Highlights: Shanghai, Canton, Hong Kong
Nach einer langen Nacht im Zug kommen wir morgens in der Mega Metropole Shanghai an. Es regnet und dicker Nebel taucht die Stadt in ein trostloses Grau. Vom Bahnhof aus besteigen wir Shanghais Metro und fahren in den Stadtteil wo unser Hotel liegt. Obwohl Shanghai als westlich orientierte Stadt gilt, nehmen es hier die Chinesen mit der ins lateinische Alphabet übersetzten Pinyin Schrift nicht sehr genau. Es ist gar nicht so leicht einen Strassennamen ausfindig zu machen. So irren wir mit unseren vollbeladenen Rucksäcken erst einmal in allen Himmelsrichtungen umher, bis wir endlich auf eine versteckte Tafel mit dem Hotelschriftzug stossen.
Wir beziehen unser Zimmer und besichtigen in den nächsten Tagen die Stadt. Mittlerweile haben wir uns an chinesische Städte gewöhnt, denken wir – doch weit gefehlt. Menschen, so weit das Auge reicht. Die Fussgängerstreifen sind so breit wie bei uns vierspurige Autobahnen, um die ganze Masse an Menschen aufnehmen zu können. Überall wird gedrängelt und das typische chinesische Egoisten-Verhalten geht uns schon nach kurzer Zeit auf den Wecker. Shanghai ist die grösste Stadt Chinas, mit mehr als 18 Millionen Einwohnern zählt sie auch zu den stärksten umweltgeschädigten Städten weltweit! Die Bevölkerungsdichte beträgt 16.958 Einwohner pro Quadratkilometer.
Unsere geplante Sightseeing Tour fällt wortwörtlich ins Wasser, denn über sechs Tage regnet es bereits ohne Unterbruch. Wir vertreiben die Zeit mit Shopping, Metrofahrten und spazieren dem – ebenfalls verschmutzen - Jangtse entlang. Es ist Regenzeit und wir beschliessen, ein wenig in unserem Hotel auszuspannen und uns «trockeneren» Dingen zu widmen. Doch nach einer Woche Herumsitzen entschliessen wir uns dann, unverrichteter Dinge zurück nach Hong Kong zu fahren. Anderthalb Monate China sind genug, neue Informationen werden nur noch schwerfällig aufgenommen. China gehört zweifelsfrei zu den interessantesten Ländern die wir je bereist haben. Doch die beinahe hoffnungslose Überbevölkerung Chinas drückt uns aufs Gemüt und wir sehnen uns nach Freiheit und Natur.
In unserem Hostel buchen wir die Tickets für die Reise nach Hong Kong. Die Fahrt dauert 28 Stunden. Was in Europa eine Weltreise ist, ist hier nur ein Klacks. Eine gewöhnliche Fahrt von A nach B. Die Zeit im Zug verbringen wir wieder umgeben von verschiedensten penetranten Düften, deren Herkunft uns lieber unbekannt geblieben wäre und quengelnden kleinen Kindern, die wie kleine Prinzen erzogen werden. Das Resultat der Einkindpolitik Chinas.
Die Zugfahrt gestaltet sich eintönig. Seit Stunden sehen wir nichts anderes als Städte. Ein Plattenbau reiht sich an den nächsten. Wie die Orte alle heissen wissen wir nicht... mal abgesehen, dass man gar nicht erkennt wo ein Ort anfängt und wo er aufhört. Grün haben wir schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen. Ab und zu taucht ein Flecken Land auf, aber nur so kurz, dass man das gar nicht wahrnimmt. Flüsse, Bäche und kleinere Seen verkommen zu dunkelgrau-schwarzen Schlackansammlungen – Millionen Haushalte hinterlassen halt ihre Spuren.
Es ist Nachmittag und wir kommen in Canton an. Dort passieren wir die Immigration und befinden uns wieder im Verwaltungsgebiet Hong Kong. Der Schnellzug nach Hong Kong benötigt für die Fahrt nur zwei Stunden. Sobald wir die chinesische Grenze passieren, wird es auch schon ein wenig grüner. Hong Kong, noch vor anderthalb Monaten befanden wir uns hier in einem Kulturschock, nun, sechs Wochen später fühlen wir uns sichtlich entspannter, wieder in eine uns bekanntere Welt einzudringen. Die modernen Hochhäuser, die englische Beschriftung, die kultivierten Menschen. Die Kolonialzeit hat hier eindeutig westliche Spuren hinterlassen.
In Hong Kong machen wir uns auf die Suche nach unserem Hostel. Diesmal verzichten wir auf das touristische Tsim Sha Tsui Viertel und bringen uns im 6. Stock einer Mansion in Mong Kok unter. Als wir das Zimmer beziehen, kommen wir doch ins grübeln... gerade mal 3 m2 sind für die nächsten Tage unser Lebensraum. Keine Fenster, keine Bilder, kein WC, kein Tisch... nur ein Bett, sonst nichts. Unsere Rucksäcke verstauen wir unter dem Bett, denn sonst könnten wir uns gar nicht durchs Zimmer bewegen. Die hohen Quadratmeterpreise Hong Kongs lassen den Menschen keinen Freiraum zu und so kommt es, dass ganze Familien in Wohnungen leben, die bei uns normalerweise eine Person für sich beanspruchen würde.
Wir bleiben noch ein paar Tage in Hong Kong, besichtigen den Nightmarket, machen noch ein paar Abstecher in unbekannte Viertel und besuchen an unserem letzten Tag nochmals den Peak in Hong Kong Island: Aber diesmal am Abend. Am Peak angekommen, geniessen wir einen fantastischen Ausblick über ganz Hong Kong. Die Skyline leuchtet in allen Farben, auf dem Kanal schippern chinesische Junken und auf modernen Yachten feiert die High Society ihre Parties. Der ganze Himmel ist erhellt von der funkelnden Grossstadt und wir atmen noch ein letztes Mal tief ein, und lassen die Erlebnisse der letzten zwei Monate in diesem geheimnisvollen Land auf uns wirken.
China war zweifelsfrei eines der spannendsten und eindrücklichsten unserer Reiseziele, obwohl China als Reisedestination viel Verständnis und Toleranz und manchmal auch eine gewisse Gleichgültigkeit von seinen Besuchern erfordert, mit der wir uns bis zum Schluss schwer getan haben. Doch das ist schlussendlich auch der Grund, wieso man reist: um neue Länder und ihre Sitten kennen zu lernen, sehen wie Menschen in anderen Kulturen aufwachsen und erzogen werden, erkennen, wo die Schwerpunkte der Menschen in andern Gesellschaftssystemen liegen - und dabei seine eignen Ansichten überdenken um dadurch seine Sichtweiten erweitern zu können.
Wir blicken auf eine spannende und erlebnisreiche Zeit zurück und gleichzeitig freuen wir uns auf unsere nächste Reisedestination: Südostasien, um genau zu sein, Thailand!!!
Shanghai, wo wir uns gleich eine weitere Woche einquartieren. Doch mehr dazu gibt’s im nächsten Reisebericht zu lesen...Unsere Reise geht weiter zur Sichuanischen Provinzhauptstadt Chengdu. Aber bis dahin fehlen noch 1'500 Kilometer. Doch dazu mehr im nächsten Reisebericht...