Highlights: Sümpfe von Iberá, Mercedes, Puerto Madryn, Ruta Provincial 42 - Playa Las Canteras, Península Valdés, Balneario El Cóndor, Buenos Aires
Auf diesem Reiseabschnitt geht es bei uns mal wieder tierisch zur Sache. So starten wir im tropischen Nordosten des Landes mit einem Abstecher ins Tierparadies bei den „Sümpfen von Iberá, verweilen ein paar Wochen in Patagonien bei den sanften Riesen auf der Península Valdés, besuchen die grösste Felsensittich Kolonie Südamerikas und tauchen nochmals ein in die kulturelle Vielfalt der Landeshauptstadt, Buenos Aires.
Zurück in Argentinien
Mittlerweile wissen wir gar nicht mehr, wie oft wir schon nach Argentinien eingereist sind aber was fest steht ist, dass unser Herz jedes Mal einen kleinen Freudentanz vollführt, wenn wir wieder die blau/weisse Flagge erblicken.
So chaotisch und unorganisiert das Land auch sein mag und einem oft die banalsten Dinge des Lebens, wie z.B. Geld an einem Bankautomaten zu beziehen (das Problem besteht darin, dass die Geldautomaten meistens über gar kein Geld verfügen), zu einer Herausforderung werden lassen, so fühlen wir uns im Land der Gauchos einfach heimisch und schauen über die paar Unannehmlichkeiten mit einem zwinkernden Auge hinweg.
Auf Tierbeobachtung in den „Sümpfen von Iberá“
Die Grenzabfertigung von Encarnación (Paraguay) nach Posadas (Argentinien) läuft relativ zügig von statten und so befinden wir uns bereits kurze Zeit später auf dem Weg zu den Sümpfen von Iberá, dem Natur- und Tierparadies im Nordosten Argentiniens. Wir wählen die Piste von Norden her und erfreuen uns an den teilweise richtig tiefen Sandpassagen, wo sich unser Duro mal wieder etwas austoben kann. Aber natürlich sind wir nicht nur des Fahrspass wegen hier, sondern vor allem wegen der Tiere. Bereits entlang der Piste sehen wir einige Pampashirsche, Carpinchos (Wasserschweine), Kaimane, verschiedene Storchenarten und unzählige Vögel in ihrem farbenfrohen Federkleid, im Prinzip ähnlich wie auf unserer Tour durch das brasilianischen Pantanal.
Von Carlos Pellegrini aus, dem kleinen Versorgungszentrum innerhalb des Sumpfgebietes, unternehmen wir eine mehrstündige Bootstour auf der Lagune von Iberá. Hier bekommen wir eine gelbe Riesen-Anakonda zu Gesicht, welche gerade beim Verdauen eines Wasserschweines ist. Wenn man bedenkt, dass so ein Wasserschwein bis zu 80kg schwer werden kann, ist es gut verständlich, dass der Verdauungsprozess über mehrere Tage andauert. Gut für uns, denn dieser Umstände halber wusste unser Guide natürlich haargenau, wo sich die Schlange ihr Verdauungsplätzchen ausgesucht hat. Ebenso entdecken wir frisch geschlüpfte, winzig kleine Baby-Kaimane und natürlich auch ihre grossen Exemplare.
Wir verbringen ein paar Tage in dieser Region und unternehmen auch auf eigene Faust Wanderungen tiefer hinein in dieses Sumpfgebiet, wo wir sogar eine Bergkatze erspähen. Diese Katzenart ist äusserst selten und normalerweise gar nicht in diesen tiefen Höhenlagen anzutreffen, sondern wie der Name schon sagt, in den Bergen und auf Höhen über 3‘000m. Bei der Touristeninformation teilt man uns jedoch mit, dass es sich wirklich um eine solche Katze handeln würde und man aber auch nicht genau wisse, wie sie hierher ins Flachland gekommen ist. Na ja, vielleicht brauchte das „Mitzchen“ einfach mal einen Tapetenwechsel. Uns freut‘s - sind wir doch so richtige Katzenliebhaber.
Fürbitten beim Volksheld „Gauchito Gil“ für die Fahrt durch „Entre Rios“
Wir verlassen die Sümpfe und steuern nun Mercedes an, wo sich der Wallfahrts- und Geburtsort des Volksheiligen „Gauchito Gil“ befindet. Von der Kirche zwar nicht anerkannt, haben wir trotzdem irgendwie das Gefühl, dass dieser berühmte Gaucho in Argentinien noch populärer als der Papst Franziskus ist. Entlang der Strassen sieht man immer wieder rote Schreine geschmückt mit roten Fahnen, wo die argentinische Version des „Robin Hood“ so verehrt wird. Wenn man an einem solchen Schrein vorbeifährt soll man hupen, um ihn zu grüssen.
Getreu dem Motto „nützt es nichts - so schadet es auch nicht“ kaufen wir uns in Mercedes ein selbstverständlich rotes Amulett und hängen es hinter unsere Windschutzscheibe. Es soll uns Glück bringen auf der Fahrt durch den Bundesstaat „Entre Rios“, wo wir auf unserer ersten Südamerikareise im 2005 so richtig schlechte Erfahrungen mit der korrupten Polizei gemacht haben. Gemäss Aussagen anderer Reisender hat sich in dieser Region diesbezüglich immer noch nicht viel getan und so hoffen wir jetzt einmal, dass wir da gut durchkommen.
Um die Geschichte nicht unnötig in die Länge zu ziehen sei mal vorab gesagt, dass wir diesmal ohne Probleme durch Entre Rios gefahren sind. Zwar wurden wir bei jeder Polizeikontrolle gestoppt, und teilweise sprinteten sie sogar aus ihrer Polizeistation heraus als sie gesehen haben, dass Touristen im Anmarsch sind.
Aber diesmal haben sie definitiv den kürzeren gezogen. Da wir insgesamt auf beiden Südamerika-Reisen fast 1,5 Jahre in Argentinien verbracht haben, kennen wir hier die Strassengesetze wahrscheinlich besser als unsere eigenen zu Hause. So hat die Polizei bei ihrem jeweiligen Rundgang um unseren Duro schnell gemerkt, dass da nichts zu holen ist. Trotzdem sind wir froh, als wir den Bundesstaat Entre Rios hinter uns gebracht haben und in Santa Fe angekommen sind.
Ab in den Süden...
Vor uns stehen nun lange Fahrtage an, da sich unser nächstes Ziel bereits wieder im unteren Drittel des riesigen Landes, genauer gesagt in der Region Patagonien befindet. Nun ja, einige werden sich jetzt bestimmt fragen, weshalb wir denn wieder in den Süden fahren, zumal wir ja bereits im Jahr zuvor da unten unterwegs waren. Des Rätsels Lösung liegt ganz nahe, denn wir möchten unbedingt nochmals auf die Península Valdés, wo sich um diese Jahreszeit die Südkaper in der ruhigen Bucht des „Golfo Nuevo“ aufhalten und ihre Jungen zur Welt bringen. Zweimal waren wir schon hier, aber jedes Mal haben wir die Wale nur um wenige Tage verpasst, auch weil die Wal-Saison Zeiten in den Reiseführern nicht richtig angegeben sind bzw. sich der Zyklus wahrscheinlich verändert hat.
So hoffen wir nun, dass wir diesmal mit Anfang August nicht zu früh dran sind, um die riesigen Meeressäuger zu beobachten. Doch die Sorge war umsonst, denn kaum erreichen wir die nächst grössere Stadt Puerto Madryn, können wir die Wale bereits vom Hafen aus springen sehen. Voller Vorfreude und richtig aufgeregt nutzen wir die letzten Einkaufsmöglichkeiten, damit wir für die nächsten Wochen autark unterwegs sein können.
Natürlich hält uns nun nichts mehr in der Stadt und so fahren wir am späteren Abend entlang der Ruta Provincial 42 zu unserem altbekannten „Plätzli“ an der Playa Las Canteras, wo wir früher schon gecampt haben, aber damals leider immer ohne Wale.
Das Highlight am Schluss - 3 Wochen verbringen wir bei den sanften Riesen
Diesmal wird aber alles ganz anders werden. So erreichen wir unseren Traumstrand zwar im Dunkeln, dafür aber für patagonische Verhältnisse komplett windstill. Und dieses doch eher seltene Schauspiel kommt uns zu Gute und wir können es kaum glauben, dass man die Wale sogar atmen hören kann. Sie scheinen zum Greifen nahe und diesen Geräuschen zu lauschen ist einfach ein unglaubliches Erlebnis. So tun wir in der ersten Nacht auch fast kein Auge zu, schauen immer wieder raus, ob wir vielleicht doch etwas sehen und geniessen dieses Spektakel ganz für uns alleine. Am darauffolgenden Morgen werden wir dann mit einem feuerroten Sonnenaufgang geweckt und sehen dann endlich auch diese fantastischen Tiere vor uns. Wirklich nur wenige Meter vom Strand entfernt schwimmen die Mütter mit ihrem Nachwuchs vorbei, zeigen uns ihre Fluken, spielen mit den Kleinen oder treiben einfach auf ihrem Rücken. Wir haben zuvor schon in anderen Ländern Wale gesehen und unzählige Whale-Watching Touren unternommen. Aber das hier, das übertrifft alles bisherige! Wir sind einfach sprachlos und dankbar, dass wir diesmal an diesem Naturspektakel mit dabei sein dürfen.
Zuerst verbringen wir eine Woche an der Playa Las Canteras, fahren dann noch zu einem anderen „Büchtli“ und schlussendlich auf die Península Valdés, wo wir weitere 9 Tage bleiben. Hier an der Playa Pardelas gefällt es uns sogar noch ein bisschen besser als an der Canteras. Zwar sind in dieser Bucht momentan nicht soviele Wale anzutreffen wie am anderen Strand, dafür dünkt uns aber die Qualität besser, d.h. die Tiere sind viel aktiver. Das Gute an der Playa Pardelas ist, dass man über eine Landzunge relativ weit hinaus ins Meer laufen und dort aus nächster Nähe Sprünge beobachten kann. Teilweise harren wir stundenlang aus und warten auf den perfekten Sprung und dies oft bei eisiger Kälte. Ja ja, Tierfotografie ist kein Zuckerschlecken, aber es macht trotzdem einfach unglaublich viel Spass. So vergehen auch diese Tage wie im Fluge und da wir uns nebst den Walen auch noch anderen Tieren widmen möchten, unternehmen wir eine Rundfahrt über die Halbinsel. Aber diese 230km Piste hätten wir uns getrost sparen können, schade um den günstig getankten Diesel aus Paraguay. Zwar gibt es See-Elefanten und Pelzrobben, aber die Tiere sind von den jeweils angelegten Aussichtsplattformen soweit entfernt, dass man ein Fernglas braucht um diese überhaupt zu sehen. Möchte man diese Tiere aus nächster Nähe sehen, so gibt es unzählige bessere Möglichkeiten entlang der Ruta 3 Richtung Süden. Na ja, im Nachhinein ist man immer schlauer.
So konzentrieren wir uns wieder auf unsere sanften Riesen und fahren nochmals zurück an die Playa Las Canteras, wo wir uns mit Betty und Beat sowie Sonja und Benno verabredet haben. Ebenfalls lernen wir hier noch Renate und Bruno mit ihrem Pepamobil kennen, welche bereits seit unglaublichen 17 Jahren auf Reisen sind. Dieser Strandabschmitt ist nun fest in Schweizer Hand und so gibt es nebst den Walbeobachtungen natürlich auch so einiges zu erzählen. Zudem stellen wir hier auch noch einen neuen Rekord auf und können es selber gar nicht fassen, dass in unserem Mogli tatsächlich 8 Personen einen Sitzplatz haben, da sage ich nur, Klein aber OhO :-). Hier veranstalten wir auch unser „Abschiedstrünkli“ und verlassen nach 3 Wochen schweren Herzens dieses einzigartige Paradies auf Erden.
Bei den Felsensittichen im „Balneario El Cóndor“
Auf dem Rückweg nach Buenos Aires unternehmen wir nochmals einen Schlenker und fahren entlang der Ruta Provincial 1 ins „Balneario El Cóndor“, wo ebenfalls ein tierisches Spektakel auf uns wartet. Waren wir zuvor noch bei den Unterwasserbewohnern zu Besuch, so wechseln wir nun zum Luftgeschwader und staunen nicht schlecht über den ohrenbetäubenden Lärm, welche die Abertausenden von Felsensittichen veranstalten. Ihre Nistplätze haben sie in kleinen Höhlen entlang der steilen Meeresklippen, von wo sie auch zu ihren Rundflügen starten. Man kann sie entweder bei Ebbe vom Strand aus in ihren Nistplätzen beobachten oder dann vom oberen Klippenrand auf ihre Flugmanöver hinunterschauen. Stundenlang verfolgen wir sie bei ihrem hektischen Treiben, bevor wir uns auf zu unserer letzten Station in Argentinien begeben, nach Buenos Aires.
Buenos Aires - La Capital del Tango
Obwohl wir mittlerweile schon das 5. Mal nach Buenos Aires kommen, freuen wir uns auch dieses Mal wieder auf ein paar Tage Stadtleben in der Landeshauptstadt. Unseren Duro haben wir etwas ausserhalb bei Cris (www.andeanroads.com) untergestellt, damit wir so sorglos und ungebunden die Stadt besichtigen können. Dieses Mal möchten wir uns speziell dem Tango widmen und quartieren uns deshalb für ein paar Nächte im alten Stadtteil in San Telmo ein. Zwar stammt der ursprüngliche Tango aus dem „Armenviertel“ in La Boca, aber auch in San Telmo wird dieser melancholische Tanz vor allem an den Wochenenden rund um die Plaza Dorrego oder auch in den Gassen getanzt.
Wir steuern ein paar altbekannte Plätze/Sehenswürdigkeiten an, die wir nochmals sehen möchten und entdecken aber auch immer wieder neue, kleine versteckte Schätze. Vor allem dann, wenn wir mit unserer langjährigen Freundin Mónica zu Fuss unterwegs sind. Sie zeigt uns jedes Mal eine andere Seite der Millionenstadt und so bekommen wir einiges zu Gesicht, wo wir normalerweise einfach daran vorbeigelaufen wären.
Für den letzten Abend haben wir uns eine Tangoshow mit Nachtessen im „El Querandí“ gebucht, wo die verschiedenen Epochen bzw. der Tango von der Entstehung bis zum jetzigen Zeitpunkt aufgeführt wird. Ein schöner Abschluss, um uns von der „La Capital del Tango“ zu verabschieden.
Auf nach Uruguay
Zurück bei unserem Duro heisst es jetzt, die letzten Kilometer unter die Räder zu nehmen. Unsere lange Reise neigt sich langsam aber sicher dem Ende entgegen und der Verschiffungstermin rückt in greifbare Nähe. Da die einzige Fähre von Buenos Aires nach Uruguay, welche höhere Fahrzeuge transportieren kann, für die komplette Saison ausfällt, müssen wir nun die 600km nach Montevideo fahren. D.h. nochmals durch unseren Lieblings-Bundesstaat „Entre Rios“ hindurch :-). Aber auch diesmal klappt alles ohne Probleme und so reisen wir bereits 2 Tage später in unser letztes Reiseland in Südamerika ein, nach Uruguay. Danke Gauchito Gil!
Da wir wieder mit dem Frachtschiff nach Hause reisen werden, wird es noch einen letzten Reisebericht über die Rückfahrt sowie einen kleinen Rückblick über unsere dreijährige Reise durch die beiden Amerikas geben. Also unbedingt nochmals reinschauen, es gibt noch einiges zu lesen.
Fazit Argentinien
Kein anderes Land in Südamerika bringt es fertig, die einfachsten Dinge des Lebens so zu verkomplizieren, dass diese oft in einem riesengrossen Chaos enden. Während wir bei anderen Ländern in Südamerika nach 10 Jahren einen wirtschaftlichen Fortschritt festgestellt haben, ist in Argentinien genau das Gegenteil der Fall. Das Land ist in der Zwischenzeit utopisch teuer geworden und die Lebensqualität für die Einheimischen hat sich indessen stark verschlechtert, was zur Folge hat, dass die Kriminalität in Zukunft ansteigen wird.
Trotzdem kommt jetzt hier das grosse ABER: Obwohl das Land in einer wirklich schweren Krise steckt, sind die Menschen, welche für uns halt ein Land ausmachen, immer noch die gleichen geblieben. Die Argentinier sind unglaublich freundlich, extrem hilfsbereit und mit ihrem „scho me schamo“ (Yo me llamo) Dialekt einfach liebenswürdig. Nie wurde uns in irgendeiner Weise Hilfe verweigert, ganz im Gegenteil. Kaum hält man eine Karte in der Hand und sucht sich um, ist gleich jemand zur Stelle der einem weiterhelfen möchte. Das einzige was man in Argentinien nie machen darf ist, mit einem Einheimischen über Politik zu sprechen, da hat man definitiv verloren.
Aber auch die Landschaft Argentiniens hat es uns einfach angetan. Es gibt nicht viele Länder auf der Welt wo man im gleichen Land Tropen, knochentrockene Wüsten, Gletscher und einen fast 7‘000m hohen Berg (Aconcagua 6‘962m) vorfindet. Zudem ist das Land aufgrund der unendlichen Weiten und menschenleeren Gebiete einfach ein TRAUM zum freien Campen. Tja, ich könnte jetzt hier noch ewig weiter schreiben aber ich glaube man hat gemerkt, wie gut uns Argentinien gefällt. Und so kommt es natürlich auch, dass sich selbst nach über 10 Jahren immer noch die beiden gleichen Länder die Spitzenplätze unserer Südamerika-Rangliste teilen, nämlich Argentinien und Bolivien.
Aber mehr Zahlen und Fakten sowie ein Rückblick zu unserer Alaska - Feuerland Tour folgt dann im nächsten und letzten Reisebericht. Hasta luego!
Wieviel hat uns Argentinien im Ganzen gekostet?
Erfahre hier mehr über unsere Ausgaben in Argentinien in unserer Rubrik Reisekosten.