nichtswieweg... vier Abenteurer unterwegs

Fotos zu diesem Reisebericht
Ein abartiges Gespann durch die Kimberleys
Reisebericht vom 18.06.2011 bis 28.07.2011, Von Broome nach Darwin
Highlights: Cape Leveque, Kimberleys, Gibb River Road, Windjana Gorge, Tunnel Creek N.P., Bell Gorge, Manning Gorge, Mitchell Falls N.P., El Questro Wilderness Park, Litchfield N.P., Darwin

Lange haben wir gewartet bis die "Gibb River Road" durch die Kimberleys endlich geöffnet wurde. Und das Ausharren hat sich mehr als gelohnt. Im 4er Pack brechen wir zu unserer letzten grossen Tour in Australien auf. Und dabei erlebten wir den roten Kontinenten nochmals von seiner schönsten Seite. Weisse Traumstrände und rote Felsen im Cape Leveque, unzählige Schluchten und Wasserfälle, eine Höhle wo man mit Krokodilen schwimmen konnte und dann natürlich das Highlight der Kimberleys, die "Mitchell Falls", standen auf unserem Programm.

Aber auch über unsere selbstorganisierte Bootstour im "El Questro Wilderness Park" gibt es einiges zu berichten. Nach 3,5 Wochen heisst es dann leider Abschied von unseren Reisekumpanen zu nehmen und wir treten das letzte Stück Fahrt nach Darwin alleine an. Doch nicht ganz, denn im "Litchfield N.P." wartet auch noch eine Überraschung auf uns.

Sandsturm und "Appenzeller Nacktwanderer" im Cape Leveque

Das Cape Leveque, welches sich nördlich von Broome befindet, wurde uns schon von unzähligen Leuten empfohlen und es gibt kein Weg daran vorbei, das müssen wir uns anschauen. Traumstrände und herrliche Camping-Plätze sollen uns da erwarten, das tönt doch sensationell. Zusammen mit Sonja und Markus (www.aufzumhorizont.ch) sowie ihrem Reisegefährten "Nisto" stürzen wir uns nun ins Vergnügen. Über eine ziemlich üble Wellblechpiste rattern wir hinauf zu unserem ersten Übernachtungsplatz. Der "Quondong-Point" wurde uns von einem Einheimischen wärmstens angepriesen. Wir fahren dahin und wie es scheint, haben noch einige weitere Reisende bzw. Einheimische diesen Tipp bekommen. Es ist gerammelt voll und schwierig, sich ein Plätzchen zu ergattern, wo einem die Nachbarn nicht gerade über die Schultern in den Kochtopf schauen können. Wir finden zwar ein kleines Plateau wo man gut campen könnte aber eben, Einsamkeit sucht man hier vergebens. Sonja und Markus beschliessen, diesen Platz kurz zu reservieren während wir Zwei weiterfahren, um noch etwas anderes zu suchen. Nachdem wir die ganze Masse hinter uns gelassen haben finden wir eine "4wd only" Piste. Roger läuft zuerst voraus da die Piste wirklich ziemlich eng ist und findet dann seinen "einsamen" Strand. Aber um dahin zu kommen, muss zuerst eine heimtückische Düne überquert werden. Ja so läuft es immer, möchte man etwas für sich alleine haben, muss zuerst geschuftet werden. Wir fahren wieder zurück und teilen den anderen Beiden unsere Entdeckung mit. Da wir nicht wissen was wir machen sollen, versuchen wir mit einer Münze unser Glück. Und die entscheidet sich zu Gunsten der Dünenüberquerung.

Aber alles läuft tip top. Beide Autos meistern die Düne ohne Probleme, der schwierigere Teil wird dann sowieso erst bei der Rückfahrt kommen und um dieses Problem, kümmern wir uns dann erst wenn es soweit ist. Wir geniessen unser einsames Plätzchen und können es noch gar nicht fassen, dass dieser Übernachtungsplatz keinen Haken hat, bis jetzt.

Am nächsten Tag werden wir dann wieder einmal mehr eines besseren belehrt. Es gibt in Australien einfach keine Plätze, wo man einfach nur geniessen kann. Wir sitzen gerade beim Frühstück als über uns ein Sandsturm hinwegfegt. Es stürmt wie bei einem Tornado. Unsere Frühstücksbrote und der Kaffee werden sandgestrahlt aber wir geben nicht auf. So schnell lassen wir uns die Laune nicht verderben. Trotz des Sturmes sitzen wir draussen und lassen uns zusanden. Dass sich die Haare dann anschliessend wie ein Teppich anfühlten, muss ich wahrscheinlich nicht detaillierter beschreiben. Aber unser Ausharren hatte auch etwas Gutes, denn was wir dann zu Gesicht bekamen, das werden wir sicherlich nicht mehr vergessen. An einem Ort, wo man eigentlich mit keiner anderen Menschenseele rechnen würde, wandert doch tatsächlich ein Nackter mit einem Rucksäckchen an uns vorbei. Wir trauen unseren Augen nicht und müssen uns schon schwer beherrschen, ja nicht genau hinzuschauen. Und das Lachen können wir uns sowieso nicht mehr verkneifen, abartig ist das (gell Markus). Tja wie es ausschaut, haben die "Appenzeller Nacktwanderer" ein neues Reiseziel gefunden, wandern im Cape Leveque scheint nun der neuste Trend zu sein.

So schön die Aussichten hier auch sind, entscheiden wir uns weiterzufahren. Der Sandsturm lässt nicht locker und irgendwann gibt man der Natur einfach nach und hat genug vom Zähne-Peeling. Jetzt müssen wir nur noch das Hürdenproblem meistern. Sonja und ich machen uns auf den Weg, eine Alternative zu suchen. Aber unsere Männer sind da zuversichtlicher als wir und fahren trotzdem schon mal los. Roger zieht noch seine Runden um den Turbo auf zu wärmen und dann versuchen sie ihr Glück. Und wieder einmal haben wir unsere Fahrzeuge unterschätzt. Ohne Probleme kommen sie die Düne hinauf und vor allem auch das extrem steile Stück wieder hinunter. Gut gemacht, Jungs.

Wir fahren weiter zur "Middle Lagoon", einem ebenfalls sensationellen Strand. Das spezielle am Cape Leveque ist, dass man für jeden einzelnen Strand Eintritt bezahlen muss, meistens zwischen CHF 8.00 - 10.00 pro Fahrzeug. Und wer jetzt denkt, dass dafür Sonnenschirme und Liegestühle bereitstehen, der irrt sich gewaltig. In Australien bezahlt man für die komischsten Dinge Eintritt, hier im Cape sind es einfach die Strände. Und da das Cape eigentlich nur aus Stränden besteht, summiert sich das Ganze richtig schön mit der Zeit. Meistens befindet sich jedoch beim Strand noch ein Campingplatz und wenn man da übernachtet, wird einem die Eintrittsgebühr freundlicherweise abgezogen. Da sich das Cape Leveque in Aboriginal Gebiet befindet wird damit argumentiert, dass diese Eintrittsgelder den Communities zu Gute kommen würden. Na ja, glauben wir jetzt einfach mal daran. Wir schauen uns ein paar weitere Strände an, vor allem der "Whale Song Beach" mit seinen riesigen Muscheln hat es uns besonders angetan. Abends suchen wir uns dann jedoch ausserhalb Übernachtungsplätze, vor allem die Baugruben wurden zu unseren Favoriten, aber auch Campen im Ascheregen ist nicht Ohne. Fast eine Woche verweilen wir im Cape Leveque. Wir geniessen es mal wieder, nur so kleine Fahretappen zurückzulegen. Im Vergleich zu vorher, wo wir teilweise tagelang um die 500km gefahren sind, schaffen wir es hier ab und zu knapp auf 10km pro Tag, herrlich.

Happy Birthday in Broome

Nach dem Cape Leveque legen wir nochmals einen kleinen Stopp in Broome ein. Heute feiern wir Rogers Geburtstag. Bei herrlichem Wetter und einem tollen Platz mit Meerblick lässt es sich leichter verkraften, ein Jährchen älter zu werden. Wir brunchen richtig mit allem Drum und Dran, sogar einen Schweizer Gruyere Käse liess sich in Broome auftreiben. Und als Roger von Sonja und Markus seinen heissgeliebten "Muttis Pudding" zum Geburtstag erhält, kann gar nichts mehr schief gehen, na ja, ausser dem selbstgebackenen Kuchen, der eher einem Ziegelstein glich als einer Rüebli-Torte. Aber was soll's, der Wille zählt. Auf jeden Fall wurde es ein richtiger gelungener Tag.

Teil I: Unsere letzte grosse Tour durch die "Kimberleys"

Als wir unsere Australien-Tour planten standen ein paar Sehenswürdigkeiten auf dem Programm, ohne die anzuschauen wir diese Insel nicht verlassen hätten. Aber die vielen Zyklone, die Anfang dieses Jahres über das Land fegten, durchkreuzten unsere Pläne immens. Normalerweise werden die Kimberleys so im April geöffnet, in diesem Jahr waren es erst drei Monate später, vor allem die vielen Pisten abseits der Hauptroute blieben sehr lange geschlossen. Und diese waren ja unser Hauptgrund, weshalb wir in die Kimberleys wollten. Aber wie meistens wendet sich das Blatt zum Schluss doch noch. Als wir zuvor in Broome waren teilte uns ein Australier mit, dass die "Kalumburu Road" zu den berühmten "Mitchell Falls" das ganze Jahr geschlossen bleiben würde, die Schäden an der Piste wären einfach zu gross. Aber welch Glück hatten wir, dass wir solange im Cape Leveque geblieben sind. Denn just zu unserer Rückkehr nach Broome sah die Sache ganz anders aus und wir jubelten richtig als wir von Sonja erfuhren, dass der "Track" nun doch geöffnet wurde.

Mit diesen tollen Nachrichten freuten wir uns natürlich um so mehr, die "Gibb" unter die Räder zu nehmen. Und da wir uns so gut mit Sonja und Markus verstanden entschieden wir, die ganze Tour zusammen zu fahren.

In Broome stand wieder einmal ein Grosseinkauf auf dem Programm, denn in den nächsten zwei Wochen werden wir keinen Einkaufsladen bzw. ein Dorf mehr zu Gesicht bekommen. Vollbepackt starten wir unseren Trip. Und schon bei der ersten "wilden" Übernachtung kurz vor Derby, bekommen wir einige Freshies (Süsswasserkrokodile) zu Gesicht, das sind schon mal tolle Erfolgsquoten.

Teil II: Die "Windjana Gorge" und der "Tunnel Creek N.P."

Die Kimberleys bestehen vor allem aus Schluchten und Wasserfällen. Das schöne an den Wasserfällen ist, dass man da in den Badepools sicher baden kann (ansonsten ist überall Badeverbot wegen den gefährlichen Salzwasserkrokodilen). Da die Temperaturen tagsüber immer noch extrem heiss sind und man zu diesen Wasserfällen immer ein Stück wandern muss, ist nachher ein kühles Bad in den Pools natürlich ein Traum. Als erste Tour steht eine Wanderung zu der "Windjana Gorge" auf dem Programm. Nur gerade hier ist das Baden leider verboten, da sich im Wasser unzählige Süsswasser-Krokodile herumtummeln. Für uns ist das natürlich super, denn so können wir diese "Freshies" mal aus nächster Nähe fotografieren. Wir wandern durch die Schlucht und da wir so eine aufgestellte Truppe sind, werden natürlich aus voller Kehle einige Wanderlieder zum Besten gegeben. Und wenn man denkt dass man alleine ist, nein nein, da ruft uns doch jemand zu: "Eu Zürcher ghört ma jo au scho vu wietem". Herrje, wir sind aufgeflogen! Schnell gesellen wir uns zu der Schweizer Familie, die hier gerade Rast macht. Es wird viel getratscht und gelacht und als es ums Verabschieden geht, wird doch noch rasch der Schnupftabak hervorgenommen. Jetzt wird es aber richtig traditionell und beim Pries-Spruch geht es so patriotisch zu und her, dass man fast die Hand vor die Brust hätte halten müssen.

Am nächsten Tag wird dann der "Tunnel Creek N.P." durchwandert. Das spezielle an diesem National Park ist, dass es sich hier um eine Höhle handelt und man ganz schön nass wird. Zum Glück sind Sonja und Markus aktive Taucher und verfügen über wasserfeste Säcke, so können wir unsere Kameras trocken ans andere Ende der Höhle befördern. Mit Taschenlampen und Badesachen ausgerüstet laufen wir durch die Höhle. Teilweise ist es trotz der Lampen so dunkel, dass man fast nichts sehen kann. Ausser den leuchtenden Augen, die knapp über dem Wasser hervorblitzen. Hier in dieser Höhle gibt es Frischwasserkrokodile, welche in den Gewässern heimisch sind. Es ist schon ein mulmiges Gefühl, wenn man teilweise fast brusttief im Wasser laufen muss und weiss, dass hier auch noch ein paar Crocs herum cruisen. Aber die Freshies sind glücklicherweise harmlos und auch sehr scheue Tiere, hat man uns zumindest versichert.

Als wir das Ende der Höhle erreichen und dann auch wieder Tageslicht zu Gesicht bekommen, können wir uns etwas aufwärmen, denn in der Höhle war es richtig kalt. Markus und Roger sind gerade eine grosse Echse am Fotografieren als eine Gruppe Aboriginal-Kinder kommt und auch ihre Augen auf dieses schöne Tier geworfen haben. Sie fragen ihren Lehrer, ob sie die Echse nicht töten dürfen und dann als Mittagessen mitnehmen könnten. Mir dreht sich fast der Magen um. Da sind die Touristen die dieses Tier fotografieren und bei den Anderen läuft beim Anblick gleich der Saft im Mund zusammen. Tja, das sind verschiedene Kulturen. Glücklicherweise hatte der Lehrer für die Kleinen das Lunch-Paket schon zusammengestellt.

Wir wandern wieder durch die Höhle zurück, ohne von Krokodilen angeknabbert zu werden und fahren dann anschliessend retour auf die "Gibb River Road", mit tollen Erinnerungen an diesen Park, welcher zu unseren Favoriten in den Kimberleys zählt.

Teil III: Von Schluchten, Wasserfällen und Rogers Adventuretrip

Es vergeht wahrscheinlich kein Tag in den Kimberleys, in dem wir uns nicht eine Schlucht anschauen oder irgendwo baden gehen. Vor allem die "Bell Gorge", welche auch sehr lange geschlossen blieb, hat es uns angetan. Schon die Fahrt dorthin ist wirklich schön, da es endlich mal ein paar tiefere Flussdurchfahrten gibt. Aber auch die "Manning Gorge", welche sich jedoch auf privatem Grundstück befindet, ist einen Abstecher wert. Wer den Wasserfall mit seinem idyllischen Badepool geniessen möchte, muss zuerst aber einiges leisten. Denn die dreistündige Wanderung an der erbarmungslos herunterbrennenden Sonne ist nicht ganz ohne. Und damit man zuerst einmal den Wanderweg erreicht, muss ein Fluss durchquert werden, wieder mit Freshies, versteht sich. Es gibt zwei Möglichkeiten, entweder man schwimmt rüber oder nimmt das kleine Boot und wird von einem Jungen hinüberchauffiert. Normalerweise sind wir ja nicht für Kinderarbeit, aber hier und heute machen wir mal gerade eine Ausnahme. Nur Roger traut dieser Sache nicht und beschliesst, einen trockeneren Weg über den Fluss zu finden. Ob wir uns wohl je wieder sehen werden? Auf jeden Fall kommt die Gruppe mit dem Boot unbeschadet auf der anderen Seite an und nach einer Weile, gesellt sich auch Roger frischfröhlich zu uns. Er hätte einen Weg gefunden. Super, das sparen wir uns dann für den Rückweg auf. Als wir endlich die Schlucht erreichen und uns eine Weile im riesigen Badepool verweilen fällt es uns schon schwer, diesen herrlichen Platz wieder zu verlassen. Aber der Weg ist ja noch weit. Als wir beim Rückweg wieder an den Fluss kommen ist oh je, das Boot weg bzw. befindet sich am anderen Flussufer. Wie es aussieht, hält sich auch der Junge strickt an seine Arbeitszeiten. Markus entscheidet sich rüber zu schwimmen, Sonja und ich schliessen uns Roger an und nehmen den trockenen Weg. So können wir auch das ganze Kameramaterial besser transportieren. Aber wer Roger kennt weiss, dass er sich immer den schwierigsten Weg aussucht. Möchte man nur schon zu Hause einen kurzen Spaziergang machen, zieht man sich am Besten gleich die Bergschuhe an. Von daher hätte ich eigentlich vorgewarnt sein müssen. Auf jeden Fall traben wir Zwei Roger hinterher und siehe da, es gibt gar keinen Weg über den Fluss. Um es vielleicht klarer ausdrücken, das Ganze gleicht eher einem Dschungel Boot-Camp. Wir drei kämpfen uns durchs Dickicht, müssen wie im Zirkus über Baumstämme balancieren und der ganze Adventure Parcour nimmt einfach kein Ende. Sobald wir eine Flussmündung durchquert haben, folgt gleich die Nächste. Dann geht es wieder weiter über kleine Wasserfälle und durch matschigen Sumpf. Und das in Australien, wo sowieso alles giftig ist was sich bewegt. Wie lange wir schlussendlich gebraucht haben, wissen wir nicht mehr. Wir können uns nur noch daran erinnern, dass wir total erschöpft und ausgelaugt das andere Ufer erreicht haben. Markus, der schon eine Ewigkeit auf uns wartete, wollte schon bald eine Vermisstenanzeige aufgeben. Wir können uns immer noch nicht vorstellen, wie schnell Roger beim Hinweg über diesen Fluss gekommen ist. Als er uns dann mit einem Augenzwinkern mitteilte, dass es schon irgendwo einen Weg geben würde, er ihn nur nicht mehr gefunden hätte, tja dann: "ROOOOGGEEERRRRR !!!"

Teil IV: Die "Mitchell Falls" – unser Highlight in den Kimberleys

Wahrscheinlich kann sich zu Hause niemand vorstellen, dass man mal kurz einen Umweg von 500km in Kauf nimmt, bloss um einen Wasserfall anzuschauen. Obwohl wir uns an die riesigen Distanzen in Australien ziemlich gut gewöhnt haben, scheint selbst uns dies doch ziemlich weit. Aber wir haben schon so viele Bilder von diesen Wasserfällen gesehen und jeder der einmal dort war, schwärmt von ihnen nur in den höchsten Tönen. Also lassen wir uns dies nicht entgehen, auch wenn uns Rebelde wieder einmal mehr als leid tut, auf diesen Wellblechpisten zu fahren. Wir entschliessen uns, heute einen Fahrtag einzulegen damit wir am Abend den Campground im "Mitchell Falls N.P." erreichen. Obwohl der Platz bis zum Bersten gefüllt ist, können wir uns mit unseren beiden Fahrzeugen noch irgendwo dazwischen quetschen.

Da wir für den nächsten Tag eine längere Wanderung geplant haben, heisst es mal wieder früh am Morgen aufbrechen, da ansonsten die heissen Temperaturen kaum auszuhalten sind. Obwohl wir um 06.30 Uhr schon beim Frühstück sitzen, gehören wir doch zu den Letzten auf dem Camping. Die unmenschlichen Morgenstunden gehören definitiv den Australiern. Aber auch wir sind heute für europäische Verhältnisse früh unterwegs und starten den Trip zu den "Mitchell Falls". Die Wanderung ist wirklich sensationell und sehr abwechslungsreich, immer wieder gibt es nasse Füsse, was bei diesen Temperaturen eine willkommene Abkühlung ist. Nach knapp zwei Stunden erreichen wir dann die berühmten Wasserfälle. Aber um wirklich das volle Panorama zu sehen muss man noch über ein paar Felsen klettern und dann verschlägt einem der Ausblick fast die Sprache. Wir haben mittlerweile schon so viele Wasserfälle gesehen, aber diese sind wirklich ganz besonders schön. Wir sitzen über eine Stunde auf "unserem" Felsen und geniessen einfach die Aussicht. Und National Parks wie dieser sind genau der Grund, weshalb es uns in Australien so gut gefällt. Ein grosser Teil dieser Parks sind nur über Schotterstrassen oder sogar 4wd-only Pisten erreichbar. Um eine Sehenswürdigkeit anzuschauen muss man noch zu Fuss laufen und wird nicht per Rolltreppe hinaufbefördert. Hoffen wir einfach, dass es noch lange so bleiben wird. Obwohl wir uns von diesem Tausend Dollar Platz kaum trennen können, heisst es doch langsam wieder aufzubrechen. Denn es gibt noch einiges mehr zu sehen im "Mitchell Falls N.P.", wie zum Beispiel die immer noch sehr gut erhaltenen Felsmalereien bei den "Little Mertens Falls". Wir verweilen fast den ganzen Tag im National Park und sind uns am Schluss einig, die 500km Umweg haben sich mehr als gelohnt.

Teil V: Spritzige Bootstour im "El Questro Wilderness Park"

Als letzte Station auf unserer Kimberley-Tour steht noch die Besichtigung des "El Questro Wilderness Park" auf dem Programm. Dieser Park befindet sich in Privatbesitz und man muss sich einen Park-Pass kaufen, wo man dann während einer Woche alle Schluchten auf diesem Grundstück anschauen kann. Aber da wir mittlerweile so viele Schluchten und Wasserfälle gesehen haben, sind Roger und ich etwas "outgorged", wie wir wieder einmal ein neues Wort kreiert haben. Es soll auf gut Deutsch heissen: Schluchtenmüde. So sagen wir uns, ab jetzt nehmen wir nur noch die absoluten Perlen mit. Als wir dann sehen, dass man sich im Park auch ein Boot mieten kann und so die "Chamberlain Gorge" "abfahren" könnte, werden wir doch alle hellhörig. Das ist ja toll, wir Vier sind uns einig, das machen wir doch. Wir reservieren uns ein Boot für den nächsten Tag und fahren dann zu unserer "privaten Campsite". Es gibt im Park einen normalen Campingplatz, der jedoch auch wieder bis zum Platzen gefüllt ist, und dann gibt es noch die privaten Campsites. Diese befinden sich ausserhalb verstreut und man hat so ein Plätzchen für sich ganz alleine. Der erste Haken, es gibt keine Toiletten und keine Duschen, eigentlich ist es so wie wir immer campen, draussen im Busch. Nur, hier kostet dieses Buschcamping CHF 72.00 bei vier Personen, aber was macht man nicht alles für einwenig Privatsphäre. Der zweite Haken, wir müssen für unsere morgige Tour den Schiffs-Motor sowie die Paddel und Schwimmwesten beim Parkeingang abholen gehen, das heisst früh aufstehen, denn um 07.00 Uhr startet die Bootsfahrt. Wie immer wenn wir uns nicht entscheiden können, welches Paar denn in den sauren Apfel beissen muss, lassen wir die Münze entscheiden. Und hat das jemand schon einmal erlebt? Nicht einmal die Münze kann sich entscheiden und landet auf der Kante, wir können es nicht fassen. Zu oft haben wir wahrscheinlich das Orakel befragt. Wir müssen unsere Bäuche vor lauter Lachen festhalten. Ein neuer Versuch muss her und siehe da, das Team Gaucho muss dran glauben. Also heisst es wieder einmal den Wecker stellen.

Aber Sonja und Markus verhalten sich sehr solidarisch und stehen am nächsten Tag ebenfalls früh auf. Sie fahren direkt zu der Boot-Anlegestelle und wir düsen im Eiltempo zu der Rezeption um das ganze Material abzuholen. Zum Glück haben wir im Auto Platz ohne Ende, denn wer hat schon einmal einen Bootsmotor transportiert? Na ja, das Angeben nützt jetzt nicht viel, denn wer die Grösse des "Motörlis" anschliessend sieht, bekommt bestimmt einen Lachanfall. Denn der Motor ist Batterie betrieben, oh je, ob das gut geht?

Als wir endlich startklar sind und die Nussschale sich sogar mit den wenigen PS in Bewegung setzt, fühlen wir uns wie die Könige der See. Es ist herrlich am frühen Morgen so über den Fluss zu schippern. Aber so nach 20 Minuten "herumtuckerlen" entdecken wir dann auch schnell den dritten Haken dieser Tour, die Schlucht ist schon fertig. Hmmm, wir haben das Boot für 5 Stunden gemietet. Was machen wir denn jetzt? Wir versuchen die Zeit mit einem Landgang zu überbrücken aber irgendwann wird uns dann auch das zu langweilig. Also fahren wir wieder mit dem "Böötli" einfach sinnlos in der Gegend umher, versuchen unser Glück noch mit Fischen, da wir in einer Felsspalte eingeklemmt einen "Fischköder" entdeckt haben. Aber nicht einmal ein Fisch beisst an. Um immerhin die Batterie nicht "voll" zurückzubringen kommt Markus auf die Idee, das Boot einfach immer wieder im Kreis zu drehen, bis uns allen schwindelig wurde. Aber auch mit diesem Manöver kann man die Stunden nicht totschlagen. Und dann kommt die Rettung oder sagen wir mal, der Abenteuer-Teil dieser Tour. Wir entdecken eine Stromschnelle. Wenn wir unsere Nussschale irgendwie da rüber bringen könnten, hätten wir wieder etwas mehr Spielraum. Richtig begeistert von dieser Idee versuchen wir unser Glück. Die einzige Vernünftige in unserer Gruppe, Sonja, ist von diesem Versuch nicht so begeistert. Denn es heisst ausdrücklich, dass man ja nicht ins Wasser gehen soll, weil es hier Salzwasserkrokodile geben würde. Aber wir sind zuversichtlich. Alle helfen tatkräftig mit das "Böötli" sicher durch die Steine zu lotsen, aber irgendwann kommt dann das "Aus", als die Nussschale zwischen ein paar Steinen eingeklemmt wurde. Na ja, ein Versuch war's wert und der Spassfaktor unserer Tour hat sich drastisch erhöht. Aber wir sind ja vernünftig und müssen unser Glück nicht unnötig herausfordern. Deshalb kehren wir wieder zum ursprünglichen Fluss zurück. Wir tuckerlen brav weiter und entdecken in den Felsen sogar noch eine riesige Echse. Und jetzt zum Schluss kommt natürlich noch das Beste, wie immer. Als wir langsam aber sicher die 5 Stunden durchgebracht haben und uns auf den Rückweg zur Bootsanlegestelle machen wollten, springt doch tatsächlich der Motor nicht mehr an. Oh weia, die Batterie ist leer. Jetzt heisst es ran an die Paddel. Mehr als eine halbe Stunde mussten wir zurück rudern da natürlich genau jetzt noch Gegenwind aufkam. Aber das Gute daran war, dass uns an der Anlegestelle ein paar Leute gesehen haben und so die Belegschaft über unsere Paddel-Aktion bereits informiert war. So bekamen wir bei der Motorrückgabe als Entschädigung noch 4 Bier spendiert - wie passend für unseren letzten Abend in den Kimberleys.

Abschied in Kununurra

Da wir unsere Zeit in Australien wirklich bis zum Maximum ausgeschöpft haben und der Verschiffungstermin bedenklich näher rückt, kommt für uns Vier dann nach 3,5 Wochen der grosse Abschied in Kununurra. Zusammen fahren wir noch zum Lake Argyle, bevor wir uns dann bei der Strassenkreuzung endgültig trennen. Für Sonja und Markus geht es weiter zu den Bungle Bungles und wir müssen im Eiltempo hinauf nach Darwin fahren. Aber wir hatten eine super Zeit zusammen, soviel gelacht und neue Phrasen kreiert, ich sage da nur: "FischiFischiFischi" oder "Es ist mein Wille ..." und natürlich DAS Lieblingswort: "Abartig", welche wir bestimmt nicht mehr vergessen werden und sich intensiv in unserem Wortschatz verewigt haben. Obwohl uns die Beiden richtig fehlen werden, wissen wir: es ist nicht ein Abschied für immer, denn wenn's klappt gibt es das nächste Wiedersehen in Afrika. Deshalb nur – see you later alligator!

Auf ein Abschied folgt das nächste Wiedersehen im "Litchfield N.P."

Obwohl wir eigentlich längst in Darwin sein sollten da es noch Tausend Dinge zu organisieren gibt, machen wir nochmals einen Abstecher in den "Litchfield N.P.". Dieser National Park hat uns auf der letzten Reise speziell gut gefallen und uns dermassen unsere Zukunft beeinflusst, dass wir hier unbedingt nochmals zurück wollten. Denn vor 8 Jahren lernten wir bei den "Wangi Falls" ein Schweizer Paar kennen die uns so vom Langzeitreisen vorgeschwärmt haben, dass wir unsere Familien- und Häuschen-Pläne (wir waren ja auf der Hochzeitreise) über den Haufen warfen, zu Hause einen Land Rover kauften und jetzt um die Welt gondeln. Daher mussten wir unbedingt an diesen Ort zurück. Heute, 8 Jahre später, stehen wir wieder am gleichen Ort, diesmal jedoch mit unserem Landy und sind unendlich glücklich, dass wir das gemacht haben. Denn besser und schöner hätten wir unsere Zukunft gar nicht vorstellen können, egal was auch immer kommen mag. Aber nun genug der Sülze, wir hatten natürlich noch einen weiteren Grund in diesen Park zu kommen und dieser heisst, Karin und Klaus.

Vor ein paar Monaten lernten wir die zwei extrem Langzeitreisenden aus Deutschland in Adelaide kennen. Da wir ständig im E-Mail Kontakt waren klappte so auch noch das Treffen. Wir freuten uns riesig die Beiden wieder zu sehen, hatten wir es doch schon in Adelaide so lustig zusammen. Es wurde natürlich viel getratscht und die Stunden gingen leider viel zu schnell vorbei. Karin und Klaus luden uns am Abend noch zum Nachtessen in ihr schönes Motorhome ein. Wir wurden richtig nach Stich und Faden verwöhnt und haben es in vollen Zügen genossen, mal wieder in einem klimatisierten und mückenfreien Raum zu essen. Herzlichen Dank euch Beiden für den wunderschönen Abend. Das nächste Essen gibt es dann in der Schweiz, mit Eier und Aromat;-)). Am nächsten Tag müssen wir dann aber wirklich los, denn vor uns liegt nun die letzte Fahretappe in Australien.

Endstation Darwin – Wie weiter?

10,5 Monate später neigt sich langsam aber sicher unsere Australien-Tour dem Ende entgegen und wir erreichen Darwin, die Hauptstadt des Northern Territory. Hier bereiten wir alles für die Weiterreise vor und natürlich steht auch noch die Fahrzeugverschiffung auf dem Programm. Wir sind begeistert, wie einfach und unkompliziert das ganze Verschiffungsprozedere in Darwin abläuft. Im Nu ist Rebelde im Container verladen und bald auf dem Weg nach Südafrika.

Und damit wir auch nicht allzu grossen Herzschmerz bekommen, treffen just zur richtigen Zeit auch noch Sonja und Markus in Darwin ein. Das war natürlich eine Freude und so genossen wir zusammen unsere letzten paar Tage in Down Under.

Und während Rebelde nun erneut über die Weltmeere schippert, nutzen wir diese Zeit unterdessen um wieder einmal Urlaub zu machen, auszuspannen und einfach das "nichtstun" zu geniessen. Wahrscheinlich werden wir jetzt nach diesem Satz gleich mit Drohbriefen bombardiert, aber hey, auch ein Reisender braucht einmal eine Pause. Natürlich hängen wir jetzt nicht einfach nur rum, selbstverständlich haben wir auch einen Kulturteil miteingeplant. Also genauer gesagt geht es zuerst für zwei Tage nach Singapur, dann für zwei Wochen nach Koh Samui und am Schluss für ein paar weitere Tage nach Bangkok. Und als Highlight, gibt es noch einen zweiwöchigen Heimaturlaub in der Schweiz, worauf wir uns besonders freuen, vor allem um die Familie und Freunde wieder zu sehen.

Und Anfang September wird das "Team Gaucho" wieder "on the road" sein, wenn alles klappt. Dann werden wir mit Rebelde den "Afrikanischen Kontinenten" unter die Räder nehmen. Wir freuen uns riesig darauf. Und bis dann, gibt es natürlich weiterhin fleissig Berichte und das "Best of Australia" Video folgt ebenfalls in Kürze.

Australien Rückblick

Normalerweise könnte man jetzt hier einen riesigen Text schreiben, aber da dieser Reisebericht schon wieder so lange wurde, lassen wir es diesmal bleiben. Denn ich denke dass jeder, der unsere Reise bislang mitverfolgte bemerkt hat, wie sehr uns Australien gefällt, sonst wären wir nicht schon so oft und so lange hier gewesen. Fast 18 Monate haben wir insgesamt in Australien verbracht und auch nach dem dritten Mal können wir sagen: Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein!! See ya in Down Under!