nichtswieweg... vier Abenteurer unterwegs

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Paraguay
Reisebericht vom 11.07.2017 bis 29.07.2017, Paraguay
Highlights: Itaipú-Staudamm, Reserva Natural Tatí Yupí, Altos (Hasta la Pasta), Asunción, Parque Nacional Ybycui, Encarnación, Jesuiten-Mission von Trinidad

Lange war das Land im Herzen Südamerikas ein unbekannter Fleck auf unserer Reisekarte. Jetzt haben wir diese Wissenslücke geschlossen und das Land besucht. Obwohl es im Vergleich zu seinen Nachbarstaaten nicht soviel zu bieten hat, gibt es doch ein paar interessante Anlaufpunkte wie z.B. die Besichtigung des zweitgrössten Staudamms der Welt (Itaipú Binacional), die Wasserfälle des "Parque Nacional Ybycui" oder auch die gut erhaltene Jesuiten-Mission von Trinidad. Und auch das leibliche Wohl bleibt nicht auf der Strecke, wofür die vielen europäischen Einwanderer gut sorgen.

Ein Grenzübergang der anderen Art

Zugegeben, die Grenzübergänge in Südamerika sind mit wenigen Ausnahmen recht gut organisiert und gehen meistens auch sehr zügig vonstatten. Anders die Grenze nach Ciudad del Este in Paraguay. Zu unserem Pech herrschen im Dreiländereck Brasilien, Argentinien und Paraguay gerade Schulferien und natürlich möchten alle nach Ciudad del Este fahren, um zu shoppen. Diese extrem chaotische Grenzstadt, welche auch den Beinamen Schmuggelstadt Paraguays trägt, befindet sich in einer Freihandelszone und so profitieren die von hohen Einfuhrzöllen geplagten Nachbarländern vor allem von den relativ günstigen Elektronik-Artikeln, welche es dort zu kaufen gibt.

Bereits morgens um 08.00 Uhr bildet sich eine kilometerlange Warteschlange vor der Grenzstation und wir staunen nicht schlecht, wie viele Menschen um diese Uhrzeit bereits wieder auf der Rückfahrt nach Brasilien sind, ihre Pick-Ups voll beladen mit Fernsehern und Kühlschänken.

Die grösste Schwierigkeit bei dieser Grenze (Brasilianische Seite) besteht eigentlich darin, irgendwo einen Parkplatz zu finden, denn es gibt schlicht und einfach keinen Platz dafür. Zum Glück können wir uns noch in eine winzig kleine Parklücke quetschen, welche wahrscheinlich eher für einen Fiat Panda gedacht gewesen wäre, aber der Duro kann sich ab und zu auch richtig gut klein machen. Zu dem chaotischen Grenzübergang kommt noch hinzu, dass der brasilianische Zollbeamte in üppiger Plauderlaune ist und uns einfach nicht gehen lassen will. Er will alles über den Duro wissen, selbst als wir bereits auf die Freundschaftsbrücke zufahren, wo der Rio Paraná die beiden Länder Brasilien und Paraguay trennt, rennt er uns noch hinterher und fragt uns über das Getriebe aus. Wir winken ihm zu und geben Gas, sonst kommen wir hier nicht mehr weg.

Auf der Paraguay Seite sieht alles schon ein bisschen entspannter aus - na ja, wenn auch nur auf den ersten Blick. Das gute hier, es gibt immerhin Parkplätze. Wir sind gerade dabei im Zollhäuschen die Fahrzeugpapiere zu erledigen als wir auf einmal einen Schrei hören, gefolgt von lautem Gehupe. Als wir rausgehen um nachzuschauen, trauen wir unseren Augen nicht. Direkt hinter unserem Auto findet gerade eine Massenschlägerei statt. Militaristen, Polizisten und Zivilisten liefern sich da eine Show vom Feinsten. Irgendwie habe ich das Gefühl, das dies ein „Jekami“ (jeder kann mitmachen) ist. Als wir nachfragen was denn da los wäre, sagt man uns nur, dass man mal wieder einen Schmuggel aufgedeckt hätte. Das würde hier ab und zu vorkommen.

Uns hält nichts mehr in diesem Moloch und so fahren wir gleich ein Stückchen nordwärts, wo wir auf einer geführten Bus-Tour das zweitgrösste Wasserkraftwerk der Welt besuchen, den Staudamm Itaipú Binacional.

Besichtigung von Itaipú, dem zweitgrössten Staudamm der Welt

Der 1995 fertig gestellte Staudamm war ein Gemeinschaftswerkt zwischen Brasilien und Paraguay. Dieser staut den Rio Paraná, welcher mit 8'450 Kubikmeter pro Sekunde etwa dreimal soviel Wasser führt wie der Rhein. Der Staudamm verfügt über eine Höhe von 196 Metern und ist knapp 8 Kilometer lang (davon ca. 2000 Meter betoniert). Was nebst diesen Zahlen ebenso beeindruckt ist die Tatsache, dass die 20 verwendeten Riesengeneratoren gleich viel Strom erzeugen können, wie 12 Atomkraftwerke zusammen.

Im Reserva Natural Tatí Yupí

Ebenfalls am Rio Paraná gelegen, befindet sich das Reserva Natural Tatí Yupí, eine absolute Wohlfühloase für Naturfreunde. Um hier campen zu dürfen muss man sich zuerst ein Permit besorgen und dann steht dem Geniessen nichts mehr im Wege. Am Abend erhalten wir Besuch von herzigen Nasenbären und "gehaubten Kapuzineraffen". Leider erhält man das Permit nur für 2 Übernachtungen, sonst wären wir hier definitiv ein bisschen länger geblieben.

Von gierigen Polizisten und chaotischem Strassenverkehr

Für uns geht es nun auf der langen Geraden westwärts nach Coronol Oviedo, wo wir einen Freund besuchen möchten. Und auf dieser Strecke haben wir doch nach mittlerweile fast 3 Jahren "on the road" tatsächlich die erste Polizeikontrolle, wo man uns eines nicht begangenen Verkehrsdeliktes beschuldigen möchte. Aber da sind sie bei uns definitiv an der falschen Adresse, was der Polizist dann auch ziemlich schnell gemerkt hat. Am Schluss fleht er uns dann fast noch an, ihm wenigstens eine Zigarette zu geben. Sorry, nicht mal damit können wir dienen - denn wir sind beide Nichtraucher :-).

Auch müssen wir uns in Paraguay erst mal wieder an die teils sehr chaotischen Verkehrsbedingungen gewöhnen, vor allem wenn man zuvor gerade im ziemlich gesitteten Strassenverkehr Brasiliens unterwegs war. In Paraguay besuchen die wenigsten Leute eine Fahrschule, hier kauft man sich seine Lizenz, sei es für PKW oder auch LKW. Zudem kann man sich für fast kein Geld ein Moped leasen was dazu führt, dass die Anzahl der Verkehrsteilnehmer extrem gestiegen und dadurch der Verkehr noch unübersichtlicher geworden ist.

Zu Besuch bei 2CV-Tours in Coronel Oviedo

Na ja, wir schaffen es zum Glück schadenfrei nach Coronel Oviedo und freuen uns sehr, unseren Freund Walter zu besuchen. Walter haben wir vor 11 Jahren in Bolivien kennengelernt, als er gerade eine Landy-Tour durch Brasilien/Bolivien und Paraguay führte. Wie es der Zufall so wollte, waren wir damals dabei, die gleiche Strecke zu fahren und so haben wir uns zusammengetan und gemeinsam die legendäre "Che Guevara Route" unter die Räder genommen. Heute sitzen wir gemütlich in seinem "Quincho" und quasseln über die guten alten Zeiten. Walter ist vor über 30 Jahren von Deutschland nach Paraguay ausgewandert und kann uns sehr viel Wissenswertes über seine Heimat erzählen. Zudem bekommen wir hier auch zum ersten Mal seine legendäre 4x4 Ente zu Gesicht, welche schon für manch spannende Story auf diesem Kontinenten gesorgt hat (www.2cv-tours.de).

Eine Overlanderoase in Altos, das "Hasta la Pasta"

Am nächsten Tag heisst es dann leider schon wieder Abschied nehmen und wir fahren weiter ins wohl berühmteste Overlandercamp des Landes, ins "Hasta la Pasta". In der Nähe der Hauptstadt Asunción gelegen, haben sich hier Marion und René ein kleines Paradies geschaffen. Nebst dem, dass man von den Beiden sehr herzlich empfangen wird, ist es auch ein Platz, wo man sich auf Anhieb pudelwohl fühlt. So manch ein Reisender ist hier länger geblieben als ursprünglich geplant, so auch wir. Jeweils am Samstag findet im Nachbarort San Bernardino ein Bauernmarkt statt, wo man sich mit Schweizer und Deutschen Leckereien eindecken kann. So wird unser Kühlschrank mal wieder richtig mit "räsem Käse" und geräuchten Wurstwaren gefüllt. Komischerweise habe ich noch Wochen später das Gefühl, dass es aus jedem Schrank in unserem Fahrzeug nach geräuchtem Fleisch "stinkt", sorry - duftet.

Wir geniessen unseren Aufenthalt in vollen Zügen, lassen uns von Marions sensationeller Küche verwöhnen, schauen René bei seiner täglichen Nudelproduktion zu und verbringen gemütliche Abende am Lagerfeuer mit unseren Reisefreunden Sonja und Benno, welche ebenfalls hier eingetroffen sind. Aber nach 9 Tagen heisst es dann doch endlich aufbrechen, schliesslich haben wir einen wichtigen Termin in Patagonien, d.h. etwa 3'000km südwärts von hier.

Eine Landeshauptstadt mehr auf dem Radar, Asunción

Aber ein paar Sachen haben wir in Paraguay doch noch auf unserer Reiseliste und so machen wir uns auf in die Hauptstadt des Landes, nach Asunción. Wir haben uns mal vorgenommen, die Landeshauptstadt eines jeden besuchten Landes anzuschauen und bis auf wenige Ausnahmen haben wir dies auch immer gemacht. Gewisse Städte sind dabei schöner, andere weniger. Über viel Flair verfügt jetzt Asunción nicht gerade, aber wir haben bei weitem schon schlimmere Städte gesehen. Was uns aber generell auffällt ist, dass man in Paraguay extrem schnell mit Menschen in Kontakt kommt. So sitzen wir gerade gemütlich beim Mittagessen als eine Frau freudig auf uns zukommt, Küsschen hier und Küsschen dort und wir müssen uns zuerst mal kurz orientieren, wer das denn überhaupt ist. Ah ja, jetzt klingelt es, wir haben die aus El Salvador (Zentralamerika) stammende Frau letzte Woche auf dem Markt in San Bernardino kennengelernt und ein paar Worte gewechselt und jetzt sieht man sich in dieser Grossstadt wieder, was für ein Zufall.

Parque Nacional Ybycui, Badespass und Kultur

Nach ein paar Tagen Stadtleben zieht es uns aber wieder raus in die Natur und so fahren wir weiter südwärts zum Nationalpark Ybycui. Die Hauptattraktion dieses Parks besticht vor allem durch seine unzähligen Wasserfälle in tropischer Umgebung, wo man herrlich in den Becken baden und sich von den schweisstreibenden Temperaturen erfrischen kann. Obwohl wir jetzt im Winter unterwegs sind, steigt das Thermometer teilweise bis auf 35 Grad an, was aber je nach Windlage wieder schnell wechseln kann. So ist es nicht unüblich, dass man heute noch draussen am Baden ist und am nächsten Tag schon wieder die Wintersachen hervor nehmen muss. So schnell kann das hier gehen.

Ebenfalls befindet sich im Park das erste Eisengusswerk Paraguays, genannt die "La Rosada". In Betrieb von 1850 bis 1869 wurde dieses Gusswerk nebst dem Bau von Schiffen und Maschinen in erster Linie für Kriegsmaterial genutzt. Um die Kriegsproduktion zu stoppen, wurde dieser strategisch wichtige Ort im Triple Allianz Krieg (1864 bis 1870) von den Uruguayischen und Brasilianischen Truppen jedoch zerstört.

Ein Teil dieses Eisengusswerkes ist jedoch wieder rekonstruiert worden und steht nun den Besuchern als Museum zur Verfügung.

Rundgang durch die Jesuiten-Mission von Trinidad

Als letzten Punkt steuern wir in Paraguay die im 17. Jahrhundert gegründete Jesuiten-Mission von Trinidad an. Wie bei all diesen Jesuiten-Reduktionen bestand der Hauptgrund darin, die indigene Bevölkerung (in Paraguay die Guaraní-Indianer) zum christlichen Glauben zu bewegen. Im Gegenzug bot man ihnen dafür Schutz vor Sklavenhändlern an. Als die Jesuiten von den Spaniern 1767 vertrieben und viele der Guaranís doch zur Sklavenarbeit gezwungen wurden, begann der Verfall dieser Mission.

Obwohl wir uns schon einige Missionen angeschaut haben, hat uns Trinidad ausgesprochen gut gefallen. Wir spazieren stundenlang durch die alten Gemäuer und nehmen am Abend noch an einer Licht und Sound Show teil, welche alles noch ein bisschen eindrücklicher auf uns wirken lässt.

In Encarnación, der Grenzstadt zum argentinischen Posadas, füllen wir nochmals unsere Vorräte richtig auf bevor wir uns auf den langen Weg Richtung Süden (Patagonien) begeben.

Eindruck über Paraguay

3 Wochen haben wir uns in dem immer noch recht unbekannten Land im Herzen Südamerikas aufgehalten. Genug Zeit, um einen ersten Eindruck vom Land zu bekommen aber doch zuwenig, um wirklich in die kulturelle Geschichte des Landes einzutauchen, was sicherlich auch den vielen europäischen Einwanderer zuzuschreiben ist. So war die Versuchung einfach zu gross, der Schweizer Käserei zu widerstehen oder beim deutschen Bäcker vorbeizuschauen, welcher Laugenstangen und dunkles Brot verkaufte. Aber wir sind mit Sicherheit nicht das letzte Mal in Südamerika :-).

Wieviel hat uns Paraguay gekostet?

Erfahre hier mehr über unsere Ausgaben in Paraguay in unserer Rubrik Reisekosten.