem Reiseabschnitt bot sich uns diesmal ein kunterbuntes Programm. Einige interessante Städte wie New Orleans, Houston oder San Antonio lagen auf unserer Route, in Abwechslung mit einigen gemütlichen Tagen am Strand. Als Highlight wartete dann aber doch das Naturparadies im Big Bend N.P. auf uns, wo wir uns und den Duro mal wieder so richtig fordern konnten.
Sylvester in New Orleans (Louisiana)
Bislang haben wir uns auf unseren Reisen wenn möglich immer ein besonderes Fleckchen für den Jahreswechsel ausgesucht. So auch diesmal – und so fahren wir relativ zügig durch Floridas "Panhandle", damit wir es rechtzeitig für Sylvester nach New Orleans schaffen.
Wir sind gespannt auf die Stadt am Mississippi, welche 2005 fast komplett durch die Wasserfluten des Hurrikan Katrina zerstört wurde. Mittlerweile sieht man aber nicht mehr viel davon, ausser an einigen alten Häusern kann man noch erkennen, wie hoch der damalige Wasserstand gewesen sein muss. Auf einer Stadtrundfahrt mit einem ziemlich gesprächigen Guide und einem extrem üblen Slang, wahrscheinlich hatte er gerade noch einen Burger in seinem Mund, erfahren wir dann auch sehr viel Wissenswertes wie welche McDonalds und Burger King Filialen nach dem Hurrikan wieder aufgebaut werden mussten. Na ja, Kultur mal ein bisschen anders.
Nach dieser informativen Rundfahrt beschliessen wir dann aber doch, die Stadt besser auf eigene Faust zu erkunden. Im Herzen von New Orleans, dem "French Quarter", laufen wir einige Kilometer zu Fuss ab. Immer wieder bleiben wir stehen und bestaunen die schönen Gebäude mit ihren schmiedeeisernen Balkonen, besuchen das Voodoo-Museum oder hören am Jackson Square einfach den Strassenmusikern bei ihren Jazz & Blues Klängen zu. Und wenn man schon mal in New Orleans ist, dann darf ein Besuch der berühmten "Bourbon Street" natürlich nicht fehlen. In dieser Strasse reihen sich die Kneipen und Bars aneinander und die Auswahl fällt einem nicht gerade einfach. Wir haben Glück und ergattern uns ein Plätzchen in einer urigen Jazz-Bar mit guter Live-Musik.
Heute haben wir Sylvester und wir machen uns erst abends auf in die Stadt, damit wir auch bis in die frühen Morgenstunden durchhalten werden. Bei den Docks findet ein Konzert von "Train" statt, wo wir mitten in der Menge laut mitjolen. Schliesslich kennt man ihre Songs auch in Europa. Nach soviel Gesang will der Gaumen getränkt werden und so ziehen wir weiter ins "Pat o'Brian". Diese Bar wurde uns zuvor von der netten Dame im Touristenzentrum mit dem Hinweis empfohlen, dass es hier die besten Drinks der Stadt geben würde. Und oh ja, die waren vielleicht gut... Wir trinken uns durch das ganze Katastrophenprogramm wie Hurricane, Cyclone oder der Handgranade durch. Mittlerweile haben wir auch ganz viele amerikanische Freunde, denn wir haben uns einen tollen Platz unter einem Wärmepilz ergattert und jeder möchte einwenig von dieser Wärme absahnen. Das ist natürlich gut so, denn auf diese Weise erfährt man auch viel Wissenswertes wie; weshalb die halbe Stadt in roten T-Shirts herumlaufen würde. Hier die Erklärung: am 01. Januar findet in New Orleans das "Sugar Bowl" Finale statt, dem Football Playoff von den College-Studenten. Im Finale stehen "Alabama" und "Ohio". Es ist noch lustig mit Amerikaner über Football zu diskutieren, vor allem wenn man selber keine Ahnung hat. Da uns Alabama aber irgendwie sympathischer ist, gesellen wir uns zu diesem Fanclub. Wir ziehen anschliessend von einer Bar zu der anderen, lernen immer wieder andere interessante Menschen kennen. Roger bekommt von einem Ami einen Drink spendiert weil er ihm sein Portemonnaie aufhebt, welches dieser soeben verloren hat.
Kurz vor Mitternacht finden wir uns dann am Ufer des Mississippi ein und bestaunen das fantastische Feuerwerk über dem geschichtsträchtigen Fluss. Was für eine tolle Nacht – HAPPY 2015!
Auf dem Weg nach Houston (Texas)
Nach 4 Tagen New Orleans nehmen wir frisch ausgeruht die nächsten Etappen in Anmarsch. Da wir relativ früh in der Jahreszeit unterwegs sind haben wir beschlossen, die Strecke nach Texas so südlich wie möglich am Golf von Mexico entlang zu fahren, um den kalten Temperaturen einwenig aus dem Wege zu gehen. So erreichen wir dann auch ziemlich bald die Stadt Houston. Hier möchten wir uns bereits wie in Florida das "Space Center" der NASA anschauen. Nachdem eine Rakete in Cape Canaveral gestartet ist, wird anschliessend die Verantwortung der gesamten Mission an Houston übergeben (wer kennt es nicht - Houston we have a problem ☺). Und dieses "Mission Control Center" kann hier besichtigt werden. Ausserdem befindet sich in Houston das Ausbildungszentrum der Astronauten. Es gibt ein paar interessante Dinge anzuschauen aber wenn man das "Space Center" in Florida gesehen hat, ist jetzt dieses hier eher eine Enttäuschung.
Texas ist ja gar nicht so "wüescht" wie man denkt
Ehrlich gesagt - was kommt einem in den Sinn wenn man an Texas denkt? Spontan erwartet man riesige Öl- und Gasraffinerien, weite eintönige Landschaften und last but not least eine Waffe am Kopf, sollte man aus Versehen privates Gelände betreten. Unsere Vorurteile blieben hartnäckig an uns haften zumal in unserem Reiseführer praktisch nichts über diesen Bundesstaat geschrieben steht. Aber wie so oft auf Reisen wird man eines besseren belehrt. Von Houston aus fahren wir weiter nach "Galveston Island" und sind völlig überrascht von dieser schönen Gegend. Das sieht aus wie im Ferienprospekt und kann locker mit den hochgepriesenen Bauten am Panhandle in Florida mithalten. Was uns aber noch mehr gefällt, man darf endlich wieder mal am Strand fahren und "wild" campen. Wir bekommen einwenig das Freiheitsgefühl, welches uns bislang in den USA doch ziemlich verwehrt geblieben ist. OK, die Ölraffinerien gibt es natürlich auch, aber über die sehen wir jetzt einfach mal hinweg. Wir fahren zum "Magnolia Beach" und schlagen unser Quartier gleich für 4 Tage auf. Hier kann man kostenlos campen und daher nutzen dieses Angebot auch noch andere Reisende. Jetzt aber während der Nebensaison gibt es genügend Platz und man kommt einander nicht in die Quere.
Enttäuschung auf "Padre Island" (Texas)
Von Einheimischen haben wir den Tipp bekommen nach "Padre Island" zu fahren, welches sich ganz im Süden von Texas an der Grenze zu Mexico befindet. Hier könnte man sich mit dem 4x4 so richtig austoben und auch überall am Strand campieren. Und dies offiziell, zumal dieses Gebiet zu einem Nationalpark gehört. Wir lösen im Park unser Camping-Permit für 4 Nächte und freuen uns auf die Einsamkeit und den Fahrspass. Aber unsere Euphorie wird ziemlich schnell getrübt, als wir den ganzen Müll am Strand sehen. Das ist ja grässlich. Es kommt uns vor als ob wir durch eine riesige Mülldeponie fahren würden. An unserem Übernachtungsplatz müssen wir zuerst mal den Abfall einsammeln, damit man einigermassen nett übernachten kann. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass dieser Abfall nicht von Menschen am Strand zurückgelassen, sondern vom Meer hergeschwemmt wurde. Wir hatten in den letzten Tagen ziemlich stürmisches Wetter und so kommt es wahrscheinlich, dass dieser Strand so verdreckt ist. Schade schade – vielleicht wäre es zu einer anderen Jahreszeit schöner hier. So bleiben wir nur eine Nacht und verlassen die Insel trotz Permit am nächsten Tag wieder.
Vivà Mexico in San Antonio (Texas)
Wie schon oben erwähnt fahren wir ohne Reiseführer durch Texas und haben nur im Internet gelesen, dass San Antonio, übrigens die siebtgrösste Stadt der USA, ein schmuckes und sehenswertes Städtchen sein soll. So wählen wir entsprechend unsere Route damit wir diesem besagten Ort einen Besuch abstatten können. Und es hat sich gelohnt. Vor allem der Hauch Mexicos, der durch diese Gassen weht, hat es uns angetan. Auf dem gut angelegten "Riverwalk" kann man schön gemütlich dem Fluss entlang spazieren und sich eines der vielen Cafés und Restaurants aussuchen, um eine kleine Pause einzulegen. Spannend ist es auch den Leuten zuzusehen, die sich teilweise am Sonntag so richtig herausgeputzt haben und in ihrem Wildwest-Outfit durch die Strassen laufen. Wir schauen uns das alte "Fort Alamo" und die "San Fernando" Kathedrale an, welche zu den Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt gehören. Ach ja, und hier gibt es natürlich wieder eine "Pat o'Brians" Bar mit Live-Musik und wir müssen unbedingt ausprobieren, ob der Hurricane-Cocktail hier ebenfalls so gut schmeckt wie in New Orleans. Ergebnis – New Orleans war definitiv besser!
11 Tage weg vom Schuss im "Big Bend N.P." (Texas)
Von San Antonio fahren wir weiter nach Del Rio, der letzten grösseren Ortschaft bevor es in den Big Bend N.P. geht. Hier befindet sich ebenfalls ein offizieller Grenzübergang nach Mexico. Dementsprechend stark wird dieses Gebiet von der USA kontrolliert. Düsenjäger patrouillieren und wir werden erstmals von der "Border Control" angehalten um unsere Pässe mit der Aufenthaltsbewilligung zu zeigen. Es wird noch mehrere Kontrollen geben, welche aber immer sehr korrekt und freundlich ablaufen. Del Rio nutzen wir um unsere Vorräte aufzustocken und vollzutanken, denn ab hier werden wir eine ganze Weile weg von der Zivilisation sein.
Der Big Bend N.P. gilt als abgelegenster und ursprünglichster Nationalpark der USA. So kommt es auch, dass sich nicht allzu viele Touristen hierher verirren und wir freuen uns schon seit langem auf diesen Park. Da wir wieder einmal unzählig viele Fotostopps einlegen kommt es, dass wir ziemlich spät den Park erreichen. Am Eingang erfahren wir, dass das Visitor Centre wo man die Übernachtungspermits bekommt, um 17.00 Uhr schliessen würde, uff das könnte knapp werden. Wir geben diesmal Vollgas und schaffen es gerade rechtzeitig auf 17.00 Uhr. Ich springe aus dem noch fast fahrenden Auto und hechte zum Eingang als meine Nase schön an der Scheibe kleben bleibt und der nette Herr die Türe pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk von innen abschliesst. Was für ein motivierter Typ. Etwas niedergeschlagen gehe ich zurück zum Mogli, als ich einen Parkranger erblicke. Ich frage ihn wo wir denn heute Nacht schlafen können und er schlägt vor, nach "Chisos Basin" zu fahren. Hier würde sich ein offizieller Campingplatz befinden. Na ja, das wollten wir ja nicht unbedingt. Aber was soll's, eine Nacht wird's schon gehen. Und zum Glück sind wir da hingefahren, denn vor uns eröffnet sich eine Traumkulisse. Gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang erreichen wir den Campingplatz und können noch ein paar tolle Fotos von den rot leuchtenden Bergformationen machen.
Am nächsten Tag laufen wir dann zu Fuss zum Visitor Centre von "Chisos Basin". Hier bekommt man ebenfalls die Permits für die Backcountry-Campings. Und unser zu spät kommen gestern Abend hatte doch etwas Gutes, denn wir treffen hier auf eine so hilfsbereite und liebenswerte Rangerin, die es irgendwie besonders gut mit uns meinte. Sie opferte sogar ihre Mittagspause damit sie uns alle Tipps mitgeben und wir das Maximum aus unserem Big Bend Besuch herausholen können. Mit ihrer Hilfe stellen wir eine Route zusammen und buchen so Backcountry-Campsites für die nächsten zehn Nächte.
Man zahlt einmal $10.00 fürs Permit und dies gilt dann für alle Übernachtungen (aber ohne jegliche Infrastruktur). Und weil sie einfach eine so nette Dame war buchte sie natürlich für uns überall den schönsten und grössten Platz, was für ein Glücksgriff. Wenn jetzt noch das Wetter mitmacht, sind wir mehr als happy.
Wir fahren bis auf ein Zwischenstück alle Pisten im Park ab, schliesslich wandert man ja mit dem Fahrzeug und nicht zu Fuss. Nein, so schlimm war es natürlich nicht. Wenn Mogli schwitzte taten auch wir dem gleich, und so haben wir doch ein paar Strecken tapfer abmarschiert. Das Wetter war wie vorbestellt, jeden Tag Sonnenschein und Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad und das im Januar. Es war uns sogar zu warm um in den heissen Quellen, welche es im Park gibt, zu baden. Natürlich durfte auch der 4x4 Track, die "Black Gap Road", nicht auf unserem Programm fehlen. War das schön mal wieder eine solche Strecke zu fahren, wir waren ja richtig auf Entzug. Aber irgendwann geht jede schöne Zeit vorbei und der letzte Tag rückt näher. Wir möchten es nicht unterlassen nochmals nach "Chisos Basin" zu fahren um uns bei der Rangerin für ihre tolle Arbeit zu bedanken. Durch sie haben wir so viele Sachen gesehen, die wir ansonsten nie gefunden hätten.
Aber auch der letzte Abend sollte etwas Besonderes werden. Gegen Nachmittag ziehen dunkle Wolken auf und der angekündigte Temperatursturz ist nun eingetreten. Es wurde sogar Schnee vorausgesagt, wir können es nicht glauben. Vorgestern waren es doch noch fast 30 Grad. Und als wir abends rausgehen und die dicken Schneeflocken sehen, sind wir einfach nur noch platt. Schnee in der Wüste – gibt es das wirklich? Ja das gibt es tatsächlich, die Beweisfotos findet ihr in der Fotogalerie.
Texas ist ja gar nicht so "wüescht" wie man denkt!
Diese kleine Rubrik habe ich ja, wie man vielleicht bemerkt hat, noch gar nicht fertig geschrieben. Unsere Vorurteile haben sich nicht bestätigt, Texas ist toll und es gibt doch einiges mehr zu sehen als man denkt.
Wir haben unsere Zeit in diesem Bundesstaat sehr genossen und sind nach dem Big Bend N.P. noch weiter durch Texas gereist, aber dazu dann mehr im nächsten Reisebericht!