nichtswieweg... vier Abenteurer unterwegs

Cartagena - Gibraltar
Blog vom 20.12.2014, Gibraltar
Reise-Highlights: Cartagena, Almerimar, Gibraltar

Cartagena

Seit wir in Griechenland die Leinen losgemacht haben, richten sich unsere Reisetage nach den Elementen. Wind und Wetter bestimmen nicht nur unsere Reiserichtung. Sie veranlassen uns auch ab und an dazu, etwas länger an einem Ort zu bleiben. Und wenn‘s dann so ein Ort wie Cartagena ist, dann „entschleunigen“ wir hier nur allzu gern.

Es gibt viel zu erkunden und sogar richtige adventliche Stimmung droht auszubrechen. Wir kosten leckere Tapas und schlürfen Wein unter mit Lichterketten erleuchteten Gassen. Die Leute sind entspannt. Uns gefällt hier besonders, dass sich das Leben (auch im Winter) abends auf den Strassen abspielt. Jeder nimmt sich Zeit, durch die Gassen zu schlendern, mit Bekannten ein Schwätzchen zu halten und bei ein paar leckeren Tapas den Abend ausklingen zu lassen. Eltern brauchen sich nicht um einen Babysitter zu bemühen, der die Kleinsten zu Hause hütet. Diese kommen einfach mit und dösen im Kinderwagen inmitten der Menschenmenge.

Cartagena ist ein strategisch wichtiger Hafen Spaniens und grosse Kriegsschiffe liegen hier am Pier. Eines davon kann man heute besichtigen, denn einmal im Jahr öffnet die spanische Marine ihre Tore und führt den interessierten Zivilisten die eindrucksvollen Geschütze vor, mit denen sie jeglicher Bedrohung (Im Moment steht natürlich Piraterie im Golf von Aden auf der Prioliste ganz oben) die Stirn bieten.

Nach einigen entspannten Tagen und einer halbwegs auskurierten Erkältung des Captains, geht es weiter in Richtung Gibraltar. Das Warten hat sich gelohnt, denn Charon fliegt über die Wellen. Wir sind schnell unterwegs und die bitterkalte Nachtfahrt endet morgens um Fünf vor der Hafeneinfahrt in Almerimar. Von weitem erkennen wir zwei baggernde Schiffe, die versuchen der versandeten Hafeneinfahrt etwas mehr Wassertiefe zu verpassen. Da wir sowieso hundemüde sind, fällt der Anker neben der Hafenmole und wir verschwinden für ein paar Stündchen in der Koje. Besser den Untiefen morgen bei Tageslicht ausweichen, denken wir uns.

Almerimar

In Almerimar gibt’s dann noch mal einen Zwischenstopp, bevor das Tor zum Atlantik auf uns wartet. Hier können wir ein paar wichtige Arbeiten erledigen, wieder etwas Energie tanken und in weihnachtlicher Stimmung beim Guetzli Backen und Racelette Plausch auf den Ostwind warten. Bei einem Ausflug in die nahegelegene Stadt El Ejido schockiert uns die umliegende Landschaft. Das gesamte Land liegt unter einer einzigen Plastiktüte. Hier wird ein Grossteil der Früchte und Gemüse, die in Europa verzehrt werden, angebaut. Ein trauriges, verschandeltes Bild und die Gewissheit, dass keines der Produkte jemals einen Sonnenstrahl gesehen hat. Aber wir brauchen ja auch unbedingt Erdbeeren im Dezember…

Unterwegs nach Gibraltar

Auf Ostwind zu warten kann einen hier kurz vor Gibraltar leicht Wurzeln schlagen lassen. Wir begnügen uns darum nach ein paar Tagen mit immerhin nur 5 Knoten Gegenwind. Das wird eine lange Fahrt unter Motor, ahnen wir bereits. Und das mit den 5 Knoten Gegenwind möchte ich auch noch reklamieren! Das waren keine 5, sondern 25…

Na ja. Bis morgens um Vier Uhr läuft die Fahrt wie angenommen. Wir motorsegeln durch die dunkle Nacht gegen leichten Wind. Die Wachen sind spannend, denn hier unten nimmt der Schiffsverkehr ganz andere Dimensionen an. Als während der Fahrt plötzlich der Autopilot aussetzt und NO GPS anzeigt, hat der Captain eine ganz ausgereifte Erklärung: Wir befinden uns hier auf U-Boot Testgebiet. Da muss gerade eines unter uns durchgefahren sein und hat wohl unser Signal gestört… Wie auch immer, klingt für mich spektakulär und darum überzeugend. Es war ganz sicher ein U-Boot und kein Anzeichen für ein kommendes Autopilot-Problem…

Es ist Schichtwechsel und damit dreht auch der Wind kräftig auf. Wir haben bis jetzt überraschend gut Strecke gemacht und der zu erreichende Leuchtturm blinkt schon seit einer Weile in der Ferne. Es liegen noch 20 Meilen bis nach Gibraltar vor uns… dass wir dafür nun noch 13 Stunden brauchen werden, hätte keiner von uns gedacht.

Mit 25 Knoten drückt uns der Wind nun auf die Nase und wir versuchen kreuzend voranzukommen. Mit den verlorenen Stunden steht auch der Tidenstrom gegen uns und wir kommen nur schwer und langsam dagegen an. Als wir um vier Uhr nachmittags dann endlich Europa Point umrunden und in die Bucht von Gibraltar steuern, fliegen wir nur so durch die Wellen. Wir sind froh, endlich im Hafen einzulaufen. Das Mittelmeer kann wirklich unbarmherzig sein, aber wir haben es geschafft. Wir freuen uns riesig über den erreichten Meilenstein!

Gibraltar

Jetzt bleibt etwas Zeit, Gibraltar zu erkunden. Hier gibt es viel zu sehen, vom Gibraltar Rock gucken wir rüber nach Afrika und machen Fotos von den hier ansässigen Affen. Es ist ein ulkiger Ort. Britisch, spanisch, afrikanisch. Hier kommt alles zusammen.

Wir wollen aber nur kurz hier bleiben, denn die Winde stehen günstig, um durch die Meeresenge zu kommen. So wird alles vorbereitet für den langen Schlag nach Marokko. Morgen soll’s weitergehen. Nur noch kurz zur Tankstelle (Hier ist der Diesel schliesslich zollfrei und darum besonders günstig) und dann sind wir bereit um morgen in aller Frühe loszusegeln.

Aber nein, erstes kommt es anders, und zweitens als man denkt. Der Captain will gerade den Motor starten, aber es macht nur „Klick“… der Starter geht nicht mehr… Während ich hier schreibe, versucht der Arme das Ding irgendwie zum Laufen zu bringen. Drückt uns die Daumen, es bleibt wie immer spannend…