Highlights: Deutschland, Holland, Belgien, Spanien, Küste Westafrikas, Brasilien, Argentinien
Von Andrea:
Wir sind endlich losgefahren und unsere Reise nach Argentinien beginnt. Vor der Tür ist die See, kein Land in Sicht. So haben wir es uns vorgestellt. Gestern genossen wir unseren ersten blutroten Sonnenuntergang im lauen Fahrtwind.
Eigentlich hat unsere Reise ja viel früher begonnen. Mit meiner Familie im Wohnmobil und unseren zwei Landys kehrten wir am 22. Juli der Schweiz den Rücken. Total entkräftet und mit den Nerven am Ende von den anstrengenden Monaten vor unserer Reise, waren wir froh, endlich losfahren zu können.
Uns zog es zuerst ins deutsche Breisgau an den Silbersee. Nach einem Abend in Kerzenschein und den schönen Gitarrenklängen meines Bruders Peter, brachen wir am nächsten Morgen zeitig auf, um die ansehnliche Stadt Münster zu erreichen. Dort sollten wir zum letzten Mal meine Schwester Simone und ihren Freund Roger treffen, die gerade von ihrem Islandtrip heimkehrten. Zum Glück waren die beiden so unermüdlich, dass sie die ganze Nacht durchgefahren sind um uns zu sehen. So trafen wir uns um 7 Uhr morgens, als wir plötzlich etwas unsanft aus dem Schlaf in unserem Dachzelt gerüttelt wurden. Der Abschied von Simone fiel mir schwer, wir hätten noch viel zu besprechen gehabt.
Die vorletzte Station vor unserem Einstieg in die Grande San Paulo war Vlissingen, ein malerisches Städtchen im holländischen Zeeland. Als wir am Abend an der Strandpromenade ein Containerschiff beobachteten, hat uns alle vier das Reisefieber gepackt. Wir wollten nicht mehr warten auf unser grosses Abenteuer. In Vlissingen verabschiedeten wir uns von meinen Eltern und meinen Brüdern. Für mich war es ein sehr schmerzlicher Moment, sie wegfahren zu sehen. Ich bin nicht gut im Verabschieden, das war ich nie…
Und nun geht es wirklich los. Gestern fragte Anita, wer von uns seine Arbeit vermissen würde. Ich glaube, in diesem Punkt sind wir uns alle einig. Zuerst war das Gefühl, keinen Job zu haben, etwas beklemmend. Jetzt fühlen wir uns nur noch befreit.
Die See ist ruhig und unser Schiff wiegt sich angenehm über die Wellen. Keine Spur von Seekrankheit. Hoffentlich geht es weiter so. An die Motorengeräusche und den Dieselgestank muss man sich aber erst gewöhnen und das Bett vibriert ständig im Sambarhythmus mit. Die Kabine ist grösser als erwartet. Ich denke, hier kann man es gut einen Monat aushalten.
Vielleicht ein Wort zum Essen: Der Koch und ein Grossteil der Besatzung sind Italiener. So gesund haben wir uns schon lange nicht mehr ernährt. Nur an die Fischgerichte müssen wir uns noch gewöhnen. Wir haben ja noch einen Monat Zeit.
Wir fühlten uns schnell wie zu Hause. Es ist schon ein spezielles Gefühl, fast der einzige Passagier zu sein. Wir sind gerade mal sechs Leute. Drei haben abgesagt und zwei weitere Passagiere steigen anscheinend in Le Havre zu. Die Crew an Bord ist überfreundlich und hat uns sofort in ihren Clan aufgenommen. Wir freuen uns schon auf das nächste Tischfussballturnier heute Abend.