nichtswieweg... vier Abenteurer unterwegs

Unterhalt und Reparaturen

Diese Rubrik widmet sich dem Unterhalt und Reparaturen, die wir während unserer Reise durch Südamerika mit unserem Land Rover "Pajarito" durchgeführt haben.

Allgemeine Informationen zum Zustand unseres Fahrzeugs

Der Land Rover 110 Station Wagon (siehe Rubrik Pajarito für weitere Informationen) läuft bis jetzt einwandfrei. Der Allgemeinzustand des bald 20 jährigen Fahrzeugs ist hervorragend, es gibt nichts zu bemängeln. Der robuste Leiterrahmen hat keinerlei Rost, dies ist vor allem auf die gute Wartung des Vorbesitzers zurück zu führen. Der Unterboden ist mit einem Korrosionsschutz versehen.

Der V8 Motor liefert in den wichtigen Momenten das nötige Drehmoment, um schwierige Passagen problemlos zu meistern. Kraftstoffe mit Oktanzahlen zwischen 83 und 87 lassen den Motor ein wenig Klopfen, aber die Leistungseinbusse ist gering (In Bolivien ist nur 83 Oktan Benzin zu haben). Der durchschnittliche Verbrauch beträgt zwischen 13 und 15 Litern pro 100 Kilometer bei einer Durchschnittgeschwindigkeit von 75 Km/h. Auch bei Temperaturen unter dem Nullpunkt springt der Motor ohne zu Murren an. Höhen von über 5000 Metern sind für den Vergasermotor kein Problem.

Das Reduktionsgetriebe lässt sich problemlos schalten und die Kraftübertragung fühlt sich direkt an. Das Hauptgetriebe läuft seit der Revision (siehe unten) wieder einwandfrei und vor allem sehr leise.

Normale Wartungsarbeiten

Nebst dem ausserordentlichem Unterhalt und Reparaturen führen wir regelmässig Wartungsarbeiten durch. Darunter versteht sich: Wechseln von Motoröl und Ölfilter jede 10'000 Kilometer. Reinigen von Benzin- und Motorentlüftungsfiltern und Luftfilter (Hochdruck). Die Verschmutzung des Luftfilters ist gering, da das Auto einen Schnorchel mit Zyklonfilter hat. Einfetten der Schmiernippel der Kardanwellen und Servolenkung mit Fettpresse. Nachstellen der Trommelbremsen nach dem Watten durch Wasser. Das Auffüllen von Flüssigkeiten wie z.B. Kühlwasser, Motoröl, Getriebeöl, Öle für Achsschenkelgehäuse und Differentiale gehört ebenfalls zur regelmässigen Wartung.

Das ganze hört sich nach viel Arbeit an, ist es aber eigentlich nicht. In Südamerika trifft man viel auf Lubricentros oder Engrases, also Orte, wo man Öle nachfüllen und gelenkige Teile einfetten kann. Dieser Service ist im Normalfall kostenlos, nur das benötigte Material wird verrechnet. Wer mehr Zeit und/oder Interesse hat, kann das auch getrost selber machen. Es wird dafür kein teures Spezialwerkzeug benötigt. Eine Ölkanne und Fettpresse aus dem Army Liq Shop reicht dafür völlig aus.

Unterhalt und Reparaturen

Hier sind sämtliche ausserordentliche Unterhaltsarbeiten und Reparaturen aufgelistet, die wir an unserem Landy in der Zwischenzeit durchgeführt haben. Nützliche Zusatzinformationen (wie z.B. Preis und Arbeits-aufwand) stehen am Schluss jeweils in kursiver Schrift.

  1. Kupplungspedal hat keinen Weg mehr und die Gänge lassen sich nicht mehr kuppeln -> Erneuern des Nehmerzylinders der Kupplung
    Innerhalb einer halben Stunde merke ich, dass der Weg, der das Kupplungspedal normalerweise zurücklegt immer kürzer wird. Schlussendlich ist es dann soweit: Das Pedal ist ganz am Anschlag und es lässt sich kein Gang mehr einlegen (Nur mit Zwischengas). Die Feder im Nehmerzylinder ist gebrochen und deshalb hat es kein Gegendruck mehr. Die Spiralenfeder gehört zu den Verschleissteilen (zumindest bei Land Rover) und kann problemlos ausgewechselt werden. Weiss man, wie das Teil auszubauen ist, ist das Problem in einer Stunde gelöst. Hilfe dazu bietet das Workshop Manual von Land Rover (kann unter der Rubrik Ressourcen herunter geladen werden). Dort steht wie die Clutch (Kupplung) aufgebaut ist.

    Kilometerstand: 186'000. Dauer der Arbeit: 45 Minuten. Preis: 80.--. Ort: Hinwil, Schweiz

  2. Hinterer Schalldämpfer vom Auspuffrohr abgebrochen -> Neu geschweisst
    Zugegeben: es handelt sich um ein kleines Problem, vor allem wenn man ausserhalb Europas unterwegs ist. Es gehört zu den Alltagsproblemen und lässt sich leicht reparieren. Kein Grund zum Verzagen. Ein wenig unschön ist, wenn das Rohr unmittelbar vor dem Schalldämpfer abgebrochen ist. Da das Auspuffsmaterial ziemlich dünn ist, wird Schweissen schwierig aber nicht unmöglich. Im Schlimmsten Fall muss ein neues Auspuffteilstück her. Wir konnten unseren Auspuff problemlos schweissen und er hält 25'000 Kilometer danach immer noch (und das nach diesen Strassen).

    Kilometerstand: 200'000. Dauer der Arbeit: 45 Minuten: Preis für die Schweissarbeit inklusive Material: CHF 8.--. Ort: El Dorado, Argentinien.
  3. Grosser Service
    Den „grossen Service“ haben wir uns für Argentinien aufgespart, da die Arbeit dort einiges günstiger ist als in der Schweiz. Zum Service gehörte das Erneuern der Öle, Wechseln des Luftfilters, Einbau eines Benzinfilters, verschiedene Einstellungen wie z.B. Bremsen, Starthilfe etc. Auch wurden die Gummidämpfer für die Stabilisatoren erneuert.

    Im Nachhinein fragen wir uns wirklich, ob sich dieser Service gelohnt hat respektive ob es das Geld wert war. Die Fachkräfte der Land Rover Garage wirkten auf uns nicht sehr geschult und es schien uns, als hätten sie bis anhin noch nie einen V8 Motor gesehen. Wer nicht unbedingt ein Teil von Land Rover selbst braucht, sollte sich unserer Meinung nach an eine unabhängige Werkstatt wenden.

    Kilometerstand: 200'000. Dauer der Arbeit: ein Tag. Preis für Arbeit und Gummiddämpfer (Original Land Rover, sehr teuer): 550.--. Ort: Cordoba, Argentinien.

  4. Reifenprofil schlecht, Gummiabrieb zu hoch -> Reifen wechseln
    Unsere zwölf jährigen AT Reifen wurden nach schon wenigen Tausenden Kilometern Ripio dermassen abgenutzt, dass ein Weiterfahren gefährlich wurde. Wir wussten, dass man in Argentinien und Chile günstige Reifen bekommt, deshalb haben wir einen Reifenwechsel ein wenig aufgeschoben. Wir haben uns dann für Hankook MUD Terrain Reifen entschieden. Das Profil der MUD’s ist gröber als die der AT’s und deshalb sind diese Pneus ideal für Strassen, die nicht asphaltiert und vor allem schlammig sind. Der Gummiabrieb der Hankook RT01 ist gering und der Halt in schlammigem Gelände ausgezeichnet. Die neuen Reifen verleihen dem Fahrzeug sicheren Halt in gefährlichen Situationen. Wir sind mit der neuen Bereifung absolut zufrieden und können den Hankook RT01 (235/85 R16) jedem weiterempfehlen. Wichtige Zusatzinformation: Die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit beträgt knapp 75 Km/h. Wie der Abrieb und die Griffigkeit bei Geschwindigkeiten über der 100er Marke sind, können wir nicht sagen. Hierfür sollten Leute in einem Autoforum zu Rate gezogen werden.

    Preis pro Pneu inklusive Montage: CHF 165.--. Ort: Punta Arenas, Zollfreihandelszone, Chile.
  5. Keilriemen quietschen, Batterieanzeige leuchtet -> Erneuern des Alternator Kugellagers
    Wieder einmal ein neues Abenteuer. Auf der Autobahn kommt aus dem Motorraum ein entsetzliches Geräusch und die Batterielampe leuchtet auf. Im ersten Moment befürchten wir das Schlimmste, Kolbenklemmer oder ähnliches. Das Geräusch ist so laut, dass wir meinen, der Motor läuft nicht mehr. Die aufleuchtende Batterielampe unterstützt unsere Befürchtungen, denn sie leuchtet normalerweise nur, wenn der Motor abgestellt ist. Nach Abbau sämtlicher Keilriemen (Riemen für Wasserpumpe, Servomotor und Alternator) können wir die Ursache des Problems herausfinden. Der Alternator (Lichtmaschine) ist defekt. Die Demontage sämtlicher Teile am Alternator bringt Klarheit: Das Kugellager ist hinüber. Es fehlen Kugeln und ein paar Kugeln sind richtig zerquetscht. Wir bringen die Lichtmaschine zu einem Fachmann, der wechselt das Kugellager gegen ein neues aus und die Sache ist gegessen.

    Kilometerstand: 217'000. Dauer der Arbeit: Demontage selbst gemacht, Montage durch Elektriker 2h. Preis: knapp 30 CHF. Ort: La Calera, Chile.
  6. Die Zündung klickt, Motor springt nicht an -> Revision des Anlassers
    Nach den Urwaldpisten in Paraguay ist es wieder einmal Zeit, das Auto mitsamt Motor zu waschen. Nach dem Waschvorgang will der V8 einfach nicht anspringen. Nach mehrmaligen Versuchen passiert es dann: Der Starter brennt durch und beim Zünden hört man nur noch ein Klicken. Das Problem lässt sich nur durch einen Fachmann lösen. Die Spule im Anlasser muss neu aufgezogen werden, dafür sind spezielle Maschinen notwendig. In Südamerika aber kein Problem, weil irgendeine Garage sicher für so was spezialisiert ist. Der Anlasser wird abgebaut, demontiert und die Spule erneuert. Die Kohlebürsten werden ebenfalls erneuert, da sie schon ziemlich abgenutzt sind.

    Kilometerstand: 223'000. Dauer der Arbeit: 3h inkl. Montage und Testen. Preis: 86.--. Ort: Pedro Juan Caballero, Paraguay.

  7. Dritter und fünfter Getriebegang kratzt, Öl ist in Ordnung -> Revision des Santana LT85 5-Gang Getriebes
    Bei Kilometerstand 220'000 trat ein, womit wir schon lange gerechnet haben. Das Getriebe machte komische Geräusche. Um ein wenig präziser zu sein: der dritte und vor allem der fünfte Gang im Hauptgetriebe hörte sich irgendwie kratzig an. Das Schalten selber ging aber gleich wie vorher. Auch die Kraftübertragung hatte sich nicht verändert.

    Nach einem Telefonanruf in die Schweiz, vielen Googlestunden und einem halbstündigen Gespräch mit einem Mechaniker der Firma Bösch konnten wir die Ursache des Geräusches genauer eingrenzen. Nach 200'000 Kilometern könnte das Eingangs- und Ausgangslager auf der Hauptgetriebewelle „Brauen“ haben.

    Da das kratzige Geräusch nicht lauter geworden ist, sind wir einmal davon ausgegangen, dass das Getriebe noch eine Weile durchhalten wird. Beim Ölwechsel kam dann auch die Bestätigung: Das Öl war klar und keine Anzeichen von braun oder grau, was auf metallene Abnutzung zurück zu führen wäre. Der Wechsel an sich brachte keine Verbesserung. Knapp 800 Kilometer später war aber das Geräusch wie verschwunden. Sobald wir die Altiplano Region in Bolivien erreichten, sah alles wieder rosig aus. Wir hatten eigentlich schon vorgehabt, das Getriebe in der HUG Garage in La Paz zu revidieren. Diesen Plan liessen wir dann fallen. Drei Wochen später, kurz vor der brasilianischen Grenze in Paraguay, kam dann der Schreck von neuem: Sämtliche Gänge, ausser dem vierten, hörten sich nun kratzig an. Der vierte Gang ist der einzige Gang, der nicht übersetzt wird, da er direkt von der Kurbelwelle des Motors angetrieben wird.

    An ein Weiterfahren in diesem Zustand war nicht zu denken und so suchten wir eine kompetente Garage in Brasilien. Das Ergebnis nach dem Ausbau des Hauptgetriebes:

    1. Kugellager an der Hauptwelle war im Lauf und ausserhalb verschlissen. Es fehlten zwar keine Kugeln, aber von einem reibungslosen Durchdrehen keine Spur. Bei zwei Kugeln stoppte das innere Rad. Die Kugelfassung hatte ebenfalls Verschleissspuren (Brauen).

    2. Das Kupplungslager drehte nicht mehr ruhig durch. Auch hier hat der Zahn der Zeit genagt.

    3. Die Getriebezahnräder sahen alle noch gut aus. Klitzekleine Abriebe und ganz wenig abgeschliffene Stellen, was aber nach so vielen Kilometern normal sein sollte. Zähne fehlten aber keine, keine Erneuerung notwendig.

    Für das Kupplungslager konnte kein Ersatz aufgetrieben werden. Dieses Teil bekam man nur von Land Rover UK. Da der Zustand des Lagers aber allgemein noch gut war, liess sich der Lauf durch Reinigen und Einfetten wieder in beinahe Originalzustand bringen. Das Kugellager war aber definitiv über dem Zenit. Wir hatten aber Glück und konnten ein ähnliches Lager von einer japanischen Firma auftreiben. Das Lager entsprach den Abmessungen des von Land Rover UK, nur eben nicht original.

    Da der Motor für den Ausbau einseitig gesenkt werden musste, haben wir ebenfalls herausgefunden, dass die Motorhalterungen erneuert werden mussten. Die Gummihalterungen waren alt und mussten ebenfalls erneuert werden.

    Nach dem Einbau des gereinigten Kupplungslagers und dem neuen Kugellager auf der Getriebehauptwelle konnte das Getriebe wieder montiert werden. Der Einbau erfolgte in einem Tag. Nach einigen Probefahrten läuft das Getriebe wieder einwandfrei. Das Geräusch ist verschwunden und das Getriebe schaltete sich noch nie so geschmeidig.

    Kilometerstand: 225'000. Dauer der Arbeit: Zwei Mechaniker, drei Tage für Demontage, Analyse, Ersatzteilbeschaffung, Reinigung und Montage. Preis: CHF 470.—für alles (Arbeit, Ersatzteile, Gummihalterung und Getriebeöl 6 Liter). Ort: Ponta Pora, Brasilien.

    Einblick in das Santana Getriebe

    Übergang zum Verteilergetriebe. Auch hier sind die Zahnräder einwandfrei. Defektes Kugellager, das ausgetauscht werden musste. Das Kupplungslager musste neu eingefettet werden.
  8. Wassertemperatur steigt und steigt, der Ölstand ist aber normal und der Kühler hat genügend Kühlflüssigkeit-> Der Radiator hat ein Leck!
    Die schlechte Schotterpiste zum Cañon Colca in Peru hat dem Kühler arg zugesetzt. Der obere Teil des Radiators hat an den Ecken zwei Blechenden, die während der holperigen Fahrt über die vordere Karosserie-Abtrennung gehoben wurden. Nach so vielen Schlaglöchern kam, was kommen musste. Eines der Blechenden bekam einen Riss ab und nun drang Dampf aus dem Kühler. Das Kühlsystem konnte keinen Druck mehr aufbauen und die Zirkulation kam so ins Stocken. Wir fuhren mit vielen Zwischenstopps bis nach Arequipa, wo wir dann unseren Radiator in Reparatur gaben. Nach der Demontage fanden wir heraus, dass der gesamte Kühlpanel seine besten Zeiten schon lange hinter sich hatte. Die feinen Kupferlamellen haben sich beinahe in Staub aufgelöst und wir standen nun vor der Entscheidung, nur das Leck zu schweissen oder den ganzen Kühler auszuwechseln. Nach einigem Überlegen kamen wir zum Entschluss, den gesamten Radiator revidieren zu lassen. Vor uns liegen noch einige tausend Kilometer Tropen und wir wollten kein Risiko eingehen. Einen passenden, dreischichtigen Kühlpanel konnte schnell aufgetrieben werden. Der Panel wurde auf die Masse zugeschnitten und innerhalb eines Tages an den Radiatorrahmen geschweisst. Seitdem kühlt der Radiator wieder wie gewohnt... nein im Gegenteil, sogar noch mehr;-)

    Kilometerstand: 229'000. Dauer der Arbeit: anderthalb Tage. Preis: CHF 167.— Ort: Arequipa, Peru.

    Der neue Radiator, von oben gesehen. Radiator, von innen her gesehen. Nagelneuer Radiator