Highlights: Tsumeb, Grootfontein, Tsumkwe, Kaudom NP, Okavango River, Rundu, Oshakati, Ruacana, Epupa Falls, Van Zyl's Pass, Marienfluss, Kaokoveld, Purros, Sesfontein, Kamanjab (Oppi Koppi)
Hinter uns liegt eine Woche Etosha und damit die fantastische Tierwelt Namibias. Was vor uns liegt, wissen wir noch nicht so genau und so machen uns mal auf den Weg nach Tsumeb, was aber nach einem Tag und der wohl übelsten Pizza, die wir je gegessen haben, lieber nach Grootfontein.
Hier auf dem Maori Camp lernen wir Conni und Peter kennen, die vor vielen Jahren aus Deutschland nach Namibia auswanderten und neben dem lauschigen Camp noch allerhand gute Projekte hier im Norden Namibias aufgebaut haben. Unter anderem zum Beispiel auch mehrere Schulen und Kindergärten, von denen sich einer gleich auf dem Camp befindet. Ganz klar also, wir besuchen die kleinen Racker und bringen ein paar Luftballons und Stifte mit, die die Kleinen mit Freude und einem riesen Radau gerne annehmen. In der Zwischenzeit sind die beiden Kiwis Tobi und Nora auch bei uns eingetrudelt. Wir haben nämlich beschlossen, zusammen in den Kaudum NP zu fahren. Aber erst stellt Nora noch ihre ägyptischen Wurzeln unter Beweis und zaubert uns ein „Middle Eastern Feast“ auf den Tisch, wie wir das noch nie gesehen haben. Dieser Abend ist dann auch der Anfang unserer kulinarischen Reise, denn auch in den nächsten Tagen wird neben der Pirsch gekocht wie im 5 Sterne Camp.
Alle Tanks gefüllt geht’s dann los nach Tsmukwe, einem kleinen Aussenposten der hier lebenden San - oder auch Buschmännern genannt. Glück gehabt, hier in Tsumkwe gibt’s noch mal Diesel bevor sich Nesito und das Gundmobile für eine Woche durch den tiefen Sand wühlen.
Im Kaudom fühlen wir uns dann, als wären wir in einem Afrika von vor 2000 Jahren angekommen. Wunderschöne, weite Savannen und Buschlandschaften, keine Zäune weit und breit. Auf den beiden Camps warnt eine Tafel vor nächtlichen Katzen- oder Elefantenbesuchen. Da überlegt man sich’s schon zweimal, ob man nachts wirklich noch mal raus zum Pinkeln muss. Die Woche verfliegt und wir machen immer mal wieder Bekanntschaft mit Elefanten, Giraffen und anderem Wild. Eine Elefantenfamilie reagiert dann aber ziemlich aggressiv auf unseren Besuch, auch alle anderen Tiere machen sich sofort aus dem Staub, als wir uns nähern. Sogar der Loewe macht bei unserer Ankunft die Fliege und wir können nur noch sein Hinterteil im Dickicht erhaschen. Auf dem Camp hängt dann des Rätsels Lösung in Form von Farbfotos an der Wand. Vor ein paar Jahren war dieses Gebiert noch eine Jagdfarm. Elefanten vergessen niemals, heisst es. Kein Wunder also, mussten wir uns so schnell vor denen aus dem Staub machen…
Wir wühlen uns durch immer tieferen Sand, die Motoren heulen laut. Durchs Funk meldet dann endlich ein erlösendes "Jippeeee", dass wir wieder Asphalt unter den Rädern haben. Kaudom war ein tolles Erlebnis. Bevor sich unsere Wege trennen, beschliessen wir, die letzte Nacht im Viererpack stilgerecht ausklingen zu lassen und quartieren und auf einer schönen Lodge am Okavango ein. Auf der Aussichtsplattform über dem mächtigen Fluss klopfen wir uns den letzten Staub und Sand aus den Kleidern und geniessen das wohlverdiente Windhoek Lager. Nachts grunzen die Hippos ganz in der Nähe. Tobi und Nora verabschieden sich und machen sich auf den Weg nach Botswana. Schön war’s mit euch, wir treffen uns hoffentlich bald wieder!
Auf uns warten erst einmal ein paar Tage "schwarzes Afrika". Hier oben, nahe der angolanischen Grenze lebt der Grösste Teil der namibischen Bevölkerung auf kleinem Raum. Das Leben spielt sich entlang der Strasse ab. Die Menschen hausen in winzigen Lehm- und Wellblechhütten, das einzige betonierte Haus ist die Bar und die Polizeistation. Hier scheinen die Leute noch nicht an "Weisse" gewöhnt zu sein und so wecken wir immer wieder die Aufmerksamkeit der Einheimischen. Eigentlich möchten wir hier einen Schweizer besuchen, der in Oshakati an einem interessanten Hilfsprojekt arbeitet. Wie es der Teufel will, stürzt unser Laptop ein paar Tage zuvor ab und damit haben wir nun weder Adresse noch Telefon-Nr. unseres Kontakts.
Das Übernachten ist hier für uns nicht ganz einfach und so landen wir schliesslich in einer christlichen Mission mit einem Herz für Camper. Die Leute in der Umgebung gehen uns aber ziemlich schnell auf die Nerven. "You, give me pen, give me this, give me that…" scheint der einzige englische Satz zu sein, den die Leute in der Schule hier lernen. Ob kleines Kind oder Grossvater, alle betteln sie und das ziemlich aggressiv. Nichtswieweg… hier, lautet mal wieder die Devise und wir brechen auf durchs Niemandsland nach Ruacana.
Die Einöde wird plötzlich von einer Gebirgskette unterbrochen, die Strasse fällt ab und führt uns in ein kleines Tal, am grossen Wasserkraftwerk vorbei zu den Hippo Pools. Hier auf der Community Campsite erwartet und schon eine Demba (einer der ältesten hier lebenden Volksstämme), die uns ein schönes Plätzchen am Fluss zuweist. Die Hippos sind leider seit Kurzem aus den Hippo Pools verschwunden, oder wie uns die Demba erklärt, sind sie von den hier ansässigen Fischern erlegt worden. Stattdessen hören wir Schauergeschichten über die hier lebenden Krokodile und von ein paar Zwischenfällen mit unvorsichtigen Touristen.
Nachmittags besucht uns der Zöllner der angolanischen Grenze. Wir wundern uns, was er hier macht. "Ich fahr hier einfach sein bisschen rum, so geht die Arbeitszeit schneller vorbei." Naja, so nen Job hätte ich auch gern, denken wir uns…
Am nächsten Morgen besucht uns die Demba noch einmal und wir erfahren viel Interessantes über ihren Stamm und freuen uns, dass sie ihren Stolz und den Mut zum traditionellen Leben noch hat bewahren können.
Entlang dem Kunene rumpeln wir über ausgewaschene Pisten nach Westen. Unterwegs treffen wir immer wieder auf Himba-Familien. Die kleinen Himba-Mädchen mit ihren Zöpfen, die wie Kuhhörner aussehen, rennen uns lachend und singend hinterher. Es ist ein fröhliches Volk, das hier inmitten unberührter Natur lebt. Die Welt scheint hier noch in Ordnung zu sein. Nach einer langen Fahrt durch trockenen Busch erreichen wir die kleine, grüne Oase Epupa. Hier, wo das Wasser des Kunene tief nach unten stürzt, und am Ufer riesengrosse Palmen stehen, finden wir ein kleines Paradies. Auf dem Camp lässt es sich gut einige Tage aushalten. Wir sind nicht die einzigen, die sich an diesem Ort wohl fühlen. So muss man sich nach den vergangenen Tagen, an denen unsere Hautfarbe noch eine Attraktion war, direkt an den Tourismusrummel gewöhnen. Trotzdem, Epupa mit den eindrücklichen Wasserfällen ist ein toller Ort zum Verweilen und wir verbringen ruhige Tage in netter Gesellschaft.
Die Himbas sind hier schon sehr kommerzialisiert und wir möchten dieses geheimnisvolle Volk noch in seiner ursprünglichen Form sehen. So machen wir uns auf den Weg zum Marienfluss, ins tiefe Kaokoland. Allerhand Schauermärchen werden über den Weg dorthin erzählt. Der Van Zyls Pass soll extrem schwierig und steil sein. Absturzgefahr und noch viel mehr. In Epupa bekommen wir eine Kiste mit Lebensmitteln, die wir auf der anderen Seite des Passes im Camp abliefern sollen.
Die Strecke zum Pass ist rumpelig und schlecht, aber wir kommen gut voran. Es ist schon spät und die Strasse scheint immer steiler zu werden. So suchen wir uns einen Platz zum Übernachten auf dem Pass. Unterwegs haben wir einige Himba-Familien gekreuzt und rechnen daher schon mit einem abendlichen Besuch. Nach einer halben Stunde steht dann das ganze Dorf vor uns und begrüsst uns freundlich. Hier leben die Himbas und Hereros friedlich zusammen. Die Verständigung ist nicht ganz einfach, doch einer der Himba-Männer kennt ein paar englische Worte. Sie bleiben lange bei uns, lachen, tratschen. Wir verstehen nur Bahnhof. Als es eindunkelt, verabschieden sie sich und freuen sich sichtlich über einen Sack Maismehl und Reis als Geschenk.
Als wir im Bett liegen, hören wir Trommeln und Gesang vom Dorf. Es muss ein grosses Fest gewesen sein. Im Morgengrauen treiben die ersten Männer ihre Rinder an uns vorbei und bedanken sich für das Milipap (Maismehl). Als wir ihnen die gestern gemachten Fotos ausgedruckt mitgeben, sind sie ganz aus dem Häuschen.
Als die Sonne aufgeht ist Nesito schon in Hochform und kriecht über den Pass. Mit den paar steilen Stellen werden wir problemlos fertig und vor uns öffnet sich das schöne Tal des Marienflusses.
Wieder sind wir in afrikanischer Urlandschaft gelandet, wo kaum menschlicher Einfluss zu sehen ist. Auf dem Camp am Kunene freut man sich über das lang erwartete Paket. Kein Wunder, denn in diesen Teil des Kaokolandes verschlägt es kaum jemanden. Über einsame Pisten und durch Flussbeete geht es nach Süden. Leider wollen sich die seltenen, hier lebenden Wüstenelefanten nicht blicken lassen. In Purros angekommen, ist das Gröbste geschafft.
Hier weist uns Edison ein schönes Plätzchen zum Übernachten zu. Da Edison ein Himba ist und gut Englisch spricht, fragen wir ihn, ob er uns zu einer Himba-Familie begleiten könne.
Am nächsten Tag fahren wir mit ihm zu seiner Familie und dürfen das Dorf besichtigen. Seine Tanten und Cousinen zeigen uns ihre Behausung, erklären Riten, Sitten und Bräuche. Es ist ein unglaubliches Volk. Die Männer haben leider sehr oft schon ihre traditionelle Kleidung abgelegt und führen ein Leben zwischen zwei Welten, mit dem Handy im Lehmhüttchen sitzend. Die Frauen hingegen haben sich ihr traditionelles Aussehen und ihre Lebensweise bewahrt.
Eine Himba-Frau darf sich von ihrem 10. Lebensjahr an nie mehr waschen. Zur Hygiene räuchern sie ihren Körper mit wohlriechenden Hölzern aus und reiben sich zweimal täglich mit einer Mischung aus Ocker, Butterfett und einem Harz eines Strauches ein. Die aufwändigen Schmuckstücke haben alle seine Bedeutung und zeigen unter anderem den Status der Frau an.
Wir dürfen hier im Himba-Dorf Fotos machen und schenken jedem Bewohner einen Abzug seines Fotos. Wir verlassen Purros und damit die unberührte Gegend des Kaokolandes.
In Sesfontein holt uns die übliche Bettelei wieder ein, was uns schnell vorantreibt. In Kamanjab schliesst sich unsere Rundfahrt durch den Norden Namibias und wir treffen wieder „alte“ Freunde. Michel und Roos, die beiden Belgier sind noch da. Auch Wim, Vital und Marianne, die das Camp Oppi Koppi leiten, begrüssen uns herzlich.
Nach ein paar Tagen und viel zu viel Jägermeister treffen Corinne und Adi ein. Die beiden Berner haben wir unterwegs Richtung Epupa kurz getroffen und wir freuen uns sehr, dass sie noch ein paar Tage mit uns auf Oppi Koppi verbringen.
Um weitere Leberschäden zu verhindern, machen wir uns nun wieder auf den Weg nach Grootfontein zu Peter und Conni, die wichtige Post für uns haben: Ein neues Carnet de Passages. Einer Weiterreise steht also nicht mehr im Weg :-)…