Highlights: Bangkok, Kanchanaburi, Erawan, Phuket, Ko Yao Noi, Krabi, Singapur
Andrea schreibt:
Nach sechs Wochen China und nun schon 16 monatiger Weltreise treten wir nun die letzte Etappe unserer Reise an. Wir haben uns entschieden, uns Südostasien als würdigen Abschluss vorzunehmen und die Schönheiten dieser Länder noch ein wenig zu entdecken, bevor es zurück in die Schweiz und in die Wirklichkeit geht. Thailand ist unser momentanes Hauptziel und noch ahnen wir nicht, dass uns hier das Schicksal halten wird und unsere Reise doch noch nicht dem Ende entgegen sieht....
In Hong Kong besteigen wir das Flugzeug und finden uns Stunden später in einer völlig neuen Welt wieder. Thailand, eigentlich nur ein Steinwurf vom grossen chinesischen Reich entfernt, wirkt auf uns wie ein anderer Planet.
Schon in der Ankunftshalle des internationalen Flughafens von Bangkok lacht man uns entgegen, die Menschen drängeln nicht, nirgendwo wird geraucht und keine anderen strengen Düfte steigen uns in die Nasen. So viele Europäer wie hier haben wir seit New York nicht mehr gesehen, niemand gafft uns an. Wir wissen noch nicht genau, was wir von all diesen Neuigkeiten halten sollen und sind, wie so oft auf dieser Reise, gespannt und wie auf Nadeln. Die spannendsten Momente unserer Reise waren und sind immer jene, an denen man ein Land verlässt und das nächste Land betritt, wo sich die Eindrücke wie dicke Regentropfen auf Papier festsetzen.
In Bangkok angekommen, fällt uns gleich einmal das Fehlen eines guten öffentlichen Verkehrsnetzes auf und wir steigen widerwillig in ein Taxi, welches uns nach unfreiwilliger Spazierfahrt zum Guesthouse bringt. Wir bringen uns im Asha's Guesthouse unter, einer ruhigen kleinen Oase im Grossstadtdschungel und machen uns mit den ersten kulinarischen Köstlichkeiten Thailands vertraut. In den nächsten Tagen besichtigen wir Bangkok und finden hier alles total relaxt und entspannt. Nach China sind unsere Massstäbe und die Toleranzgrenze für Stress, Lärm und Verschmutzung etwas anders geworden...
Der Königspalast bleibt uns leider vergönnt, welcher wegen der kurz bevorstehenden Geburtstagsfeier von König Bhumibol auf Vordermann gebracht wird. Da unsere Unterkunft in der Nähe des Weekendmarktes liegt, machen wir unsere Brieftaschen unsicher und stürzen uns ins Gewühl. Mit meiner Meinung nach viiiiieeel zu wenigen Errungenschaften (und Martins totaler nervlicher und physischer Erschöpfung) schwöre ich feierlich auf ein Wiedersehen mit diesem Markt, bevor es zurück in die Schweiz gehen soll.
Nach ein paar Tagen Akklimatisierung beschliessen wir, erst einen kleinen Abstecher ins nördliche Kanchanaburi zu machen. In ein paar Tagen wollen wir nämlich einen Städtetrip nach Singapur unternehmen. Der Flug ist gebucht und deshalb bleiben uns nun ein paar Tage Zeit, die ländliche Gegend nördlich von Bangkok zu erkunden.
Reisen in Thailand erfordert nicht viel Grips und ist total unkompliziert und so steigen wir in einen Bus und rattern los in Richtung Kanchanaburi. An unserem Ziel angekommen satteln wir die Rucksäcke und danken unserer Einsehung, den grössten Teil unseres Gepäcks in Bangkok zurück gelassen zu haben.
Kanchanaburri ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Zentralland Thailands und wegen der Schönheit der umliegenden Natur bekannt. Hier steht auch die berühmte "Brücke am Quai", die ab und zu für Touristenandrang sorgt. Wir interessieren uns aber erst mal für eine schöne Unterkunft uns versuchen unser Glück zu Fuss.
Nass geschwitzt und noch immer obdachlos erreichen wir den Mae Klong Fluss, der uns laut Reiseführer an dessen Ufern schöne Bungalowanlagen verspricht. Doch wir sind nicht begeistert und zücken einen der vielen Flyer, die uns ein Schlepper am Bahnhof zugesteckt hat. Mit Hilfe eines Einheimischen, der sich sein schönes Auto mit gelegentlichen Taxifahrten finanziert hat, erreichen wir das Little Creek Resort mitten im Grünen, ausserhalb der Stadt. Erst sind wir etwas muffig, weil auf dem Flyer die Rede von guten Verkehrsverbindungen und Anschluss an die Stadt die Rede war. Ziemlich schnell stellen wir aber fest, dass ein Bungalow am Little Creek genau das ist, was wir gesucht haben - Ein einfaches aber wunderschönes Heim, mitten in der Natur...
Wir nisten uns ein und mieten uns ein Motorrad, um die Gegend zu erkundschaften. Hier in der Nähe soll es einen siebenstöckigen Wasserfall mit einladenden Bademöglichkeiten geben.
Mai pen rai (kein Problem!) meint die Bungalowbesitzerin und erzählt uns, der Erawan Wasserfall sei bloss 12 Kilometer in nördlicher Richtung. Wir steigen guter Dinge auf unseren Flitzer und stellen bei der ersten Reifenpanne nach 25 Kilometern fest, dass man es hier mit den Entfernungsangaben nicht so ernst nehmen sollte. Nach knapp 60km fahren wir dann feierlich (mit neuen Reifen wohlgemerkt) beim Erawan Wasserfall ein. Wir sind sofort begeistert und suchen uns ein einsames Plätzchen um zu baden. Das Wasser ist türkisgrün und herrlich erfrischend. Ueber einen Wanderweg erreichen wir schliesslich auch die siebte und letzte Stufe des Wasserfalls und werden mit wunderschönen Anblicken belohnt. Die Sonne geht schon bald unter und wir müssen uns langsam auf den anstrengenden Rückweg machen. Spät am Abend und mit abgesessenem Hintern trudeln wir wieder im Little Creek ein und lassen den Abend gemütlich ausklingen
Die nächsten Tage verbringen wir in Kanchanaburi und der nahen Umgebung, statten der Brücke am Quai den obligatorischen Besuch ab und machen es uns in den Strassencafes gemütlich. Weil sich unsere Reise ja dem Ende nähert, und wir eine immerwährende Erinnerung an die schöne Zeit unserer Weltreise haben wollen, entschliessen wir uns, einem Tätowierer einen Besuch abzustatten. Nach einigen Stunden überlegen und Mut fassen gilt es dann ernst... autsch das tut ganz schön weh!
Am Abend sind wir dann beide um ein zeitloses Souvenir reicher und richtig happy, aber in erster Linie sind wir froh, dass der Schmerz vorbei ist... Unser Flug nach Singapur steht nun an und so verlassen wir Kanchanaburi wieder und reisen zurück nach Bangkok.
Martin schreibt:
Im Bangkoker Billigflieger Terminal besteigen wir die Maschine von Airasia und zwei Stunden später landen wir in einer der saubersten Städte der Welt. Singapur, eine Multikulti Stadt die zugleich ein Land ist, abgetrennt durch den Johor Kanal vom malaiischen Festland, erwartet uns. Auf dem modernen Flughafen besteigen wir die ebenso moderne Metro und fahren nach Little India, einem Stadtteil wo sich hauptsächlich indische Immigranten niedergelassen haben.
Die Zeit in der U-Bahn nutzen wir, um ein wenig mehr über die Stadtbewohner zu erfahren, denn eine Metrofahrt kann schon viel über die Eigenschaften der Bewohner einer Stadt offenbaren. Wird gedrängelt? Sind die Leute ausgeruht oder zappeln sie andauernd? Wird schon fünf Minuten vor dem Stopp aufgestanden... schauen sich die Menschen in die Augen und beobachten sich gegenseitig oder sitzen sie desinteressiert auf ihren Bänken und versuchen der Welt ihren Rücken zuzukehren?
Uns gegenüber machen es sich ein paar Schulmädchen bequem, alle im Tennie Alter. Kurz darauf packen sie ihre Bücher aus den Schultaschen und fangen konzentriert an zu lesen. Auf ihren dunkelblauen Baumwollpullover ist ein Wappen aufgestickt mit der Aufschrift "Mathematik Club". In der Metro hängen überall Reklameschilder von High-Tec, College Studienangebote, aber auch Entspannungsslogans und Verhaltensparolen der Stadtverwaltung sind in übermässiger Anzahl vorhanden. All diese Dinge geben ein wenig Aufschluss über die angestrebten Ziele der Singapurianer und ihre Besorgnisse.
In Little India steigen wir aus der MTR und checken in unserem Hotel ein. Unser Gepäck lassen wir vorerst einmal liegen und machen uns auf Entdeckungstour. Es ist zwar schon halb eins in der Nacht, aber so wie es aussieht, genau die richtige Zeit um Shoppen zu gehen. Unweit des Hotels entdecken wir einen Konsumtempel nach dem anderen und erfreuen uns an den exotischen Produkten, die da in den Regalen stehen. Unglaublich wie viele Menschen um ein Uhr morgens Möbel kaufen... Hmmm.
Singapur, eine Stadt so sauber wie ein frisch gebohnerter Parkettboden, erinnert ein wenig an die Schweiz. Und doch ist alles anders hier. Die Stadtbewohner entstammen unterschiedlichster ethnischer Gruppen, eine einheitliche Sprache gibt’s nicht. Die Nationalsprache ist Malaiisch, aber zum grössten Teil wird immer noch Mandarin gesprochen, da die Chinesen in der Überzahl sind. Englisch stellt die Verwaltungs- und Handelssprache dar. Beim Zuhören, fällt es schwer irgendeine fixe Zuordnung zu finden, denn anscheinend wechseln die Leute ihre Sprache im Sekundentakt.
Singapurs Sehenswürdigkeiten sind die Moderne einer Grossstadt, die Verschmelzung verschiedener Kulturen, die auf engem Raum friedlich zusammenleben und wirtschaften. Singapurs Regierung bestrebt sich, das Multikulturelle aufrecht zu erhalten, in dem die Stadt Gesetze erlässt, wonach in einem Wohnhaus nur eine bestimmte Anzahl an Chinesen, Malayen oder Inder zugelassen sind. Dadurch wird vermieden, dass sich Viertel (weiter)entwickeln, die sich zu einer grossen Zahl nur aus einer bestimmten Gruppe zusammensetzen. Nichtsdestotrotz gibt es bereits solche Viertel, wie z.B. Little India oder Chinatown.
Wir klappern in den nächsten paar Tagen einige Stadtviertel ab, in Chinatown frischen wir ein paar Erinnerungen an China wieder auf, an der Swiss Road besuchen wir das Schweizer Viertel und eine Schweizer Schule, im Zentrum machen wir Spaziergänge entlang des Singapur Rivers, wo das Parlamentsgebäude steht und sich die Skyline Singapurs empor hebt. Der öffentliche Verkehr ist sehr komfortabel, beinahe ganz Singapur ist mit der U-Bahn erschlossen. Zwischen den Metrostationen gibt es auch zahlreiche Stadtbusse, welche im 10-Minutentakt fahren.
Drei Tage vergehen wie im Flug, sind aber schlussendlich genug und wir kehren abends in unser Hotel zurück, müde von dem Herumrennen in der Grossstadt und suchen im Internet nach ein paar Stellenangeboten in der Schweiz. Nicht mehr lange und unsere Reise wird zu Ende gehen, denn der Heimflug ist bereits gebucht. Das Stellenangebot lässt ein wenig zu Wünschen übrig, aus den Inseraten entpuppen sich viele als Stellvertretungsangeboten. Unter den vielen Inseraten gibt es doch eins, das gar nicht so wirklich in das übliche Angebot hineinpasst. In der Primarlehrer Rubrik steht versteckt in einer Beschreibung: "Englisch- und Deutschlehrer gesucht. Arbeitsort: Ko Samui, Thailand". Andrea erzählt mir kurz davon und wir denken erst einmal, dass diese Stelle bestimmt nicht mehr aktuell ist, denn Arbeitsbeginn ist schon in zwei Wochen. Wir legen das ganze einmal auf Eis, denn schliesslich fliegen wir heute Abend nach Phuket und wir müssen noch ein paar andere Dinge erledigen.
Um 23.00 hebt der Flieger der Tiger Airways vom Flughafen Singapurs ab und eine Stunde danach landen wir im Norden Phukets. Es ist bereits Mitternacht und wir haben immer noch keine Ahnung wohin wir gehen sollen. Die im Reiseführer empfohlenen Hotels sprengen alle unser Budget und wir entschliessen uns, in der Flughalle zu pennen. Naja, dumme Idee, der Flughafen wird geschlossen und wir werden aus der Halle gestossen. Da stehen wir nun mit unseren Rucksäcken. Der Parkplatz sieht noch weniger einladend aus als die verriegelten Türen hinter uns und wir machen uns auf zum Hat Nai Yang Beach. Der soll angeblich nur einen Kilometer entfernt sein. Als wir dann irgendwann schweiss gebadet am Beach ankommen, stellen wir fest, dass der ganze Strand von Einheimischen belagert wird. Na gut, es ist Wochenende, denken wir. Nur zu dumm, dass wir am Flughafen 30'000 Baht abgehoben haben - genau richtig um mit soviel Geld in der Tasche inmitten von Menschengewimmel zu schlafen.
Weiter südlich entdecken wir eine Bar, einschlägig, die einzigen "Kunden" sind irgendwelche Nutten, die auf Kundschaft warten. Aber technisch gesehen, müssen dort wo Prostituierte sind auch irgendwelche Schlafmöglichkeiten sein und wir bekommen eine mit Milben- und anderen Kleintieren verdrecktes Mini-Bambus Häuschen, das gerade mal 2m2 gross ist. Wirkt alles ziemlich faszinierend und wir legen uns hier mal aufs Ohr.
Nachdem wir uns etwa 4 Stunden lang gekratzt und herumgewälzt haben, geht dann Gott sei dank auch irgendeinmal die Sonne auf und wir verlassen im Sekundenbruchteil die idyllische Umgebung und wandern der Strasse entlang, mit der Hoffnung, ein arbeitsamer Taxifahrer ist am Sonntagmorgen um 6. schon auf Kundenfang. Wir haben Glück und zwei Stunden später hocken wir in einem Mini-Van unterwegs zum nordöstlichen Hafen, wo die Boote nach Ko Yao Yai und Ko Yao Noi am Pier anlegen. Ko Yao Noi ist unsere nächste Destination, eine angeblich noch ziemlich unberührte Insel im Ko Pag Nationalpark, genau richtig um ein paar Tage auszuspannen.
Die Überfahrt ist spannend, es wird fast alles auf das kleine Long-Tail Boot gepackt was möglich ist. Lebensmittel, Benzin, Fahr- und Motorräder, das Übliche eben... das Boot ist nach dem Beladen einen halben Meter tiefer im Wasser, so tief, dass wir kurz nach dem Verlassen des Hafens auf einer Sandbank auflaufen. 20 Minuten lang wird im Takt hin und hergewippt, der Fahrer gibt Vollgas hin und zurück und irgendwann löst sich die überfüllte Schüssel und wir tuckern endlich aufs Meer hinaus.
Die Landschaft ist überwältigend, schroffe Felsen stehen inmitten des Meeres, überwachsen von satt-grünen Pflanzen im türkisblauen Wasser. Die Ko Yao Inseln grenzen im Norden an den Phang Nga Marine Nationalpark, wo die berühmte morchelförmige Insel aus dem James Bond Klassiker "Der Mann mit dem goldenen Kolt" steht. In Ko Yao Noi, die kleinere der beiden Ko Yao Inseln, steigen wir mit Einheimischen aus dem Boot und fahren mit einem Soengthaew in den Norden. Die Fahrt geht vorbei an kleinen Siedlungen, durch grünen Dschungel, ab und zu sieht man ein paar Bungalow-Anlagen. Wir kommen im Norden der Insel an, am Sabai Corner, eine Bungalow-Siedlung, deren Adresse wir aus unserem Reiseführer entnommen haben. Die Anlage ist paradiesisch: gepflegte Holzhütten mit grosszügigen Terrassen stehen auf Stelzen an einem Hang, umgeben von grünen Cashew Bäumen, Palmen und Urwaldgewächs mit Blick aufs Meer und den Marine Nationalpark gerichtet. Von Colin, einem Engländer werden wir empfangen und zu unserem Bungalow geführt.
In Ko Yao Noi bleiben wir ein paar Tage, es ist hier wirklich gemütlich, aber viel mehr als Nichtstun kann man hier auch nicht. Man wird hier wortwörtlich zum Ausspannen gezwungen. In kürzester Zeit ist die Insel mit dem Motorrad umrundet, Einkaufsmöglichkeiten beschränken sich auf Chips und Cracker. Es ist Regenzeit auf Ko Yao Noi, jeden Abend pünktlich um 17.00 Uhr kübelt es wie aus Eimern. Die Abkühlung kommt wie gerufen, denn wir liegen den ganzen Tag über wie tote Fliegen in den Hängematten und versuchen, jeder körperlichen Anstrengung aus dem Weg zu gehen. Die Zeit zieht an uns vorbei und wir entschliessen, diesen ruhigen Ort zu verlassen und nach Krabi weiter zu ziehen. Weihnachten möchten wir auf einer einsamen Insel nahe des Tarutao-Nationalparks verbringen, wo es nichts anderes als ein paar Zelte gibt.
Die Fahrt nach Krabi gestaltet sich noch spannender als die Fahrt nach Yao Noi, mit dem Boot fahren wir durch die vielen im Meer stehenden Felsinseln hindurch, es ist wie in einer anderen Welt. Die Inseln sind unbewohnt und wir malen uns aus, wie es wohl wäre, wenn man so eine Insel besitzen würde und ein Haus auf dem Felsen bauen könnte. Umgeben von kristallklarem, türkis-schimmernden Wasser, mit einem Blick auf die fantastische Szenerie der Phuket Bucht.
Wir treffen in Krabi ein, ein Jumping-Off Point für die Weiterfahrt nach Ko Lanta, Ko Pi Pi und weitere Inseln der südlichen Andamanensee. Hier beziehen wir unser Zimmer in einem typischen Thai Hotel und planen unseren nächsten Aufenthalt auf einer der kleinen Inseln, wo wir Weihnachten verbringen möchten.
Doch hier soll sich nun unser Schicksal drehen. Noch ahnen wir nichts davon...